Felix Brandstätter, Landesvorsitzender des RCDS Bayern. (Bild: RCDS)
RCDS

Weiter an der Spitze stehen

Mit Felix Brandstätter, dem neuen RCDS-Chef, sprach der BAYERNKURIER über die Baustellen im Wissenschaftsbetrieb, über die Zukunft der Hochschulen und den anstehenden Landtagswahlkampf. Dabei geht es auch um Denkverbote und Genderisierung.

Felix Brandstätter, als neuer RCDS-Chef, was erwarten Sie von der bayerischen Hochschulpolitik nach der anstehenden Landtagswahl?

Weiterhin das Ziel zu haben, bundesweit an der Spitze zu stehen. Dazu gehört meiner Auffassung nach auch ein klares Bekenntnis zum Bildungsföderalismus.

Sie meinen das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern, das immer mehr in Frage gestellt wird?

Ja. Eine umfassende Abschaffung des Kooperationsverbotes, wie von FDP und Grünen gefordert, lehnen wir klar ab. Das würde für uns in Bayern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Qualitätsverlust bedeuten. Wir sind für Wettbewerb statt Gleichmacherei!

Zurück zu Ihren Erwartungen an die Hochschulpolitik.

Um an der Spitze zu bleiben, muss auch der Wissenschaftsstandort Bayern nachhaltig gestärkt werden. Dazu gehören Investitionen in Zukunftsfelder, genauso wie die Förderung von besten Bedingungen für Studium und Forschung. Das Regierungsprogramm von Ministerpräsident Dr. Markus Söder misst der Wissenschafts-, Hochschul- und Forschungspolitik dabei große Bedeutung bei und sorgt beispielsweise mit der Schaffung des Netzwerks für Künstliche Intelligenz für die nötigen Innovationsimpulse, was wir ausdrücklich begrüßen. Wichtig ist dem RCDS, dabei immer ganzheitlich zu denken und über die Trendthemen hinweg nicht die praktischen Herausforderungen für die Studenten zu vergessen. Hier bleiben wir aufmerksam.

Die absolute Freiheit des Diskurses gerät aber gerade durch linke Ideologie immer wieder in Bedrängnis.

Felix Brandstätter

Wo sind die größten Baustellen, wissenschaftlich, studentisch, baulich, personell und finanziell?

Grundsätzlich gilt es zu erwähnen, dass es uns in Bayern aus bildungspolitischer Perspektive außerordentlich gut geht. Das soll aber nicht bedeuten, dass es nichts zu verbessern gibt. Insbesondere bezahlbarer Wohnraum in den bayerischen Universitätsstädten stellt ein großes Problem dar, für das entsprechende Lösungen gefunden werden müssen. Ein Thema, was selten auf der Agenda steht, aber als immer drängender beschrieben wird, ist der Sanierungsstau an den bayerischen Universitäten. Es muss unbedingt in die bauliche Infrastruktur investiert werden. Darüber hinaus ist die anhaltende Akademisierung, das heißt, dass immer mehr Jugendliche studieren, ein Problem. Schlechter werdende Betreuungsverhältnisse, überlastete universitäre Infrastruktur und nicht zuletzt den auch daraus resultierenden Mangel an Fachkräften in Ausbildungsberufen erkennen wir als Probleme.

Was hat die CSU Ihrer Ansicht nach in der Hochschulpolitik richtig, was falsch gemacht?

Die CSU hat mit der Regionalisierung der Hochschulen und zahlreichen Außencampi eine aus meiner Sicht strukturpolitisch weitsichtige und richtige Entscheidung getroffen. Gerade in Anbetracht von Mangel an studentischem Wohnraum und dem immer weiteren Wachstum von Ballungszentren, bei zeitgleicher Landflucht, war dies eine gute Entscheidung. Jedoch muss langfristig, auch mit Blick auf das Humbold´sche Bildungsideal, darauf geachtet werden, dass sich die Standorte nicht zu sehr verlaufen und auch fachlich nicht zu sehr differenzieren. Denn die Universität sollte immer Raum für Austausch und Debatte aus verschiedensten Blickwinkeln sein, die durch ihr Zusammentreffen Synergien entwickeln können. Dabei könnte eine zu große Zerstückelung der Campi kontraproduktiv sein.

Wie ist die Zusammenarbeit mit der neuen Wissenschaftsministerin Marion Kiechle? Sie kommt ja aus dem Hochschulbetrieb.

