Masterplan für deutsche Bauern
Bauern-Präsident Joachim Rukwied ist auf dem Deutschen Bauerntag in seinem Amt bestätigt worden. Auf dem zweitägigen Treffen diskutieren knapp 1000 Teilnehmer in diversen Foren über die Probleme der von der Milchkrise gebeutelten Branche. Auch der Brexit sorgt für weitere Verunsicherung.
Bauerntag

Masterplan für deutsche Bauern

Bauern-Präsident Joachim Rukwied ist auf dem Deutschen Bauerntag in seinem Amt bestätigt worden. Auf dem zweitägigen Treffen diskutieren knapp 1000 Teilnehmer in diversen Foren über die Probleme der von der Milchkrise gebeutelten Branche. Auch der Brexit sorgt für weitere Verunsicherung.

Milchkrise und dann auch noch Brexit. Auf dem Deutschen Bauerntag wollen Landwirte wichtige Weichen für ihre Zukunft stellen. Knapp tausend Teilnehmer nehmen an dem zweitägigen Spitzentreffen in Hannover teil. In diversen Foren diskutieren sie über die Probleme ihres Berufs.  Ein erstes Ergebnis: Rund 600 Delegierte wählten Joachim Rukwied erneut zum Präsidenten. Er wurde mit 88,76 Prozent der Stimmen bestätigt. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Rukwied sagte zuvor in einer Grundsatzrede, dass er seine Branche zu Unrecht in der Kritik sehe, laut dem Norddeutschen Rundfunk.

Wir brauchen keine Agrarwende – die deutschen Bauern wirtschaften nachhaltig.

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV)

Zukunft für die deutsche Landwirtschaft bedeute laut Rudwied auch den Export heimischer Agrarprodukte in Drittländer außerhalb der EU. Namentlich wandte er sich auch gegen Vorschläge des grünen Spitzenpolitikers Anton Hofreiter für eine Agrarwende. Unter dem Beifall der Delegierten hielt er ihm vor, von der Landwirtschaft nur wenig Ahnung zu haben, laut Münchner Merkur.

Als Rukwieds Stellvertreter wurden die Funktionäre Walter Heidl aus Bayern (92,75 Prozent der abgegebenen Stimmen), der niedersächsische Landvolk-Präsident Werner Hilse (83,59 Prozent), der aus Schleswig-Holstein stammende Werner Schwarz (95,71) sowie der Sachse Wolfgang Vogel (75,49) gewählt. Diese Ergebnisse veröffentlichte der Münchner Merkur.

Paket noch nicht in „trockenen Tüchern“

Gesunkene Weltmarktpreise und der russische Importstopp für EU-Agrarprodukte haben bei vielen Betrieben zu heftigen finanziellen Einbußen geführt. Betroffen sind vor allem Milchbauern, doch auch bei Schweinefleisch sowie bei Obst und Gemüse war die Lage kritisch. Das von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Unterstützungspaket sei „noch nicht in trockenen Tüchern“, sagte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands. In dem Verband sind nach eigenen Angaben rund 300.000 Landwirte und ihre Familien organisiert. Sowohl Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) wie auch EU-Agrarkommissar Phil Hogan stünden am zweiten Tag des Bauerntages daher bei ihren Reden vor den rund 600 Delegierten in der Pflicht. Sie sollen sich konkreter zu ihren Versprechungen einer weiteren Unterstützung für die in Finanznot geratenen Milchbauern äußern.

Für den Bund hatte Schmidt bei einem Milchgipfel mit Vertretern von Bauern, Molkereien und Handel Ende Mai bereits Nothilfen von „100 Millionen plus X“ zugesagt. Dabei geht es zum großen Teil um weitere Bundeszuschüsse zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung. Die Größenordnung des X soll Schmidt auf dem Bauerntag konkretisieren.

Immer weniger Milchbauern

Wie prekär die Lage vieler Landwirte ist, zeigen die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Wegen geringer Ertragsaussichten geben immer mehr kleine Milchbauern in Deutschland demnach die Viehhaltung auf. Die Zahl der Betriebe mit Milchkühen war Anfang Mai um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert gesunken, teilte das Bundesamt mit. Zum Stichtag besaßen noch 71.302 Betriebe Milchkühe – 3460 Betriebe weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Milchkühe sank dagegen im selben Zeitraum um 0,3 Prozent auf 4,27 Millionen Tiere. Es hat also eine Konzentration der Milchproduktion stattgefunden.

Brexit bereitet Sorgen

Allgemein sind die Zahlen der gehaltenen Rinder und Schweine gesunken. Rund 12,56 Millionen Rinder und gut 27 Millionen Schweine standen Anfang Mai in den Ställen und auf den Weiden. Das waren 0,7 Prozent weniger Rinder und 3,7 Prozent weniger Schweine als ein Jahr zuvor – der niedrigste Schweinebestand seit fünf Jahren. „Wir sind in einer schwierigen Phase“, sagte Werner Hilse vom niedersächsischen Landesbauernverband. Er sprach von einer großen Verunsicherung der Landwirte und zeigte sich skeptisch, dass die deutschen Agrar-Exporte nach Russland auch nach einer Normalisierung der Handelsbeziehungen ihr altes Niveau erreichen werden. Nur auf einen Markt zu bauen, sei riskant. Ähnliches gelte für den britischen Markt. Krüsken erwartet beim Bauerntag auch zu den Folgen des Brexit Aufklärung und meinte: „Uns erfüllt das alles mit großer Sorge.“

Es ist die Frage, ob wir jemals zurück zu den alten Zahlen kommen.

Werner Hilse, niedersächsischer Landesbauernverband

Jedes Jahr treffen sich die Landwirte beim Deutschen Bauerntag in einem anderen Bundesland. Nach Angaben des Verbandes arbeiten in Deutschland rund 633.000 Personen in der Landwirtschaft. Die Branche ist mit einem Produktionswert von 53 Milliarden Euro und einem Investitionsvolumen von jährlich fast 11 Milliarden Euro ein bedeutender Teil der deutschen Wirtschaft.

(dpa/NDR/MM/AS)