Gipfeltreffen von Jagd und Forst auf dem Porsche-Traktor des Rother Landtagsabgeordneten Volker Bauer (CSU, r.): Der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer (l.) und Jagd-Präsident Jürgen Vocke. (Foto: Daniel Nagl/Büro Bauer)
Jagd und Forst

Gipfeltreffen in Kammerstein

Erstmals trafen sich die amtierenden obersten Repräsentanten von Jagd und Forst in Bayern – und zwar auf neutralem Boden. Der Rother CSU-Landtagsabgeordnete Volker Bauer, selbst Waldbesitzer und Jäger, hatte den Vorstandsvorsitzenden der Staatsforsten, Martin Neumeyer, und den Präsidenten des Jagdverbandes, Jürgen Vocke, auf seinen Hof nach Kammerstein eingeladen.

Seit zwei Jahren organisiert der Rother Landtagsabgeordnete, Volker Bauer (CSU), in seinem Büro die „Rathaus-Hofrunden“ mit Ministern, Wirtschafts- und Verbandsvertretern. Nun gab es in Bauers Heimat in Kammerstein erstmals ein waidmännisches Gipfeltreffen: Der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer (nicht verwandt mit dem Integrationsbeauftragten der Staatsregierung und neuen Landrat von Kelheim), und der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), Jürgen Vocke.

Dabei ging es dem Abgeordneten, Waldbesitzer und Jäger Volker Bauer nicht nur um den Dialog zwischen Jagd und Forsten, sondern auch um den Kontakt zur örtlichen Wald- und Jagd-Basis. Forstbetriebsleiter Bernhard Schönmüller, Roths Revierförster Hubert Riedel, Christoph Kassian vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) sowie zahlreiche Jagdpächter hatten die Möglichkeit, ihre Anliegen an ihre Spitzenvertreter zu transportieren.

Gemeinsame Sorge: Verbindung zu Natur und Tradition geht verloren

Schnell zeigte sich, dass den Staatsforsten-Chef Neumeyer und den Jagdpräsidenten Vocke die gleiche Sorge beschäftigt: „Siebzig Prozent der Menschen in Bayern leben in Städten. Hier werden Wahlen entschieden. Hier geht aber zusehends die Verbindung zu Natur und Tradition verloren. Wald und Jagd prägen nicht mehr die Gesellschaft, sondern die Gesellschaft prägt Jagd und Wald“, so Jürgen Vocke, der nicht nur Präsident des BJV, sondern auch Sprecher der Bürgerallianz Bayern mit 2,2 Millionen Mitglieder ist. Dies führe zu Zerrbildern und Missverständnissen.

Viele glauben, nur ein stillgelegter Wald ist ein guter Wald. Das stimmt natürlich nicht.

Martin Neumeyer, Bayerische Staatsforsten

Staatsforsten-Chef Neumeyer betonte: „Viele glauben, nur ein stillgelegter Wald ist ein guter Wald. Das stimmt natürlich nicht. Würden wir zum Beispiel die staatlichen Wälder im Spessart stilllegen, gäbe es die für die Region wertvollen Eichen dort bald nicht mehr. Sie würden von Buchen verdrängt.“

Ökoromantische Städter mit falschen Vorstellungen

Er begreife es daher als Aufgabe der Staatsforsten, den Wald in all seinen Funktionen ganzheitlich zu betrachten und nach dem Motto „Schützen und Nützen“ nachhaltig zu bewirtschaften. Dabei sei es „nicht die Aufgabe der Staatsforsten, immer mehr aus dem Wald herauszuholen. Unsere wichtigste Aufgabe ist die Nachhaltigkeit“, so Neumeyer.

In den nächsten Jahren stehen einige Herausforderungen an. Nach Aussagen Neumeyers wird der Einschlag dauerhaft auf unter fünf Millionen Festmeter sinken. Wie von Volker Bauer mit einem Antrag im Landtag gefordert, soll der Waldumbau dazu führen, dass durch eine bessere Versickerungsfähigkeit im Wald Grundwasserqualität und Hochwasserschutz verbessert werden.

Forstwirtschaft und Jagd sind Notwendigkeiten für den Naturschutz

Neben aller Arbeit für Umwelt- und Artenschutz gehe es aber grundlegend auch darum, „den Menschen, auch in den Städten – die Jagd als naturschutzfachliche Notwendigkeit und kulturelles Erbe näher zu bringen“, so Jagdpräsident Jürgen Vocke. Dies könne nur gelingen, wenn alle Vertreter der Jagd – die privaten Jäger, ebenso wie die Förster im Staatsdienst – gegen Vorurteile und Unwissen an einem Strang ziehen.

Ein Ohnmachtsgefühl bei den Jägern vor Ort.

Jürgen Vocke, BJV

Grundlage dafür seien Dialog und Vertrauen; zwischen den Grundbesitzern und den Jagdvertretern, genauso wie zwischen den privaten Jägern und staatlichen Vertretern. Der erfahrene Jagdpolitiker Vocke plädiert deshalb dafür, dass bei der Abschussplanung und bei der Erstellung der Forstlichen Gutachten „die Gutachter nicht gleichzeitig Richter seien dürfen, da sich sonst ein Ohnmachtsgefühl bei den Jägern vor Ort ausbreitet, das Dialog und Zusammenarbeit lähmt“. Bislang habe er hier aus dem Landkreis Roth jedoch keine Beschwerden gehört. Dies spreche für einen guten Dialog vor Ort, für dessen Pflege Jürgen Vocke seinen Jagdkameraden Volker Bauer mehrfach lobte.

Weihnachtsbaum für den Landtag stammt 2016 aus dem Kreis Roth

Bauers Anregung, die Brauchtumspflege in Bayern durch kostenlose Überlassung von Kirchweih- und Maibäumen zu unterstützen, begrüßte Martin Neumeyer. Statt einer bayernweiten Regelung appellierte er jedoch an die Brauchtumspfleger, sich mit den örtlichen Förstern und Betriebsleitern in Verbindung zu setzen. „Da finden wir dann schon eine Lösung“, so Forst-Betriebsleiter Schönmüller. Direkt zugesagt bekam Bauer von Schönmüller einen kostenlosen Weihnachtsbaum für den bayerischen Landtag, da dieser 2016 aus dem Landkreis Roth stammen soll.

(PM/wog)