Am Ostermontag eröffnete Pentlings Bürgermeisterin Barbara Wilhelm im Beisein des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer die Papst-Benedikt-Ausstellung „Meine Wege in Pentling“. Wie die Zeit der Ausstellung war auch der Tag der Eröffnung bewusst gewählt worden: Der Ostermontag passt zur Biografie Joseph Ratzingers, der an einem Karsamstag geboren wurde. „Dass der Geburtstag der letzte Tag der Karwoche und der Vorabend von Ostern war, wurde in der Familiengeschichte immer vermerkt, denn damit hing es zusammen, dass ich mit dem eben geweihten Wasser der Osternacht getauft worden bin“, berichtete Ratzinger in seinem Buch „Aus meinem Leben“.
Freudige Erinnerungen an Pentling
Vielleicht war hier schon sein Weg vom Gendarmenbub über den Priester und Bischof zum Kardinal und Papst vorgezeichnet. Dass dieser Weg über Pentling führte beziehungsweise Pentling ganz zentral für Ratzingers Leben werden sollte, hatte mit seiner Stelle als Dogmatik-Professor an der Universität Regensburg zu tun. 1969 wurde er dorthin berufen und bezog hierfür eine Wohnung im nahe der Universität gelegenen Pentling. Kurz darauf ließ er dort ein Haus bauen – in einem frisch angelegten Straßenzug, der noch nicht einmal einen Namen hatte. Den Bürgermeister darauf angesprochen, dass er doch eine vollständige Anschrift bräuchte, erwiderte ihm dieser, in einer Woche, nach der Beratung des Gemeinderats über die Namensfindung, wieder zu ihm zu kommen. Als Ratzinger dies tat, musste der Bürgermeister zugeben, dass er diesen Tagesordnungspunkt bei der Sitzung vergessen hatte. Dann sah der Bürgermeister den Lehrer verlegen an und sagte kurzerhand: „Sagen wir, das heißt Bergstraße.“ „So ist die Bergstraße zu ihrem Namen gekommen“, erzählte Benedikt XVI. Pentlinger Pilgern 2005 bei einem Empfang im Vatikan und erläuterte weiter: „Im November 1970 konnte ich dort einziehen und habe dann bis zu meiner Ernennung zum Erzbischof von München, d.h. bis Mai 1977, dort sehr glückliche Jahre verbracht.“ Auch während seiner Zeit als Kardinal und Vorsitzender der Glaubenskongregation in Rom bewohnte er zumindest noch im Urlaub sein Haus: „Allerseelen, Weihnachten und meist den August. Urlaube sind ja besonders glückliche Zeiten, so dass dadurch natürlich die Erinnerungen an Pentling noch schöner, noch freudiger geworden sind. Ja, und so ist eben Pentling für mich im tiefsten Sinn ein Daheim.“
Auch nach seiner Wahl zum Papst riss der Kontakt zu Pentling nie ab: Vor allem mit den Nachbarn Hofbauer, die sich immer treusorgend um das 2010 in die diözesane Stiftung „Papst Benedikt XVI.“ überführte Anwesen kümmerten, blieb er in regem Briefkontakt. Gleiches gilt für seine Beziehung zur Pentlinger Feuerwehr: Beim 125. Gründungsjubiläum im Juni 2005 sollte Ratzinger eigentlich mitfeiern; als neugewählter Papst konnte er diesen Termin aber nicht mehr wahrnehmen und schickte stattdessen herzliche Grüße. Zuvor hatten ihn in Rom die Pentlinger Feuerwehrler zu seiner Amtseinführung bereits mit Transparenten auf dem Petersplatz gegrüßt. Auf ihren „Schutzherrn“ gibt sich die FF mächtig stolz: Als Ratzinger 1991 in seinem Sommerurlaub der FF einen Besuch abstattete, würdigte Vorsitzender Erwin Hopfensperger den Gast mit den Worten: „Unser Kardinal wurde kein Regensburger, kein Münchner und auch kein Römer, nein, er blieb ein Pentlinger.“
Dokumentierende Ausstellung eröffnet
Seit 31. Mai 1987 ist Ratzinger Ehrenbürger von Pentling. Mit „Stolz und Freude“ erfüllte ihn dies, wie er zugab. Umgekehrt ist ganz Pentling stolz auf den wohl berühmtesten Mitbürger der Welt. Dennoch sehen die Pentlinger in ihm nach wie vor vor allem den Menschen, mit dem sie Gottesdienste und Feste feierten, sich freuten, aber auch trauerten, als beispielsweise seine geliebte Schwester, Mitbewohnerin und Haushälterin Maria 1991 starb. Mit ihr sowie seinem Bruder Georg, dem langjährigen Domkapellmeister der Regensburger Domspatzen, war Joseph Ratzinger zeitlebens in Pentling hochgeschätzt.
Mit Hochachtung und Respekt nahmen die Pentlinger 2013 auch die Entscheidung Benedikts auf, vom Papstamt zurückzutreten. Dieser Schritt, mit dem der Papst Geschichte schrieb, fügte sich vielmehr sogar in ihr Bild von ihrem Dr. Joseph Ratzinger. Er habe das Amt über sich selbst gestellt und damit die Größe und Bescheidenheit erwiesen, mit der er Professor, Pfarrer und Papst war, so die Meinung der Pentlinger.
Die dokumentierende Ausstellung „Meine Wege in Pentling“ ist bis 26. April im Rathaus Pentling zu sehen. Die Ausstellungszeiten sind täglich von 14 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr; der Eintritt ist frei. Führungen im ehemaligen Wohnhaus (Bergstraße 6) gibt es am 15. und 23. April. Weitere Informationen unter: www.papst-in-pentling.de