Der Konzern schrieb 2015 bekanntlich ein Minus von 1,3 Milliarden Euro. „Das entspricht nicht unseren Erwartungen, die wir als Eigentümer haben“, machte der Bundesverkehrsminister klar. „Das darf keine Fortsetzung haben.“
Deutliche Worte des Ministers
Solch deutliche Worte gab es selten bei einer Hauptversammlung der Bahn, die für gewöhnlich kurz und relativ geräuschlos in Berlin über die Bühne geht. Heuer gab es aber offenbar reichlich Diskussionsbedarf. Und so traten Alexander Dobrindt, Bahnchef Rüdiger Grube und Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht erst mit gut 20-minütiger Verspätung vor die Presse. Ein Zeitverzug, „der gefühlt dem typischen Muster im Fernverkehr der Deutschen Bahn entspricht“, kommentierte das Handelsblatt die Verspätung.
Ich bin noch nie einem Vertrag hinterhergelaufen, das werde ich auch nicht tun.
Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG
Den Verantwortlichen war freilich nicht nach Scherzen. Grube, der seit 2009 der Bahn vorsteht, wollte sich nicht zu seinen persönlichen Zukunftsplänen äußern, ließ aber Raum für Spekulationen: „Ich bin noch nie einem Vertrag hinterhergelaufen, das werde ich auch nicht tun“, sagte der 64-Jährige mit Blick auf eine mögliche Verlängerung seines laufenden Kontrakts über das Jahr 2017 hinaus.
Bund steht hinter Zukunftskonzept
Nun gilt es zunächst, das Zukunftskonzept umzusetzen, mit dem Grube die Bahn flottmachen will. Die Regierung stütze das Konzept voll und ganz, betonte der Verkehrsminister. Es sei „der richtige Weg“. Die Bahn will bekanntlich Milliarden von Euro für mehr Pünktlichkeit der Züge und für besseren Service investieren. Mitte Dezember 2015 hatte der Aufsichtsrat grünes Licht für das mehrjährige Programm des Vorstands gegeben, das eine grundlegende Erneuerung der Eisenbahn in Deutschland vorsieht. Neustrukturierungen betrieblicher Abläufe sollen die Züge pünktlicher machen, alle Fahrgäste sollen sich an drahtlosem Internet (WLAN@DB) erfreuen dürfen, und auch die Bahnhöfe sollen in neuem Glanz erstrahlen. Alles in allem will Grube in den kommenden Jahren 55 Milliarden Euro über alle Geschäftsfelder hinweg investieren. Der Schwerpunkt liege dabei mit rund 50 Milliarden Euro in Deutschland und dort wiederum mit 40 Milliarden Euro in der Infrastruktur (der Bayernkurier berichtete).
Konzept für Auslandstöchter soll im Herbst vorliegen
Ein Konzept erwartet der Bund von der Bahn nun auch für den Teilverkauf der Auslandstöchter Arriva (Nahverkehr) und Schenker (Logistik). Bis Herbst soll es vorliegen, daraufhin sollten dann Entscheidungen getroffen werden, gab Verkehrsminister Dobrindt am Mittwoch die Marschrichtung vor. Seinen Worten nach sollen die Erlöse voll an die Bahn gehen, um zusätzliche Investitionen in das Kerngeschäft in Deutschland zu finanzieren. Der Minister ließ zudem wissen, dass es keine Denkverbote gebe. Der Bund unterstützt demnach auch Überlegungen zu Teilprivatisierungen der Bahn, die Geld für Investitionen bringen könnten.
Schuldenberg wächst auf 19 Milliarden Euro
Trotz des dicken Minus‘ von 1,3 Milliarden Euro schüttet der Konzern an den Bund für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 850 Millionen Euro aus. Das Geld fließt aber postwendend zurück, die Bahn soll es in das Schienennetz investieren. Die Schulden des Konzerns klettern derweil auf 19 Milliarden Euro.