So sieht die Zukunft aus: Das Auto fährt von selbst, aber der Fahrer hat jederzeit die Möglichkeit einzugreifen. (Bild: BMW-Group)
Autonomes Fahren

BMW bündelt seine Kräfte

BMW drückt auf dem Weg zum selbstfahrenden Auto auf die Tube: Im ersten Halbjahr 2017 soll in der Region München der Spatenstich für ein neues Entwicklungszentrum zum autonomen Fahren gefeiert werden. Die Standortfrage wird Anfang Dezember geklärt. Großes Hoffnungen macht sich vor allem die Gemeinde Haar.

Im Rathaus der Gemeinde Haar (Landkreis München) wird schon fleißig geplant. Und der örtliche Gemeinderat kann sich kaum vorstellen, dass BMW das verlockende Angebot der Immobiliengesellschaft Dibag ausschlägt, der der 15 Hektar große Acker gehört. Der Standort östlich von München erscheint den Planern ideal: Angebunden an den Autobahnring 99 sowie die Bundesstraßen 304 und 471 könnte auf der sogenannten Finckwiese das Forschungszentrum entstehen. 2000 Mitarbeiter, zu denen Ingenieure, IT-Profis und Softwareentwickler zählen, sollen darin das Auto der Zukunft weiterentwickeln. Damit angefangen haben längst 1000 BMW-Beschäftigte im Stammwerk München sowie anderen Niederlassungen.

Wir wollen das an einem Standort zusammenführen, in einer Art Campus, und dort viele neue Arbeitsplätze schaffen.

BMW-Sprecher

„Wir wollen das an einem Standort zusammenführen, in einer Art Campus, und dort viele neue Arbeitsplätze schaffen“, bestätigte ein BMW-Sprecher am Mittwoch. Ob das jedoch in Haar passieren wird, ließ er offen. Mehrere Standorte rund um München würden geprüft, entschieden sei noch nichts, hieß es. Unter den alternativen Standorten sind auch Grundstücke mit Bestandsgebäuden, die BMW nutzen könnte, berichtete die Süddeutsche Zeitung.

Einzug schon für März 2018 geplant

Wie auch immer: Vor allem muss es offensichtlich schnell gehen, schon im März 2018 sollen die ersten neuen Mitarbeiter das Entwicklungszentrum samt Teststrecke beziehen. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht. So hat zum Beispiel Rivale Mercedes im vergangenen Jahr in Las Vegas sein autonom fahrendes Forschungsfahrzeug „F 0 15 Luxury in Motion“ vorgestellt, das aussieht, wie einem Science-Fiction-Film entsprungen. Die Marke mit dem Stern sieht sich im Rennen um das Auto der Zukunft um eine Nasenlänge voraus. Und auch Audi mischt bekanntlich im Konzert der Großen kräftig mit.

In unserem BMW iNEXT wollen wir ab 2021 eine serienreife Lösung für hoch und voll autonomes Fahren auf den Markt bringen.

BMW-Vorstandsvorsitzender Harald Krüger

Wer das Rennen macht, wird sich zeigen. Die Münchner sind jedenfalls auch bestens gerüstet und haben ein ehrgeiziges Ziel ausgegeben: „In unserem BMW iNEXT wollen wir ab 2021 eine serienreife Lösung für hoch und voll autonomes Fahren auf den Markt bringen“, sagte BMW-Chef Harald Krüger im Sommer bei seinem Zwischenbericht für 2016. Dafür haben sich die Münchner mächtige Verbündete ins Boot geholt: den weltweit größten Chiphersteller Intel und den Roboterwagen-Spezialisten Mobileye aus Israel. „Alle drei Partner werden ihr Know-how aus den Bereichen Automobil, Technologie, Computer-Vision und maschinelles Lernen bündeln“, kündigte der BMW-Chef an.

BMW fordert klare gesetzliche Rahmenbedingungen

Zuletzt hatte die Branche bekanntlich einige Rückschläge zu verkraften. Und mit Blick auf den tödlichen Unfall eines teilautonom fahrenden Tesla in den USA betonte auch Krüger, dass die Technologie für autonomes Fahren noch nicht ausgereift sei. „Für uns war immer klar: Die Sicherheit von Fahrer, Fahrzeuginsassen und Fußgängern steht im Mittelpunkt“, betonte er. Zudem forderte der BMW-Chef im Sommer noch „klare gesetzliche Rahmenbedingungen“, die die Einführung der Technologie begleiten müssten.

Politik hat geliefert

Die Politik hat auf Initiative von Verkehrsminister Alexander Dobrindt mittlerweile geliefert: Ende September räumte der Bundestag mehrere Steine aus dem Weg, der das autonome Fahren auf Deutschlands Straßen in Zukunft möglich machen soll. Der Mensch muss dabei aber immer Herr über die Maschine bleiben: So werden die Fahrsysteme nur als zulässig erachtet, wenn sie den Vorgaben der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UN-CE) entsprechen. Sie sieht vor, dass der Autopilot jederzeit vom Fahrer „übersteuert“ werden können muss. Dobrindt gab überdies den Startschuss für die angekündigte Ethikkommission. Sie befasst sich mit der schwierigen Frage, welche Prioritäten computergesteuerte Fahrzeuge in Gefahrensituationen setzen müssen. Bekanntlich war zum Beispiel zuletzt kontrovers über die Frage diskutiert worden, ob die Maschine den Insassen des autonom fahrenden Wagens mehr schützen soll als die anderen Beteiligten eines unausweichlichen Unfalls.