Die Regulierungswut der SPD kennt keine Grenzen, und so versuchen nun die bayerischen Genossen bei ihrem kleinen Parteitag in Aschaffenburg den Rechtsanspruch einer 30-Stunden-Woche für Mütter und Väter in Stein zu meißeln. Begründet wird der Leitantrag damit, dass viele Väter gerne ihre Arbeitszeit verringern würden, während Mütter mehr arbeiten möchten, um ihre eigene Existenz zu sichern. „Deshalb muss beiden Elternteilen eine 30-Stunden-Woche ermöglicht werden“, meint Bayerns SPD-Generalin Natascha Kohnen.
Individuelle, zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer abgestimmte Angebote sind passgenauer als starre und teure gesetzliche Pauschallösungen. Diese belasten vor allem kleine Firmen und erschweren deren Personalplanung.
vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) erteilt der Forderung eine klare Absage, weil sie schlicht überflüssig ist: „Ein solcher Vorschlag geht an der Unternehmensrealität und an den Bedürfnissen der Eltern völlig vorbei“, sagt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt, der vor „erheblichen finanziellen und bürokratischen Belastungen“ warnt. Nach Meinung Brossardts steht Bayern bei der Familienfreundlichkeit bereits gut da. „Das liegt auch an den zahlreichen Initiativen unserer Unternehmen“, betont der vbw-Chef. Die Angebote reichten von vielfältigen Arbeitszeitmodellen über betriebliche Kinderbetreuung bis hin zu Beratungsmöglichkeiten, erläutert der Hauptgeschäftsführer, der mit Blick auf den SPD-Leitantrag betont: „Individuelle, zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer abgestimmte Angebote sind passgenauer als starre und teure gesetzliche Pauschallösungen.“ Diese würden vor allem kleine Firmen belasten und deren Personalplanung erschweren. Und: „Eine Ausweitung von Freistellungsansprüchen würde den Unternehmen und den dort Beschäftigten noch mehr Bürokratie bescheren“, so Brossardt.
Familienpakt Bayern hilft, Familie und Erfolg im Beruf zu vereinbaren
Statt einer Familienarbeitszeit fordert der vbw-Chef mehr staatliche Anstrengungen bei der Betreuungsinfrastruktur. Auch darin ist man im Freistaat bekanntlich auf einem guten Weg. Grundlage ist der „Familienpakt Bayern“, den Staatsregierung und Wirtschaft bereits 2014 unterzeichnet hatten. Er hat zum Ziel, Familie und Erfolg im Beruf zu vereinbaren. Dazu zählt unter anderem die Zusicherung der Regierung, bis 2018 für alle Schüler ein bedarfsgerechtes Ganztagesangebot bereitzustellen. Eine kostspielige Mittagsbetreuung, die viele Eltern derzeit noch selbst finanzieren müssen, gehört dann der Vergangenheit an.
Informationsportal ist online
Zudem wurde mit den Bayerischen Wirtschaftsverbänden (IHK, vbw und Bayerischer Handwerkstag) ein ganzes Bündel an Maßnahmen geschnürt, um „eine generationenübergreifende, familienfreundliche Lebens- und Arbeitswelt zu verwirklichen“, heißt es. Kernstück ist eine gemeinsame Servicestelle, die laut Familienministerin Emilia Müller allen Unternehmen bei der Umsetzung einer familienfreundlichen Personalpolitik als kompetente Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite steht. Seit 1. Februar dieses Jahres ist dazu das Informationsportal familienpakt-bayern.de online, auf dem bayerische Arbeitgeber und andere Interessierte Informationen zu Themen wie „betrieblich unterstützte Kinderbetreuung“, „Beruf und Pflege“ sowie „aktive Väter“ finden.
Durch den demografischen Wandel müssen wir verstärkt Frauen für unseren Wirtschaftsbereich gewinnen und zugleich für Familienväter weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber sein. Familienbewusste Betriebe sind dabei gegenüber der Konkurrenz klar im Vorteil.
Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstages
Und die Wirtschafts-Verbände rufen ihre Mitglieder dazu auf, das Angebot zu nutzen. So betont etwa Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstages: „Durch den demografische Wandel müssen wir verstärkt Frauen für unseren Wirtschaftsbereich gewinnen und zugleich für Familienväter attraktiver Arbeitgeber sein.“ Familienbewusste Betriebe seien dabei gegenüber der Konkurrenz klar im Vorteil. Das Label „Mitglied im Familienpakt Bayern“ unterstütze dabei, „die Position am Arbeitsmarkt zu stärken“, so Schlagbauer.