Die am heutigen Donnerstag von der europäischen Statistikbehörde Eurostat veröffentlichten Zahlen zeigen schonungslos auf, was zu befürchten war: Griechenlands Finanzen bewegen sich wieder in eine höchst ungesunde Richtung: Mit einem Staatsdefizit von 7,2 Prozent hat die Regierung Tsipras 2015 die Reformbemühungen der abgewählten Vorgänger über den Haufen geworfen. Die hatten im Jahr davor das Defizit noch von 13,0 Prozent (2013) auf 3,6 Prozent (2014) senken können und die Hoffnung geweckt, Hellas könnte seine Finanzen langfristig in den Griff bekommen. Danach schaut es zurzeit nicht aus, der Blick auf die Staatsverschuldung bleibt beängstigend: die Quote liegt bei 176,9 Prozent.
Mehrere Länder reißen Drei-Prozent-Hürde
Der Stabilitätspakt, der den Euro-Mitgliedsländern ein Staatsdefizit von maximal drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erlaubt, existiert bekanntlich schon seit längerer Zeit nur noch auf dem Papier. Die Marke riss laut Eurostat auch 2015 eine Reihe von Ländern: Dem Schlusslicht Griechenland folgten demnach Spanien (-5,1 Prozent), Portugal und das Vereinigte Königreich (je -4,4 Prozent), Frankreich (-3,5 Prozent), Kroatien (-3,2 Prozent) und die Slowakei (-3,0 Prozent).
Drei Länder im Plus, darunter Deutschland
Im Plus ist neben Deutschland (0,7 Prozent) und Luxemburg (1,2 Prozent) auch Estland mit beachtlichen 0,4 Prozent gelandet, Schweden schrieb eine glatte Null. Nur geringe Defizite in Prozent des BIP vermeldeten Litauen (-0,2 Prozent), die Tschechische Republik (-0,4 Prozent), Rumänien (-0,7 Prozent) und Zypern (-1,0 Prozent).
Estland ist Musterknabe in der EU
Während Deutschland beim Staatsdefizit glänzt, weil es schlicht keines gibt, belegt die Bundesrepublik beim Schuldenstand 2015 wieder nur einen mäßigen Mittelfeldplatz. Die deutsche Staatsverschuldung lag bei 71,2 Prozent des Bruttoinlandprodukts und damit weit über den Siegern des Schuldenrankings. Diese Liste wird von Estland (9,7 Prozent) angeführt, es folgen Luxemburg (21,4 Prozent), Bulgarien (26,7 Prozent), Lettland (34,4 Prozent) und Rumänien (38,4 Prozent).
Defizit europaweit gesunken
Insgesamt sank das öffentliche Defizit im Euroraum 2015 von 2,6 Prozent (2014) auf 2,1 Prozent, alle 28 EU-Mitgliedsländer (EU 28) kamen zusammen auf 2,4 Prozent des BIP, 2014 waren es europaweit noch 3,0 Prozent. Der öffentliche Schuldenstand ging gemessen am BIP im Euroraum von 92,0 auf bei 90,7 Prozent zurück, EU-weit sank die Quote von 86,8 auf 85,2 Prozent.