Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Netzer (M.), sein Vize Roland Schmautz (r.) und der Landesobmann der bayerischen Sparkassen, Walter Strohmaier, präsentierten das Jahresergebnis. (Foto: Bayernkurier)
Finanzen

Schwierige Geschäfte in anormalen Zeiten

Die bayerischen Sparkassen leiden unter der Niedrigzinspolitik der EZB und unter der stetig wachsenden Flut an Vorschriften aus Brüssel. Für Sparer wird es zunehmend schwieriger, für das Alter vorzusorgen.

Höhere Spareinlagen, mehr ausbezahlte Kredite und ein deutlich gewachsenes Geschäft mit Wertpapieren, aber am Ende weniger Gewinn. „Wir befinden uns in einer anormalen Situation“, fasste der Präsident des Sparkassenverbands Bayern, Ulrich Netzer, auf der Jahrespressekonferenz die Lage der 68 Sparkassen im Freistaat zusammen. „Der Erfolg beim Kunden spiegelt sich nicht im Ergebnis wieder.“ Das, so Netzer „tut weh“.

Der Gewinn geht zurück

Schuld hat aus Sicht des Sparkassen-Präsidenten vor allem die Politik der Europäischen Zentralbank. Die Negativzinsen stellten „grundlegende Prinzipien des Geschäftslebens auf den Kopf“. Die Folgen des Zinstiefs lassen sich direkt in den Sparkassenbilanzen ablesen: Um 3,8 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro sank der Zinsüberschuss, das Betriebsergebnis vor Bewertung ging um 4,3 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zurück. Und Besserung ist laut Netzer nicht in Sicht. Auch für die kommenden Jahre rechnet er mit sinkenden Betriebsergebnissen.

Dennoch zeigte sich der Sparkassen-Chef mit dem Ergebnis für 2016 insgesamt zufrieden. Immerhin sei es besser ausgefallen als prognostiziert. Positiv für die Sparkassen wirkten sich deutlich gesunkene Wertberichtigungen aus. Auch Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme zeigten Wirkung, so Netzer.

Das Filialnetz schrumpft

Für so manchen Kunden bedeutet dies allerdings, dass sein Weg zur Sparkassenfiliale länger geworden ist. Mehr als 200 Zweigstellen wurden im vergangenen Jahr geschlossen. Zwar sei die große Schließungswelle vorbei, erklärte Netzer. Einzelne, unrentable Standorte würden aber wohl auch in diesem Jahr wegfallen. Durch Fusionen sinken dürfte langfristig auch die Zahl der Sparkassen. Von derzeit 68, so Netzer, könnten in einigen Jahren noch 60 übrigbleiben.

Wer sich heute keine Kapitalmarktgeschäfte und auch keine Kreditfinanzierung leisten kann, gehört zu den Hauptleidtragenden des aktuellen Zustands.

Ulrich Netzer, Sparkassen-Präsident

Netzer warnte eindringlich vor den Folgen der Niedrigzinsen für die Kleinsparer. Sie würden für ihre Einlagen so gut wie nichts mehr erhalten und müssten bei steigender Inflation sogar Verluste hinnehmen. Höhere Renditen gebe es derzeit nur bei entsprechender Risikobereitschaft. „Für viele unserer Kunden ist das keine Option“, sagte Netzer. 50 Prozent könnten schon jetzt am Monatsende nichts zurücklegen. „Wer sich heute keine Kapitalmarktgeschäfte und auch keine Kreditfinanzierung leisten kann, gehört zu den Hauptleidtragenden des aktuellen Zustands.“

Sparer brauchen Entlastung

Der Sparkassenpräsident appellierte an die Politik, die Kleinsparer zu entlasten. Die Finanzminister müssten einen Teil ihrer üppigen Überschüsse an die Bürger zurückgeben. Konkret schlug Netzer vor, die Einkommensgrenze für die Arbeitnehmer-Sparzulage sowie den Anlagehöchstbetrag deutlich anzuheben. Beide Grenzwerte müssten verdoppelt werden.

Die Mittel, die für die Absicherung unserer Kunden in Bayern und Deutschland zurückgelegt wurden, dürfen nicht in einen gemeinsamen europäischen Haftungspool fließen.

Ulrich Netzer, Sparkassen-Präsident

Klar sprach sich der Sparkassen-Präsident gegen die Pläne der EU aus, die Einlagensicherung zu vergemeinschaften. „Die Mittel, die für die Absicherung unserer Kunden in Bayern und Deutschland zurückgelegt wurden, dürfen nicht in einen gemeinsamen europäischen Haftungspool fließen“, sagte Netzer.

Vorgaben kosten Geld

Kritisch äußerte sich Netzer auch über die Regulierung der Finanzbranche. Die Flut der Vorgaben, die für Großbanken und deren Geschäftsmodelle sinnvoll sein könne, belaste die regionalen Kreditinstitute. Geld, das die Sparkassen investieren müssten, um diese Vorgaben zu erfüllen, fehle letztendlich für Kredite. Netzer sprach sich dafür aus, kleinere Banken bei der Regulierung zu entlasten und eigene Regeln für sie zu definieren.

Beruhigen konnte Netzer die Sparer beim Thema „Strafzinsen“. Die Sparkassen würden so lange es wirtschaftlich vertretbar sei auf „Verwahrentgelte“ verzichten, versprach Netzer. Bei kleinen Konten bis etwa maximal 20.000 Euro, erklärte der Sparkassen-Chef, kämen derartige Gebühren für ihn aber generell „nicht in Frage“.