In einer Woche steht unser erster persönlicher Gesprächstermin an. Mit dem Ministerium sind wir seit Amtsantritt auf Mitarbeiterebene bereits im engen Austausch. Um unsere Inhalte in die Politik einzuspeisen, hatte ich aber bereits eine Vielzahl an Veranstaltungen und Terminen mit Entscheidungsträgern. So konnten ich mich bereits mit den Bundestagsabgeordneten Dr. Wolfgang Stefinger und Erich Irlstorfer über unsere Anliegen austauschen. Auch seitens der Staatsregierung konnte ich bereits mit Georg Eisenreich und Bernd Sibler in einen intensiven Austausch eintreten. Mit Markus Blume, ehemaliger Landesvorsitzender des RCDS, haben wir einen direkten Verbündeten an der Spitze der Parteizentrale, worüber wir sehr glücklich sind.

Wie bringt sich der RCDS in den Wahlkampf ein?

In Anbetracht des richtungsweisenden Charakters der bevorstehenden Landtagswahl wollte ich diesmal mit einer eigenen RCDS-Kampagne den Wahlkampf begleiten. Die Kampagne steht unter dem Slogan „Die CSU für uns Studenten“ und soll vermitteln, inwiefern und von welchen konkreten Inhalten der CSU die Studenten profitieren. Dazu haben wir einen eigenen Flyer entworfen, welcher in acht Punkten die studentenfreundliche Politik der CSU vermittelt. In den Orientierungswochen an den Uni-Campi in Bayern, welche genau in die Woche vor der Landtagswahl fallen, werden unsere Gruppen vor Ort diese Flyer an die Studenten bringen. Darüber hinaus wird die Kampagne auch über unsere starken Social-Media-Kanäle gespielt. Hierbei werden studentische Themen aus dem Regierungsprogramm in Form von Videos aufbereitet und verbreitet. Zudem sind viele unserer Mitglieder vor Ort für ihre Landtagsabgeordneten im Einsatz.

Sie haben bei Ihrer Wahl eine Wissenschaft „frei von Denk- und Sprechverboten“ gefordert. Was meinen Sie damit genau?

Universitäten waren seit jeher Orte der Forschung, des Diskurses und der Lehre. Diese drei Säulen ermöglichen den Studenten sich selbst zu entwickeln, fortzubilden und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die absolute Freiheit des Diskurses gerät aber gerade durch linke Ideologie immer wieder in Bedrängnis. So werden unliebsame Veranstaltungen solange gestört, bis ihre Durchführung unmöglich wird und Professoren, welche Erkenntnisse ansprechen, die nicht in das ideologische Weltbild passen, diffamiert und gebrandmarkt. Dies führt meiner Meinung nach teilweise zu einem vorauseilenden Gehorsam vieler, welcher auch die rasche Verbreitung der gegenderten Sprache an Universitäten protegiert hat. Ich finde, hier ist Haltung gefragt.

Was halten Sie beispielsweise vom gegenderten Titel „Professorin“ für alle Lehrkräfte an den Hochschulen, egal ob männlich oder weiblich?

Meine Haltung ist, dass noch keine Professorin „gleicher“ behandelt ist, nur weil ihr männlicher Kollege nun mit Professorin angesprochen wird. Das heißt nicht, dass man nicht kritisch hinterfragen muss, ob Frauen in der Wissenschaft nicht besonders gefördert werden sollten. Natürlich ohne Quotenregelungen. Für den RCDS zählt immer die Leistung.

Auf welche Studiengänge sollte Ihrer Meinung nach künftig mehr Wert gelegt werden? Wo sehen Sie die Zukunft?

Grundsätzlich haben alle Studiengänge ihre Berechtigung und sollen auch dementsprechend gefördert werden. Meine persönliche Meinung ist jedoch, dass in Zukunft das Stichwort Interdisziplinarität noch enorm an Bedeutung gewinnen wird. Fachbereiche zu verknüpfen wird im Zeitalter des technischen Fortschritts, in dem Entwicklungen exponentiell an Geschwindigkeit und Komplexität gewinnen, unumgänglich sein. Das Betrachten von Problemstellungen aus einer Perspektive wird nicht mehr genügen, um zufriedenstellende wissenschaftliche Analysen zu liefern. Deshalb gilt es beispielsweise ingenieurswissenschaftliche Studiengänge bereits mit entsprechenden Pflichtmodulen aus den Gesellschaftswissenschaften zu verknüpfen, um später für die Herausforderungen des Berufs gewappnet zu sein – aber auch, um mit der ethischen Verantwortung der eigenen Fähigkeiten adäquat umgehen zu können.

Das Interview führte Andreas v. Delhaes-Guenther

Hier der Flyer des RCDS:

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