Mehr Geld für weniger Milch
Deutschlands Landwirte bekommt von der EU knapp 60 Millionen. Die Bundesregierung könnte diesen Betrag mit eigenen Mitteln noch verdoppeln. Davon könnten nicht nur Milchbauern profitieren, sondern auch Landwirte, die Schweine oder andere Nutztiere züchten und ihre Produktion zurückfahren.
Milchkrise

Mehr Geld für weniger Milch

Deutschlands Landwirte bekommt von der EU knapp 60 Millionen. Die Bundesregierung könnte diesen Betrag mit eigenen Mitteln noch verdoppeln. Davon könnten nicht nur Milchbauern profitieren, sondern auch Landwirte, die Schweine oder andere Nutztiere züchten und ihre Produktion zurückfahren.

Mit einem neuen 500 Millionen Euro schweren Paket hilft die EU Milchbauern und anderen krisengebeutelten Landwirten. EU-Agrarkommissar Phil Hogan präsentierte den EU-Agrarministern am Montag in Brüssel Details. Ziel sei „die dringend benötigte Erholung der Preise, die den Bauern gezahlt werden, so dass sie von ihrer Arbeit leben können“, erklärte Hogan. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) geht davon aus, dass Bauern „im vierten Quartal dieses Jahres“ Geld sehen könnten.

Weniger Milch wird belohnt

Um das Überangebot an Milch in den Griff zu bekommen und damit die Preise zu stabilisieren, will die EU 150 Millionen Euro an Milcherzeuger zahlen, die ihre Produktion drosseln. Derzeit können viele Bauern nicht mehr kostendeckend wirtschaften. Die übrigen 350 Millionen Euro gehen an die EU-Staaten zur weiteren Verteilung, davon der größte Betrag von knapp 58 Millionen Euro an Deutschland.

Die 58 Millionen sollen im Wesentlichen den Milchbauern zukommen.

Christian Schmidt, Bundeslandwirtschaftsminister

Die Bundesregierung könnte diesen Betrag mit eigenen Mitteln noch verdoppeln. Schmidt kündigte bereits an, er wolle noch in dieser Woche mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) über eine nationale Aufstockung der Mittel sprechen. Der Deutsche Bauernverband forderte, die Hilfen „schnell und effizient“ auszuzahlen.

Um die Milchbauern rechtzeitig zu unterstützen, ist eine Auszahlung noch im Herbst dieses Jahres zwingend notwendig.

Joachim Rukwied, Verbandschef Deutscher Bauernverband

Jeder Staat kann entscheiden, wie genau er das Geld verwendet. Sie können beispielsweise kleine Betriebe fördern oder Höfe, die die Produktion zurückfahren. Davon könnten nicht nur Milchbauern profitieren, sondern zum Beispiel auch Landwirte, die Schweine oder andere Nutztiere züchten.

Magermilchpulver einlagern

Die EU will nicht nur mit Finanzspritzen und Anreizen zur Verminderung der Produktion eingreifen. Die Brüsseler EU-Kommission möchte auch weiterhin Kosten für die Einlagerung von Magermilchpulver übernehmen. Seit Sommer 2014 trägt die EU so zur Verknappung der Milchmenge bei, das Programm soll nun bis Februar 2017 verlängert werden. Eigentlich wäre es Ende September ausgelaufen. Mit dem neuen Paket gewährt die EU den Bauern zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres eine Finanzspritze von 500 Millionen Euro. Ein Paket im gleichen Umfang hatte sie bereits im vergangenen September beschlossen. Einzelheiten des neuen Hilfspakets will die EU-Kommission in den kommenden Wochen gemeinsam mit den EU-Staaten ausarbeiten.

Erfolgreich in der Öko-Nische

Der Milchpreis bedroht die Existenz vieler Bauern. Glücklich schätzen kann sich, wer seinen Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umgestellt hat. Der Markt mit Bioprodukten boomt nach wie vor. Das zeigt auch der wirtschaftliche Erfolg der größten Bio-Molkerei Europas: Die Andechser Molkerei Scheitz in Andechs wächst und zahlt ihren Lieferanten einen auskömmlichen Preis. Lesen Sie mehr dazu hier: Das Glück der Bio-Bauern.

Milchquote – Fluch oder Segen?

Der EG-Agrarministerrat hatte 1984 die Einführung der Milchquote aufgrund zunehmender Lagerbestände bei Butter und Milchpulver beschlossen. Die Obergrenze sollte den EU-Haushalt entlasten und die Preise für Milchprodukte stabilisieren. So verfügte jeder Milcherzeuger über eine Referenzmenge (Milchquote) pro Quotenjahr. Überlieferte Mengen unterlagen einer hohen Strafabgabe. Im vergangenen Jahr lief die EU-Milchquote aus. Rückblickend scheint die Quotenregelung ihre Ziele nicht erreicht zu haben: Sie hat weder zu stabilen Erzeugerpreisen geführt noch den Strukturwandel aufgehalten.

  • In den 31 Jahren der Milchquotenregelung gab es Schwankungen des Erzeugerpreises für Rohmilch von bis zu 20 Cent pro Kilo.
  • Zwischen 1984 und 2014 ist die Anzahl der deutschen Milcherzeuger von 369.000 auf circa 75.000 zurückgegangen. Das entspricht einem Rückgang von knapp 80 Prozent.
  • Die europäische Milchwirtschaft konnte nicht von der Entwicklung des globalen Milchmarktes profitieren.

(dpa/BMEL/AS)