Zurück im Jahr 1937: So soll das Haus der Kunst nach Plänen des Architekten David Chipperfield künftig aussehen - ohne die Bäume an der Prinzeregentenstraße. (Computer-Simunaltion: David Chipperfield Architects)
Haus der Kunst

Fällt der grüne Vorhang?

Kunstminister Ludwig Spaenle stellt die Pläne für die Neugestaltung des Münchner Hauses der Kunst im Landtag vor. Engagiert verteidigt dabei der Architekt David Chipperfield seine Pläne, ein Dutzend Bäume vor dem Portal an der Prinzregentenstraße abzuholzen.

Wenn ein Architekt die Axt anlegt, ist mit Protesten nicht nur von Naturliebhabern zu rechnen. Stadtplaner fürchten den Zorn von Anwohnern so sehr, dass sie Bäume oft nur im Notfall umhacken. Im Fall der 1937 errichteten, unter Denkmalschutz stehenden Münchner Ausstellungshalle „Haus der Kunst“ haben die Planer eine solche Aktion aber regelrecht zum Programm erklärt. Nach dem Willen von Kunstminister Ludwig Spaenle soll die Institution für Modernes nicht nur innerlich renoviert und umgestaltet werden – auch die Bäume vor der Haustüre sollen nach einer Vorstudie des Architekten David Chipperfield gefällt werden.

Freie Sicht auf das Haus der Kunst

Im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst des Landtages stellten Spaenle und Chipperfield zusammen mit dem Direktor des Hauses, Okwui Enwezor, nun ihre Ideen vor. Inklusive eines Bildervortrages, um den Abgeordneten die Vorschläge plastischer vor Augen zu führen. Baumeister Chipperfield begegnete dem Ärger über seine Kahlschlagsidee frontal: Die Kritik an den derzeitigen Entwürfen richte sich weniger gegen die Reparaturen und die Neuorganisation im Inneren des Gebäudes, erklärte er, „sondern gegen die Philosophie, das Gebäude gegenüber der Stadt freizulegen, indem Bäume gefällt und die gesamte Szenerie umgestaltet wird“. Sie wurden in den 1950er-Jahren angepflanzt.

Wir stellen die Frage, ob dieses Feigenblatt weiterhin nötig ist.

David Chipperfield, Architekt

Mit der Beseitigung der Bäume vor dem Portal an der Prinzregentenstraße will der Brite „den ursprünglichen Zustand wiederherstellen“. Das Fällen drücke seinen Zweifel an dem Bedürfnis aus, das Gebäude zu verbergen.

Das Haus der Kunst würde so in einem „zweifelhaften Schwebezustand“ verharren. Die Institution, die der zeitgenössischen Kunst gewidmet ist, verstecke sich im Gebüsch. Chipperfield bringt dies zu einer grundsätzlichen Frage: „Wie kann eine Kultureinrichtung eine wachsende und maßgebliche Bedeutung gewinnen, wenn sie nicht zu ihrer unbequemen physischen Präsenz steht?“

Minister Spaenle verteidigte die Vorschläge im Ausschuss. Es gehe vor allem darum, den Gebäudekomplex zu sanieren und ihm durch die Einbeziehung des Westflügels neue Nutzungsmöglichkeiten zu eröffnen. Zugleich biete die Vorstudie „die große Chance zu einem demokratischen Diskurs über die Funktion des Hauses der Kunst, dieses historisch aufgeladene Gebäude sowie seine innovative Rolle heute und seine künftige Aufgabe“, erklärte Spaenle.

Öffnung des Hauses für ein neues Kunstverständnis

Insgesamt steht die weltbekannte Kunst-Institution vor einer grundlegenden Neukonzeption. Künftig soll sie nach Ansicht ihres Direktors Enwezor „Kunsthalle, Universalbühne und Innovations-Institut“ sein. Neben den Ausstellungsräumen sieht der Entwurf Chipperfields auch Räume für Tagungen und Versammlungen vor, sowie Lernräume für Schüler, Studenten und Familien, aber auch eine weitere Gastronomie zusätzlich zur „Goldenen Bar“ im Ostflügel. Enwezor schweben eine neuartige, auch digitale und interaktive Produktion und Präsentation von Ausstellungen vor, Aufführungen, Filmschauen und öffentliche Programme.