Furcht vor Datendiebstahl ist einer der Gründe dafür, dass Firmen bei der "digitalen Transformation" noch zögern. (Bild: Imago/CHROMORANGE)
Angst vor Cyberangriffen

Kriminelle bremsen Digitalisierung

Papier ist geduldig, aber immer noch sicherer als der Computer. Ist das so? Trotz der propagierten Digitalisierung tun sich auch Unternehmer schwer, ihre Daten Rechnern und Netzwerken anzuvertrauen, um Prozesse zu beschleunigen und so konkurrenzfähig zu bleiben. Schuld ist die Angst vor Cyberattacken, heißt es aus der Bundesdruckerei, die Mittelständler bei der Digitalisierung unterstützt.

Es sind abscheuliche kleine Biester, die sich in Computern und Netzwerken einnisten. Das Öffnen einer Datei, die als Anhang einer E-Mail auf dem Firmenrechner landet, genügt, und das virtuelle Eingangstor zum Unternehmen steht sperrangelweit offen. Der Angreifer kann sich in aller Ruhe umsehen, Daten kopieren und löschen oder die IT der Firma lahmlegen.

Kriminelle haben es immer leichter

Hackerangriffe sind in Deutschland trauriger Alltag. Das auch, weil es Kriminellen immer leichter gemacht wird. Sie müssen längst keine Computerfachleute mehr sein, um in Netzwerke einzudringen, Daten zu verschlüsseln und dann die Firmenchefs damit zu erpressen. Die passenden Lösungen für ihre dreisten Beutezüge können die Verbrecher für virtuelles Geld in den dunklen Ecken des Internets kaufen. Das sogenannte Darknet ist ein Paradies für Klein- und Großkriminelle. Auch Terroristen verbinden sich dort direkt miteinander, ohne Angst davor haben zu müssen, aufzufliegen.

Sicherheitsbedenken verlangsamen Digitalisierung

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Firmenchefs ihre Datenschätze nach wie vor lieber in Aktenschränken aufbewahren statt ihre Computer damit zu füttern. Nach Auskunft der Bundesdruckerei verlangsamen IT-Sicherheitsbedenken die „digitale Transformation“ bei jedem zweiten deutschen Unternehmen. Jede fünfte Firma befürchtet demnach Umsatzeinbußen, da sie die Digitalisierung aus Angst vor Cyberangriffen nicht schnell genug vorantreibt.

Egal, ob IT-Sicherheitsbedenken berechtigt, übertrieben oder vorgeschoben sind. Fakt ist, sie haben volkswirtschaftliche Auswirkungen und verzögern die notwendige Digitalisierung der deutschen Wirtschaft.

Bundesdruckereichef Ulrich Hamann

Das Ergebnis beruht auf einer Studie, die die Bundesdruckerei in Auftrag gegeben hat. Für sie wurden 556 Führungskräfte befragt, die in ihrem Unternehmen für die IT-Sicherheit verantwortlich sind. Die Umfrage sei repräsentativ für Unternehmen in Deutschland mit mehr als 20 Mitarbeitern, heißt es. Durchgeführt wurde sie von Bitkom Research. Ihr Ergebnis ist ernüchternd: „Egal, ob IT-Sicherheitsbedenken berechtigt, übertrieben oder vorgeschoben sind. Fakt ist, sie haben volkwsirtschaftliche Auswirkungen und verzögern die notwendige Digitalisierung der deutschen Wirtschaft“, sagt der Bundesdruckerei-Chef Ulrich Hamann. Die Umfrage zeige auch, dass die Bundesdruckerei mit ihrer Strategie richtig liege, den deutschen Mittelstand bei der sicheren Digitalisierung zu begleiten. Den Worten des Vorsitzenden der Geschäftsführung zufolge hatte sich das Berliner Staats-Unternehmen in den vergangenen Jahren „selbst digitalisiert“ und vom Hersteller hoheitlicher Dokumente zum Anbieter von IT-Sicherheitsleistungen für Behörden und Mittelständler gewandelt.

Nur jedes dritte Unternehmen fühlt sich für die „digitale Transformation“ gerüstet

Und an Kunden mangelt es offensichtlich nicht: So ergibt die aktuelle Umfrage, dass sich nur fast jedes dritte Unternehmen (29 Prozent) für die „digitale Transformation“ gerüstet fühlt. Auf acht Prozent treffe diese Aussage „voll und ganz zu“, auf 21 Prozent treffe sie „eher zu“, heißt es. Der Branchenvergleich zeigt, dass sich im Handel (19 Prozent) und der Autoindustrie (25 Prozent) unterdurchschnittlich wenige Unternehmen gut vorbereitet fühlen. Genau im Schnitt liegen mit 29 Prozent der Maschinen- und Anlagenbau, jedoch fühlten sich „nur vier Prozent dieser für Deutschland so wichtigen Unternehmen uneingeschränkt gut gerüstet“, gibt die Bundesdruckerei zu bedenken.

Kleine und mittlere Betriebe plagen die größten Sorgen

Ganz deutlich macht die Erhebung auch: Je größer ein Unternehmen ist, umso besser fühlt es sich gerüstet für die digitale Transformation, während kleinere und mittlere Betriebe dabei große Sorgen plagen. Doch die Digitalisierung sei auch für Mittelständler beherrschbar, versichert Bundesdruckerei-Chef Hamann: Und zwar „mit dem richtigen Partner auf Augenhöhe an ihrer Seite“.

Bundesdruckerei im Wandel:

Die Bundesdruckerei ist eines der traditionsreichsten Unternehmen der Branche. Ihre Ursprünge reichen bis weit ins 18. Jahrhundert zurück. Seit 250 Jahren wird am Standort Berlin im staatlichen Auftrag gedruckt, seit 2009 gehört das Unternehmen wieder zu 100 Prozent dem Bund. In den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen zu einem international führenden Anbieter für Full-ID-Management gewandelt. Heute deckt die Bundesdruckerei mit ihren Lösungen und Produkten – neben dem klassischen Wert- und Banknotendruck – die gesamte Prozesskette „Sichere Identität“ ab: von der Erfassung und Verwaltung biografischer und biometrischer Daten über die Herstellung und Personalisierung modernster ID-Dokumente bis hin zu Systemen zur Ausgabe und Verifikation dieser Dokumente. Außerdem entwickelt sie die technische Infrastruktur, damit Bürger, Behörden und Unternehmen die elektronischen Komponenten der Dokumente in der digitalen Welt nutzen können.