Mensch und Maschine werden in Zukunft immer enger zusammenarbeiten. (Bild: Messe München)
Automatisierung

Roboter-Hersteller brechen alle Rekorde

Die weltweite Nachfrage nach Industrie-Robotern steigt weiter rasant an. Seit der Finanzkrise 2009 hat die Branche auch in Deutschland ihre Umsätze beinahe verdoppelt. Der heimische Verband für Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) rechnet für das laufende Jahr mit einem weiteren Rekord, gibt er im Vorfeld der internationalen Leitmesse AUTOMATICA bekannt, die am 21. Juni in München beginnt.

Die Zahlen sprechen für sich: 2009 hatte die deutsche Robotikbranche noch einen Jahres-Umsatz von 6,2 Milliarden Euro eingefahren, 2015 erwirtschaftete sie 12,2 Milliarden. Und 2016 werden die Unternehmen voraussichtlich noch einmal 300 Millionen Euro oben drauf packen, prognostiziert der VDMA. „Die Robotik und Automation zeigt sich erneut in ausgezeichneter Verfassung“, sagt Norbert Stein, Vorstandsvorsitzender von VDMA Robotik + Automation.

Kuka allein setzt beinahe drei Milliarden Euro um

Deutschlands erfolgreichster Roboter-Hersteller arbeitet bekanntlich in Augsburg: Kuka allein setzte im vergangenen Jahr beinahe drei Milliarden Euro um. Wachstumstreiber war nach Unternehmensangaben vor allem die gute Nachfrage aus Nordamerika und China. Und ein Unternehmen aus dem Reich der Mitte möchte bekanntlich auch gleich Mehrheitsaktionär bei den Augsburgern werden. Die Begeisterung darüber hält sich hierzulande jedoch in Grenzen, die Furcht vor einem Abfließen deutschen Know Hows ins außereuropäische Ausland wächst (der Bayernkurier berichtete).

Export kontinuierlich auf 55 Prozent angestiegen

Den größten Umsatz erwirtschaftete die deutsche Robotik- und Automationsbranche im vergangenen Jahr mit 45 Prozent nach wie vor auf dem heimischen Markt. 24 Prozent der Roboter und Maschinen gingen in andere europäische Länder, elf Prozent nach China und neun Prozent nach Nordamerika. Der Exportanteil der Branche sei seit 2010 kontinuierlich gestiegen und habe zuletzt bei 55 Prozent gelegen, heißt es vom VDMA. Der Grund: „Der globale Robotereinsatz entwickelt sich seit Jahren expansiv.“ So seien zwischen 2010 und 2015 weltweit rund 1,1 Millionen neue Industrieroboter installiert worden, berichtet die International Federation of Robotics (IFR). Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht: So erwartet die IFR, dass bis 2018 weltweit 2,3 Millionen Industrie-Roboter in Fabriken installiert sein werden. „Das entspricht einem durchschnittlichen Jahreswachstum des Roboterbestandes von zwölf Prozent“, rechnet der VDMA vor; beste Aussichten also für Kuka und Co.

In der Zukunft werden menschliche und maschinelle Fähigkeiten intelligenter kombiniert als jemals zuvor. Das wird nicht nur die Produktivität erhöhen, sondern auch die Qualität.

Norbert Stein, Vorstandsvorsitzender von VDMA Robotik + Automation

Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung der Produktion wird nach Meinung des VDMA die Arbeitswelt grundlegend verändern: „In der Zukunft werden menschliche und maschinelle Fähigkeiten intelligenter kombiniert als jemals zuvor“, erwartet Spartenchef Norbert Stein. „Das wird nicht nur die Produktivität erhöhen, sondern auch die Qualität.“ Mit der sogenannten Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) werde der Roboter zum Assistenten des Werkers. Die Maschine übernimmt dabei zunehmend sich wiederholende (repetitive) und körperlich anstrengende Tätigkeiten, der Mensch werde „mit seiner besonderen Urteilsfähigkeit, Flexibilität und Kreativität auch in Zukunft die zentrale Rolle spielen“, heißt es. Als Beispiel für das erfolgreiche Miteinander von Mensch und Maschine nennt der VDMA die deutsche Automobilindustrie: Zwischen 2010 und 2015 stieg demnach in den Werken der Hersteller der Roboterbestand um 17 Prozent, während die Zahl der Beschäftigten um 13 Prozent zunahm.

Auch der deutsche Mittelstand setzt auf Roboter

Auch im deutschen Mittelstand werden die Roboter verstärk Einzug halten, heißt es im Vorfeld der Leitmesse AUTOMATICA, die vom 21. Bis 24. Juni in München stattfindet. Wichtiger Treiber sei dabei eine neue Generation von Leichtbaurobotern, die kostengünstiger als klassische Industrieroboter seien „und mit den Werkern ohne Schutzkäfig Schulter an Schulter zusammenarbeiten“. Die Weichen für den „Kollegen Roboter“ würden in der Mehrzahl bereits gestellt, heißt es in dem AUTOMATICA-Trend-Index 2016. Demnach haben 52 Prozent von 100 befragten Unternehmen entweder schon mit Industrie-Robotern automatisiert oder analysieren derzeit konkrete Einsatzmöglichkeiten von Robotertechnik. 27 Prozent seien grundsätzlich an neuen Lösungen interessiert, fünf Prozent hätten sich gegen den Einsatz von Industrierobotern entschieden, heißt es.

Die AUTOMATICA

vom 21. bis 24. Juni ist die weltweit führende Fachmesse für Automatisierung. Die Robotik ist ein zentraler Ausstellungsbereich. Renommierte Forschungseinrichtungen wie zum Beispiel das Robotik- und Mechatronikzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen präsentieren ihre Entwicklungen und Studienergebnisse, Top-Anbieter zeigen ihre neuesten Roboter und Systeme. Für die Entwicklungen und Lösungen rund um die Industrieroboter sind mehr als drei Messehallen reserviert. Die AUTOMATICA findet seit 2004 im zweijährigen Rhythmus auf dem Gelände der Messe München statt.