Junge Kandidaten (v.l.): Marcus König (Nürnberg), Kristina Frank (München), Astrid Freudenstein (Regensburg) und Eva Weber (Augsburg). (Bild: imago images / Sven Simon)
Kommunalwahl

Jünger, weiblicher, moderner

Bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 setzt die CSU in den Großstädten auf junge Kandidaten. Für München, Augsburg, Nürnberg und Regensburg treten Kristina Frank, Eva Weber, Marcus König und Astrid Freudenstein an. Ihre Chancen sind hervorragend.

Bike-Talk in München

Wer mit Münchens CSU-OB-Kandidatin Kristina Frank über sein München reden möchte, macht das am besten auf dem Radl. Genauer: auf Franks großem weißen Vierrad-Radl. Damit radelt sie durch die Landeshauptstadt und spricht mit den Leuten über Münchner Themen. Oder über Münchner Sorgen, über die ihre Gesprächspartner gern reden wollen. Es haben schon ein paar prominente Leute mit ihr auf dem Radl gesessen. Aber eben nicht nur die. Frank will auf ihrem Radl mit ganz normalen Münchnern reden, sagt sie: „mit der Krankenschwester, der Mama, dem Müllfahrer oder dem Polizisten“. Und hören, wo aus ihrer Perspektive der Münchner Schuh drückt.

Wir müssen zu jeder Tages- und Nachtzeit ansprechbar sein.

Kristina Frank, OB-Kandidatin

„Bike Talk“ – Gespräche bei der Fahrt durch München, nennt die CSU-Kandidatin ihr neues Wahlkampf-Format. Es soll intensiver sein als der klassische Wahlkampf. Denn, weiß Frank, „die Leute kommen nicht mehr nur zu Parteiveranstaltungen”. Die Kandidaten, die Politik müssen zu den Leuten kommen, sagt Frank: „Wir müssen zu jeder Tages- und Nachtzeit ansprechbar sein.“ Das gilt natürlich nicht nur für die OB-Kandidatin, sondern erst recht nach der Kommunalwahl am 15. März für die neue Oberbürgermeisterin.

Großstadtoffensive der CSU

Die CSU ist bestens aufgestellt für den großen Wahltag im kommenden März. Sie geht mit 40.000 Kandidaten und 10.000 Mandatsträgern in die Wahl. Vielerorts setzt sie auf junge Kandidaten, ganz besonders in den Großstädten. „Wir setzen auf ganz neue, frische Kräfte, die auch für sich selber für einen neuen Stil stehen“, sagt Parteichef Markus Söder nach der Parteivorstandssitzung über die Kommunalwahlstrategie 2020. Für einen erfolgreichen Wahlkampf sei es wichtig, in den Großstädten eine andere Form von Politik zu machen. Mancherorts müsse sich die CSU in Dreikämpfen mit Bewerbern auseinandersetzen, in anderen Städten wisse man nicht, ob die SPD überhaupt noch ein Gegner sei.

Jünger, weiblicher, moderner, offen für Veränderung.

Markus Söder, CSU-Parteichef

Die von ihm geforderte Erneuerung der CSU komme in den großen Städten gut voran, sagt Söder. Der Grundsatz jünger und weiblicher zeige sich bei den Kandidatinnen für München, Kristina Frank, für Augsburg, Eva Weber, und für Regensburg, Astrid Freudenstein, „schon sehr gut“. Söder: „Es wird eine spannende Kommunalwahl werden für uns. Ich glaube, so frisch ist die CSU noch nie in den Städten angetreten.“ Von der „Großstadtoffensive der CSU“ spricht Generalsekretär Markus Blume: „Wir wollen die Rathäuser und die Landratsämter wiedergewinnen oder zurückerobern.“

Neue City-Life-Balance für München

Münchens OB-Kandidatin ist sich denn auch sicher, dass sie im kommenden März die Stichwahl erzwingen kann – und dass sie dann besteht. Noch-OB Dieter Reiter (SPD) sei schon nervös. Drängende Themen gibt es in München viele. Ganz vorne: Wohnen und Mobilität.

Aber das sind bei weitem nicht die einzigen Themen, sagt die Kandidatin. So nimmt die ehemalige Staatsanwältin und Richterin es sehr ernst, wenn sich manche Bürger in der Stadt nicht mehr überall sicher fühlen. Dann muss die Stadt die Digitalisierung ihrer Dienstleistungen vorantreiben, um es dem Bürger einfacher zu machen. Und überhaupt: Frank will die Stadt in eine neue City-Life-Balance bringen.

Augsburg im Umbruch

Ein anderes ganz junges Gesicht ist Eva Weber, die im März Augsburgs OB-Sessel für die CSU erobern und halten will. Sie tritt für OB Kurt Gribl an. Der ist seit 2008 ein höchst erfolgreicher Augsburger OB, wollte aber keine dritte Amtszeit folgen lassen. Die junge OB-Kandidatin Weber ist aber auch längst eine erfahrene Augsburger Kommunalpolitikerin: seit 2011 im Stadtrat und seit 2014 Zweite Bürgermeisterin.

