Siemens hat in Berlin Verträge in Höhe von 8 Milliarden Euro für drei Gaskraftwerke und bis zu 12 Windparks unterzeichnet, um die Leistungsfähigkeit im Bereich Energieerzeugung in Ägypten deutlich zu steigern. Bei der Vertragsunterzeichnung in Berlin (v.l.): Mohamed Shaker, Energieminister von Ägypten, Sigmar Gabriel, deutscher Vize-Kanzler, Abdel Fattah Al-Sisi, Präsident Ägyptens und Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. Bild: www.siemens.com/presse
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Auswärts Expansion, daheim Schrumpfkurs

In der Welt auf Expansions-, daheim auf Schrumpfkurs: Aus Ägypten kommt der größte Auftrag der Firmengeschichte und Siemens feiert. In Deutschland will der Konzern tausende Stellen streichen. Diese Woche gehen die Beschäftigten dagegen auf die Straße. Die IG-Metall hat zu einem Aktionstag aufgerufen. Motto: „Standort D stärken – Margenwahn stoppen“.

Gut 13.000 Stellen will Siemens bekanntlich langfristig weltweit abbauen, etwa 5100 in Deutschland. Am stärksten betroffen sind das Energiegeschäft und Medienberichten zufolge die Standorte im nordrhein-westfälischen Mülheim sowie in Berlin. Die Gründe liegen auf der Hand: Konzern-Chef Joe Kaeser hatte erst kürzlich geklagt, dass das Unternehmen in diesem Jahr in Deutschland „noch keine einzige Gasturbine verkauft hat“ (der Bayernkurier berichtete). Die Schuld gibt er der Energiewende. Sie habe dem Konzern die Basis für das Geschäft entzogen, kritisierte Kaeser nun auch in der hauseigenen Mitarbeiterzeitung „Siemens-Welt“. Während man in Deutschland zu Kürzungen gezwungen sei, baue man in anderen Bereichen der Welt Jobs auf, das auch im Energiegeschäft, unterstrich der Vorstandschef: „Diese Situation zeigt, wie dramatisch sich unsere Märkte verschoben haben.“ Dem „energiepolitischen Strukturwandel“ fallen laut Kaeser in Deutschland in der Sparte „Power Generation“ rund 1600 Mitarbeiter zum Opfer. „Gegenläufig bauen wir in Ländern, wo die Kunden bestellen, auch über 1000 Mitarbeiter wieder auf.“

Riesenmarkt Ägypten

Das ist demnächst vor allem in Ägypten der Fall. In dem Land der Pyramiden erschließen die Münchner einen riesigen Markt. Acht Milliarden Euro umfasst „der größte Einzelauftrag für Siemens aller Zeiten“, jubiliert das Unternehmen. Gebaut werden drei schlüsselfertige Gaskraftwerke mit einer Kapazität von je 4,8 Gigawatt, noch vor dem Sommer 2017 sollen die ersten ans Netz gehen. Darüber hinaus werde Siemens am Golf von Suez und in der westlichen Nilregion bis zu zwölf Windparks mit etwa 600 Windturbinen und einer Gesamtleistung von zwei Gigawatt liefern, heißt es. Hergestellt wird vieles vor Ort: Man werde eine Rotorblattfertigung in der Region Ain Soukhna errichten und so bis zu 1000 Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen, heißt es in der Medienmitteilung des Konzerns. Die Fertigung soll in der zweiten Jahreshälfte 2017 den Betrieb aufnehmen.

„Das ägyptische Volk kann sich auf Siemens verlassen“, sagte Kaeser anlässlich der Vertragsunterzeichnung in Berlin, der auch Bundewirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Ägyptens Präsident Abdel Fattah El-Sisi beiwohnten. Siemens und seine Partner würden mit diesen „noch nie dagewesenen Verträgen“ die wirtschaftliche Entwicklung Ägyptens unterstützen.

Und in dem Land könnte dann das funktionieren, was hierzulande so schwierig ist: „Durch den Einsatz hoch effizienter erdgasbefeuerter Kraftwerke und Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien werden wir einen bezahlbaren, zuverlässigen und nachhaltigen Energiemix für die Zukunft des Landes schaffen“, so Kaeser.