Die Niedrigzinspolitik der EZB zwingt die Münchner Rück (Munich Re) zu neuen Schritten: Geld und Gold will der weltweit größte Rückversicherer selbst einlagern. Bild: Imago/Ralph Peters
Munich Re

Regierung soll Stimme gegen EZB erheben

Die Niedrigzinsen drücken auf das Geschäft der Münchner Rück Versicherung (Munich Re), und deren Chef Nikolaus von Bomhard bläst jetzt zum Angriff auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Er forderte die Bundesregierung auf, ihr Schweigen zu brechen und die Stimme gegen EZB-Chef Mario Draghi zu erheben.

„Ich denke, was es braucht, ist eine deutliche Sprache in der Öffentlichkeit“, sagte von Bomhard am Mittwoch im Rahmen der Munich Re-Bilanzpresskonferenz an die Adresse der Bundesregierung. Denn die Probleme seien „mit Händen zu greifen“. Natürlich könne man sich darüber freuen, dass die Verschuldung für Staaten, auch für Deutschland, sehr günstig sei. „Und man kann auch glauben, dass die EZB-Politik das Ergebnis bringt, das sie bringen soll“, meinte von Bromhard. In aller Deutlichkeit verwies er aber auf die „Nebenwirkungen“. Es werde „massiv Vermögen in der Bevölkerung verschoben, zwischen arm und reich, jung und alt“, so von Bomhard. „Da kann man nicht an der Seitenlinie stehen und nichts sagen“, forderte der Munich Re-Chef, der sich von der Politik auch mehr Unterstützung für Bundesbankpräsident Jens Weidmann wünscht.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Präsident der Bundesbank gelegentlich auch etwas Flankenschutz verdient hätte.

Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender der Munich Re

Weidmann zählt bekanntlich zu den schärfsten Kritikern der von Mario Draghi propagierten ultraleichten Geldpolitik. Ausgerechnet bei der jüngsten Sitzung des EZB-Rates, als der Leitzins auf Null gestellt wurde, war der Bundesbankchef nicht stimmberechtigt. „Ich könnte mir vorstellen, dass der Präsident der Bundesbank gelegentlich auch etwas Flankenschutz verdient hätte“, sagte Bomhard am Mittwoch.

Die Leute in Deutschland sind nicht blöd. Die kriegen ja mit, was passiert, man spürt nur noch nicht alles.

Nikolaus von Bomhard

Der Chef des weltweit größten Rückversicherers versuchte, die Politik wachzurütteln: Er höre „aus den entscheidenden Stellen viel zu wenig“, klagte von Bomhard. Die Diskussion „wabert deswegen auch dahin“. Die Leute in Deutschland seien nicht blöd. „Die kriegen ja mit, was passiert, man spürt nur noch nicht alles.“ Es brauche Führung, „Leute, die sich positionieren“, forderte der Munich Re-Chef. Das heiße noch lange nicht, der EZB zu sagen, was sie tun solle, „aber wir laufen ja, wenn das so weitergeht, vermutlich auch noch in einen Währungskrieg“, befürchtete von Bomhard. Die Mehrheit der Auguren sehe den Dollar zum Euro auf Sicht in der Parität. „Das kann eine amerikanische Regierung nicht einfach passieren lassen.“ Die Munich Re sei in großer Sorge. „Es wird nicht besser, es wird schlimmer, und da kann man nicht schweigen“, sagte ihr Chef.

Auch Munich Re will will Geld selbst einlagern

Der Rückversicherer musste im vergangen Jahr aufgrund der niedrigen Zinsen bereits den zweiten Gewinnrückgang in Folge hinnehmen. Und auch in diesem Jahr wird das Ergebnis weiter schrumpfen. Gerechnet wird mit einem Rückgang von 3,1 Milliarden Euro (2015) auf 2,3 bis 2,8 Milliarden. Als Reaktion auf die von der EZB verhängten Strafzinsen für Geldeinlagen spielt nun auch die Munich Re mit dem Gedanken, ihre Reserven in Zukunft selbst einzulagern. „Wir testen das jetzt mal“, sagte von Bomhard, der auch von eingelagertem Gold berichtete. Bekanntlich hatten Anfang des Monats bereits die Sparkassen laut darüber nachgedacht, überschüssiges Geld in den eigenen Tresoren aufzubewahren.