Weber fast ihr großes Augsburger Thema in Zahlen: Knapp 300.000 Einwohner zählt Augsburg derzeit. 3000 Köpfe betrug der Nettozuwachs 2018. Was sich unproblematischer liest, als es ist. Denn mitberücksichtigen muss man 20.000 Augsburger, die weggezogen sind. Und das bedeutet dann: Augsburg hat im vergangenen Jahr nicht 3000, sondern 23.000 Neubürger aufgenommen. Solche Größenordnung jedes Jahr, das bedeutet großen Umbruch für die Stadt. Damit der besser – und gezielter – bewältigt werden kann, will Weber im Stadtrat Bezirksausschüsse einrichten, die es bislang noch nicht gibt.

Wir müssen auch ganz analog vor Ort sein, bei den Menschen.

Eva Weber, OB-Kandidatin für Augsburg

Weber will näher am Menschen sein, näher am Bürger. Was sie zu einer weiteren Überlegung führt: Aus gutem Grund gilt vielerorts große Sorge und Aufmerksamkeit benachteiligten Bürgern, denen es nicht so gut geht wie anderen, sagt sie. Dabei ginge aber manchmal der Blick verloren für jene, die ganz normal jeden Morgen zur Arbeit gingen, dabei noch die Kinder zur Schule brächten und abends und am Wochenende sich im Sportverein engagierten. Weber: „Die müssen wir wieder mehr in den Blick nehmen.” Im Wahlkampf will auch Weber direkt auf die Menschen zugehen. „Wir müssen auch ganz analog vor Ort sein bei den Menschen.”

„Digilog” in Nürnberg

Was der Nürnberger OB-Kandidat Marcus König ganz genauso sieht. Für den Wahlkampf und darüber hinaus. Natürlich müsse etwa das Einwohnermeldeamt digital leicht erreichbar sein. Und natürlich sei es ein Unding, wenn man einen Tag Urlaub nehmen müsse, um einen neuen Pass zu beantragen. Aber es gebe in der Stadt eben auch noch viele Menschen, die ganz analog unterwegs seien. Auch die müsse man mitnehmen, auch für die müsse die Stadt da sein. „Digilog“ nennt König seinen Ansatz: Er will die Menschen digital erreichen und gleichzeitig ganz real-analog für sie da sein.

Nürnberg ist nicht rot, sondern eine wunderschöne Stadt im Nordbayerischen.

Markus König, OB-Kandidat für Nürnberg

Er rechnet sich in Nürnberg beste Chancen aus: „Nürnberg ist nicht rot, sondern eine wunderschöne Stadt im Nordbayerischen.“  Für die Wahl hat er etwas Besonderes zu bieten: „Die erste absolut paritätische Wahlliste mit 35 Männern und 35 Frauen.“ Im Reißverschlussverfahren: Der OB-Kandidat steht natürlich auf Platz eins. Aber dann folgt eine Frau, danach wieder ein Mann, dann eine Frau und so weiter.

Nürnberg ist in den letzten Jahren von 500.000 auf 540.000 Einwohner gewachsen. Das Wachstum müsse Grenzen haben, sagt König. „Wir wollen nicht jede Grünfläche zubauen.“ Nürnberg soll seine grüne Identität behalten. In nur 4,5 Kilometer Entfernung vom Nürnberger Stadtzentrum kann man vom Erzeuger Gemüse kaufen. König: „In welcher anderen Großstadt gibt es das noch?“

Regensburg befrieden

Gute Chancen rechnet sich auch die Regensburger OB-Kandidatin Astrid Freudenstein aus, noch so eine junge, frische Kandidatin. Die kleinste der vier größten bayerischen Städte hat die Erschütterungen der Parteispenden-Affäre noch nicht überwunden. Das Bild der politischen Lage in der Stadt an der Donau ist unklar und widersprüchlich. Es gibt viele Bewerber um das Amt des OB. Freudenstein hat sich als wichtigste Regensburger Aufgabe vorgenommen, die Stadt zu befrieden. „Die Stadtgesellschaft wieder zusammenzuführen, das ist die Hauptherausforderung.“

Die Stadtgesellschaft wieder zusammenführen.

Astrid Freudenstein, OB-Kandidatin für Regensburg

Dazu kommen die üblichen Großstadtthemen und ein paar spezielle Regensburger Aufgaben: Mobilität und Wohnen sind auch an der Donau Herausforderungen. Aber außerdem braucht die Regensburger Altstadt besondere Aufmerksamkeit. Dazu die damit zusammenhängende Frage: Wie umgehen mit dem wachsenden Tourismus?

Den Wahlkampf will die OB-Kandidatin bescheiden führen, „mit überschaubaren Mitteln“. Freudenstein: „In Regensburg wird es keine Materialschlacht geben.“ Ihr geht es darum, den Zugang zu den Menschen zu finden. Freudenstein spricht vom Haustür-Wahlkampf. „Damit hat die CSU wieder eine Chance in Regensburg.“ (dpa/BK/H.M.)