Vorsicht bei abgepackter Wurst: Familie am Kühlregal im Supermarkt (Foto: Imago/Jochen Tack)
Lebensmittel

Für die Fleischfabrik geht’s um die Wurst

Die Geretsrieder Fleisch- und Wurstfabrik Sieber muss tonnenweise Ware aus dem Handel zurückholen. In Stichproben haben die Gesundheitsbehörden Listeria-Bakterien gefunden. Die abgepackte Wurst des Herstellers fanden Verbraucher bislang in den Kühlregalen großer Supermarktketten wie Rewe, Lidl, Edeka, Penny und Norma.

Für die Konsumenten stellen Wurst und Schinken der oberbayerischen Großmetzgerei Sieber womöglich eine Gesundheitsgefahr dar. Das Unternehmen aus Geretsried selbst bringen sie aber ganz sicher in Gefahr. Denn wiederholte Rückrufaktionen sind für Lebensmittelhersteller geschäftsschädigend, mitunter sogar lebensbedrohlich. Das Bayerische Verbraucherschutzministerium jedenfalls rät „bis auf weiteres“ vom Verzehr von Sieber-Produkten ab: „Die Schinken- und Wurstprodukte sind möglicherweise mit Listerien belastet und gesundheitsgefährdend. Die Produkte sind überregional in Verkehr gelangt.“

„Produkte vernichten“

Ende vergangener Woche hatte das zuständige Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen der Fleischfabrik südlich von München erst mündlich, später schriftlich untersagt, weitere Ware in Verkehr zu bringen. Zudem ordnete das Amt an, das Werk müsse hunderte Tonnen Fleisch und Wurstwaren aus dem Handel zurückrufen. Laut einer Liste, welche die Sieber GmbH mittlerweile auf ihrer Internet-Seite veröffentlicht hat, betrifft das mehr als 200 Produkte vom Aufschnitt über Bratwürstel und Leberkäs bis hin zu Weißwürsten, Vorderschinken, aber auch vegetarischen Erzeugnissen. „Wir bitten die Verbraucher, die Produkte zu vernichten“, schreibt das Unternehmen.

Die meist abgepackte Wurst ist in den Kühlregalen großer Supermarktketten wie Rewe, Lidl, Edeka, Penny und Norma zu kaufen, manchmal nicht unter dem Markennamen Sieber sondern unter Handelsmarken wie „Gut Bartenhof“ oder „Gut Ponholz“. An einer vollständigen Liste der Handelsfirmen arbeitet das Unternehmen mit den Behörden derzeit. Verbraucher können die Produkte anhand der Betriebsnummer „DE BY 10751 EG“ identifizieren. Sieber gibt auf seiner Homepage auch an, auch die Flughäfen München und Frankfurt, sowie Großküchen und Kantinen bekannter Automobilhersteller zu beliefern.

Erste Rückrufaktion bereits im März

Bereits im März mussten die Sieber-Metzger ihr „Original Bayerisches Wacholderwammerl“ zurückrufen, weil es nach Erkenntnissen des Robert-Koch-Institus (RKI) im Zusammenhang mit einem Listeriose-Ausbruch in Süddeutschland stand. Die Infektion mit Listerien-Bakterien verursacht Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, verläuft bei gesunden Menschen meist harmlos. Kleinkinder oder Menschen mit geschwächter Immunabwehr wie Diabetiker, Aids- oder Krebspatienten können jedoch schwer erkranken.  Besonders bei Schwangeren kann eine Infektion schwere Schäden beim Ungeborenen anrichten – bis hin zum Absterben des Fötus.

Der Tölzer Landrat Josef Niedermaier bestätigt, dass in Stichproben von Sieber-Wurstwaren Listerien gefunden wurden. Allerdings seien die Verunreinigungen unterhalb des zulässigen Grenzwerts gelegen. Trotzdem habe das Landratsamt noch am Freitag-Abend ein Verkaufsverbot angeordnet. Niedermaier widersprach Berichten, wonach in dem Geretsrieder Betrieb bereits im Jahr 2012 Listerien gefunden worden seien.