Die Amalienzimmer illustrieren die kirchliche Situation im Fürstentum Pfalz-Neuburg. (Bild: Tido Brussig)
Ausstellung

Gottlose treffen Reformer

Die teils dramatische Religionsgeschichte Pfalz-Neuburgs machen die Initiatoren der Ausstellung "FürstenMacht und wahrer Glaube" für Besucher lebendig. Wer Interesse hat, erfährt auch etwas über gottlose Pfarrer, Säufer und Spieler.

Renaissancefürst Ottheinrich (1502-59) ließ es damals krachen in der westlich von Ingolstadt gelegenen Stadt Neuburg. Er sei Superstar und Schuldenkönig in einer Person gewesen, beschreibt ihn Roland Thiele, Vorsitzender des Historischen Vereins von Neuburg.

Unter dem Fürst stieg die Stadt zu einer der glanzvollsten Residenzen Europas auf. Und er führte 1542 die Reformation ein. Etwa 70 Jahre später kehrte der Ort unter Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm wieder zur katholischen Kirche zurück. Wie beklemmend die Gegenreformation auf die Bürger wirkte – sie wurden Glaubensverhören unterzogen, bis hin zu Brudermorden und Hasspredigten – können Besucher in der Ausstellung „FürstenMacht & wahrer Glaube – Reformation und Gegenreformation“ nachvollziehen. Ministerpräsident Horst Seehofer eröffnet sie am 15. Juli als Schirmherr. Damit schließt Neuburg eine Lücke im 500. Jubiläumsjahr der Reformation. Denn das Thema Gegenreformation stellten Historiker bisher nicht in den Mittelpunkt.

Ottheinrich war ein Superstar, aber auch ein Schuldenkönig.

Roland Thiele, Vorsitzender des Historischen Vereins von Neuburg

Dabei nahm der Kampf um Katholizismus und Protestantismus im 16. und 17. Jahrhundert zweitweise extreme Ausmaße an. Um das zu dokumentieren, bietet sich Neuburg als authentischer Originalplatz bestens an.

Denn kaum ein Ort erlebte solch ein ständiges Hin und Her der Konfessionen unter verschiedenen Fürsten. Davon zeugen nicht nur die insgesamt 150 hochkarätigen Exponate, sondern auch diverse Bauwerke.

Auf den Spuren der Fürsten

In dem Renaissancebau der Neuburger Schlosskapelle beeindrucken die ab 1543 begonnenen Wand- und Deckengemälde. Die Amalienzimmer illustrieren die kirchliche Situation im Fürstentum Pfalz-Neuburg vor und nach der Einführung des neuen Glaubens. Der anschließende Rittersaal bildet gilt inhaltlich als zentraler Punkt der Ausstellung. Von dort kommen Besucher nur während der Zeit der Sonderausstellung zum Fürstengang weiter Richtung Hofkirche. So können sie auf dem sonst zugemauerten Durchgang auf den Spuren der Fürsten wandeln.

Am Ende des Fürstengangs erwartet Besucher die neue Schatzkammer der Hofkirche mit prachtvollen Gold- und Silberschmiedearbeiten. Von Philipp Ludwig noch als evangelischer Gegenentwurf zur Münchner Michaelskirche konzipiert – „Trutzmichel“ genannt -, wird sie nach der Konversion Wolfgang Wilhelms programmatisch im Sinn der Gegenreformation als katholische Jesuitenkirche vollendet. Höhepunkt für Kunstliebhaber ist das Altargemälde von Peter Paul Rubens – unter anderem das „Große Jüngste Gericht“, heute Herzstück der Alten Pinakothek, als originalgetreue Reproduktion. Sie sollte Kirchenbesucher vom „wahren Glauben“ überzeugen.

Konzerte, Theaterstücke, Vorträge, beispielsweise über gottlose Pfarrer, Säufer und Spieler, Poetry Slam Wettbewerbe, Geocaching-Touren und kulinarische Veranstaltungen begleiten die Ausstellung. „FürstenMacht & wahrer Glaube“ ist im Rahmen des Sonderprogramms zum Luthergedenkjahr 2017 noch bis zum 5. November zu sehen.