Herbstlandschaft im Pfaffenwinkel zwischen Lech und Loisach. (Bild: Imago/Westend61)
Landwirtschaft

Vielfalt an erster Stelle

Bayerns Landwirtschaft soll auch künftig ein attraktiver Arbeitsplatz für junge Menschen sein. Welche Bedeutung dabei der "Bayerische Weg" hat, darüber diskutierte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner mit jungen Landwirten in München.

Bunt gefärbte Herbstwälder, kristallklare Flüsse und saftig grüne Wiesen, auf denen braun gefleckte Kühe grasen – das Gesicht Bayerns wird von seinen Landwirten gestaltet. Dass es sich so vielfältig entwickeln konnte, ist das Ergebnis eines eigenständigen bayerischen Weges in der Agrarpolitik. Über die Chancen, die sich aus dem sogenannten „Bayerischen Weg“ ergeben, diskutierte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner mit Vertretern der Verbände und jungen Landwirten auf einem Symposium in München. „Wenn wir unsere führende Rolle als Agrarstandort weiter ausbauen wollen, müssen wir dauerhaft besser und erfolgreicher sein als Andere“, sagte der Minister.

Der Bayerische Weg versteht Agrarpolitik als Gesellschaftspolitik.

Helmut Brunner, Landwirtschaftsminister

Förderungen für Bio- und Bergbauern

Als besondere Stärke der bayerischen Landwirtschaft sieht Brunner vor allem die Kreativität der rund 110.000 bäuerlich strukturierten Familienbetriebe in Bayern. Fährt der Landwirtschaftsminister aufs Land, trifft er immer mehr Bauern, die ihm ihre neuen Ferienwohnungen oder Hofläden zeigen. Einige präsentieren auch Masterpläne, wie sie künftig Gäste im Garten bewirten wollen. Denn immer mehr Landwirte bauen sich ein weiteres Standbein auf. Deshalb bleibe ein Schwerpunkt bayerischer Agrarpolitik, diese Betriebe zu stärken – beispielsweise mit Förderungen wie dem Kulturlandschaftsprogramm. Damit unterstützt der Freistaat die Entwicklung einer nachhaltigen ökologischen Erzeugung. Dazu bekommen Landwirte Ausgleichszahlungen für umweltschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen. Darunter fallen Prämien für Weidehaltung oder für vielfältige Fruchtfolgen auf den Feldern. Auch den Bauern in Berggebieten hilft das Kulturlandschaftsprogramm. Neben Ausgleichszahlungen gibt es spezielle Ausbildungsangebote bis hin zu einem eigenen Bergbauernprogramm.

Die Jugend muss über den Tellerrand hinausschauen.

Martin Baumgärtner, Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft

Als entscheidend für den Erfolg der Landwirte sieht Martin Baumgärtner, Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft, neben Förderprogrammen die Möglichkeit zur Weiterbildung. „Jeder muss sich fragen: Wie kann ich mich weiterbilden, um meinen Betrieb auf Spur zu bringen?“, sagte er auf dem Symposium. Die Jugend sei gefordert, über den Tellerrand hinauszuschauen. Dabei profitieren die Landwirte vom Image bayerischer Produkte. Das gemeinsame Ziel müsse daher sein, Bayern als starke Marke auf dem Lebensmittelmarkt weltweit zu verankern.

Dialog gefragt

Mehr Wertschöpfung für in Bayern produzierte Lebensmittel gelinge aber nur über Kommunikation mit den Bürgern. Darüber sind sich die Teilnehmer der Diskussion einig. „Wir brauchen die Akzeptanz der Bevölkerung für unsere Arbeit“, sagte Brunner. Nur dann zahlten Bürger mehr Geld für landwirtschaftlich erzeugte Produkte, wenn sie darin einen Mehrwert für sich selbst erkennen würden. Der Minister appellierte an die Bauern, die wachsende Sensibilität für Fragen des Tierwohls, der Gesundheit und des Umweltschutzes nicht als Bürde, sondern als Chance zu sehen. Denn gerade die bayerischen Strukturen würden den Anliegen der Verbraucher nach Regionalität, Überschaubarkeit und Transparenz am besten gerecht.

Bio-Siegel für mehr Transparenz

In den Supermärkten soll das bereits 2015 eingeführte bayerische Bio-Siegel dazu führen, dass Verbraucher für nachhaltig produzierte Lebensmittel sensibilisiert werden. Das Siegel macht deutlich, woher das Produkt kommt. Sabine Groß, Vorstandsmitglied der Evangelischen Landjugend, will deshalb enger mit den Bioverbänden zusammenarbeiten, um Verbraucher besser zu informieren. Luft nach oben sieht Minister Brunner auch in Sachen Vermarktung. Für französischen Käse seien die Leute schon lange bereit, mehr Geld auszugeben. Diese Wertschätzung müsse auch bei bayerischen Produkten erreicht werden. So investiert der Freistaat derzeit in eine Premiumstrategie für Lebensmittel aus Bayern. Die Dachmarke „Bestes aus Bayern“ soll Lebensmitteln ein „Gesicht“ geben. Einen Beitrag soll künftig auch die Fachschulausbildung leisten. Sowohl Dialogfähigkeit wie auch mehr Know-how über die Märkte sollen Bestandteil der Lehrpläne werden.

Der Bayerische Weg

Jeder dritte Bauernhof Deutschlands steht heute im Freistaat. Als Pionier in der Agrarpolitik gilt Hans Eisenmann, der von 1969 bis zu seinem Tod 1987 bayerischer Landwirtschaftsminister war, und auf eine nachhaltige und bäuerlich geprägte Landwirtschaft setzte. Den „Bayerischen Weg“ hatte er als Gegenentwurf zum sogenannten Mansholt-Plan entworfen, mit dem der damalige EG-Agrarkommissar die Agrarstruktur in Europa planwirtschaftlich ausrichten wollte. Die Grundsätze des Bayerischen Weges wurden 1970 gesetzlich verankert. Ziel war unter anderem, den Strukturwandel in der Landwirtschaft sozial verträglich zu gestalten und Strukturbrüche zu vermeiden.