Im Einsatz: Seilbagger der Bauer AG aus Schrobenhausen im chinesischen Shanghai. (Bild: Bauer)
Baubranche

Trendwende bei der Bauer AG

Thomas Bauer, Vorstandsvorsitzender der Bauer AG, sieht die schwierige Phase der vergangenen vier Jahre überstanden. Investitionen und Stammkunden halfen dem Bauunternehmen sich auf dem Markt zu behaupten. Aktuell stehen Aufträge im Volumen von mehr als einer Milliarde Euro in den Büchern.

Zwar habe sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr halbiert, aus operativer Sicht habe die Firma jedoch eine Trendwende eingeleitet, sagte Thomas Bauer, Vorstandsvorsitzender des oberbayerischen Tiefbaukonzerns Bauer AG, bei der Vorlage der Bilanz.  2016 hat das Unternehmen aus Schrobenhausen unter dem Strich 14,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Jahr davor waren es noch 29 Millionen gewesen.

Wir arbeiten daran weitere Bereiche wie Personal, Einkauf und Produktion effizienter zu gestalten.

Thomas Bauer, Vorstandsvorsitzender der Bauer AG

Die Zahlen des Vorjahres beinhalteten aber Sondereffekte und seien deshalb nur bedingt vergleichbar, erklärte Bauer. So seien im Jahresergebnis 2015 Leistungen aus der Veräußerung und Neubewertung von Geschäften in Höhe von knapp 78 Millionen Euro enthalten.

Ohne diesen Einfluss läge die Gesamtkonzernleistung 2016 in etwa auf Vorjahreshöhe. Der Umsatz stieg dabei um 1,3 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Zugenommen hat auch die Anzahl der Aufträge. Ende Dezember hatte der in rund 70 Ländern der Welt aktive Konzern Aufträge für mehr als eine Milliarde Euro in den Büchern. Das sei der höchste Auftragsbestand in der Firmengeschichte, sagte Bauer.

Megatrend Urbanisierung bietet Chancen

Der Spezialist für Tiefbautechnologien wickelt lediglich rund 30 Prozent seiner Geschäfte auf dem deutschen Markt ab und ist vor allem international tätig. So profitierte das Segment Bau von der insgesamt guten Entwicklung der Baumärkte weltweit. Trotz der Krisenherde sei der Bedarf an Infrastruktur, wie Straßen, Brücken, Dämmen, oder Energieversorgung groß, sagte Bauer. Auch die zunehmende Urbanisierung spiele eine Rolle. Denn Unternehmen seien zunehmend auf Spezialtiefbauleistungen angewiesen, damit Gebäude auch an schwierigen Standorten errichtet werden könnten.

Verzögerung bei Großprojekten

Im Jahr 2016 musste das Segment Bau jedoch Verluste in Hongkong und Malaysia hinnehmen. In Malaysia hatte sich die Vergabe dreier großer Projekte immer wieder verzögert, sodass Kapazitäten fast sechs Monate lang nicht eingesetzt werden konnten. In Hongkong hat Bauer für ein Großprojekt zur Erweiterung des Flughafens Vorarbeiten geleistet, wurde aber letztlich bei der Vergabe nicht berücksichtigt. Beides verursachte in Summe einen Verlust von mehr als zehn Millionen Euro. Demgegenüber steht in dem Segment ein zusätzliches Ergebnis von etwas mehr als zehn Millionen Euro, das auf die Beteiligung an der Firma Wöhr + Bauer GmbH zurückzuführen ist.

Überkapazitäten bremsen Umsätze

Das Segment Maschinen konnte sich in einem schwierigen Marktumfeld gut behaupten, berichtete Bauer. Die Umsätze im weltweiten Baumaschinenmarkt gingen in den Jahren von 2012 bis 2015 um knapp 30 Prozent zurück. Das lag nicht nur an der unsicheren politischen Situation in einigen Ländern. Teilweise gab es Überkapazitäten von bis zu 400 Prozent, sagte Bauer. So entstanden in dem Zeitraum in China Werke, die auf die Produktion tausender Geräte ausgelegt waren. „Die Chinesen haben sich strategisch verrannt und jetzt vergammeln etliche Maschinen auf Lagerplätzen“, sagte Bauer. Sein Konzern konnte hingegen die Umsätze annähernd stabil halten. Er nannte dafür zwei Gründe. Einerseits Investitionen in die Entwicklung effizienter Maschinen. So benötigen sie inzwischen im Durchschnitt 30 Prozent weniger Sprit und sind nur noch halb so laut wie noch vor ein paar Jahren. Andererseits profitiere das oberbayerische Unternehmen von seinen Stammkunden.

Gewinne für Segment Resources erwartet

Das größte Potenzial sieht Bauer langfristig im Segment Resources, da es die Zukunftsmärkte Wasser, Umwelt und Bodenschätze bediene. Wegen eines Großprojektes in Jordanien, das zu Überkapazitäten geführt hätte, läge das Segment aber noch nicht in der Gewinnzone. Noch bis 2020 wird das Unternehmen mit den Arbeiten am bisher größten Auftrag seiner Unternehmensgeschichte, der Sanierung der Kesslergrube in Grenzach-Wyhlen, beschäftigt sein. Mit der Neuausrichtung und dem verbesserten Auftragsbestand geht Bauer davon aus, das Segment in den kommenden zwei Jahren wieder in die Gewinnzone zu führen.

Keine Einschränkungen im Geschäft mit USA

Der Konzern erwartet für das laufende Geschäftsjahr eine Gesamtkonzernleistung in Höhe von etwa 1,7 Milliarden Euro und einen Gewinn von 23 bis 28 Millionen Euro. Die Planungen für die kommenden Jahre sehen uein Wachstum zwischen drei und acht Prozent bei der Gesamtkonzernleistung vor.

Das Geschäft in den USA sieht Bauer auch nach dem dortigen Regierungswechsel positiv. Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen im Bereich Maschinen in den USA einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro. „Trump wird weiter in Infrastruktur investieren und wir erwarten nicht, dass unser Geschäft beispielsweise durch Schutzzölle eingeschränkt wird“, sagte Bauer.

Wegen des gesunkenen Jahresgewinns will der Vorstand die Dividende von 0,15 auf 0,10 Cent je Aktie reduzieren. Damit soll das Eigenkapital des Konzerns geschont werden.

Weltmarktführer für Spezialtiefbau

Das Unternehmen Bauer AG, gegründet 1790 mit Sitz im oberbayerischen Schrobenhausen, ist Anbieter von Dienstleistungen, Maschinen und Produkten für Boden und Grundwasser. Mit über 110 Tochterfirmen verfügt Bauer über ein weltweites Netzwerk in 70 Ländern.

Die Geschäftstätigkeit des Konzerns ist in drei Segmente aufgeteilt: Bau, Maschinen und Resources. Das Segment Bau bietet innovative Spezialtiefbauverfahren an und führt Gründungen, Baugruben, Dichtwände und Baugrundverbesserungen aus. Im Segment Maschinen ist Bauer als einer der Weltmarktführer Anbieter von Geräten für den Spezialtiefbau sowie für die Erkundung, Erschließung und Gewinnung natürlicher Ressourcen. Im Segment Resources konzentriert sich Bauer auf hochinnovative Produkte und Services für die Bereiche Wasser, Umwelt und Bodenschätze.