Bei der Waldweihnacht spielt der Wald die Hauptrolle. (Bild: A. Schuchardt)
Weihnachtsmarkt

Zurück in die Kindheit

Im Alter verliert sich bei vielen der Weihnachtszauber. Martin Winklbauer will das mit dem Markt "Waldweihnacht" ändern. Das Konzept lockt jedes Jahr Zehntausende Besucher an.

Kerzen, Feuer, ein Hirte hütet Schafe und Esel. Der Geruch von Bratwürsten mischt sich mit dem Duft frischer Bratäpfel, gebrannter Mandeln und Zimtsternen. Handwerker schmieden, drechseln, die Maschinengeräusche mischen sich unter die Klänge einer Zither. Mitten im Wald verteilen sich Holzhütten über das Gelände, die Wege sind mit Kerzen ausgeleuchtet, Baumwipfel sind im Feuerschein zu erkennen. Kindheitserinnerungen sollen bei den Besuchern der Waldweihnacht in Halsbach, im oberbayerischen Landkreis Altötting, geweckt werden.

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Waldweihnacht in Halsbach: ein Wintermärchen

Die Hauptrolle spielt dabei der Wald. Durch die Anordnung der Bäume reihen sich die Buden nicht wie üblich aneinander. Viele von ihnen verstecken sich kreuz und quer über das fünf Hektar große Gelände, dazwischen laden Bänke zum Verweilen ein. In der großen Teehütte und einer mongolischen Jurte kann sich jeder aufwärmen. Hinter der Unordnung steckt allerdings eine ausgetüftelte Inszenierung. Winklbauer versteht sich als „Kulturvermarkter“. Besuchern will er nicht nur Geschenkideen mit auf den Weg geben. Er versucht, die Menschen zu berühren und auf Weihnachten einzustimmen. Dazu spielt er nicht nur mit Licht. Auch Eisskulpturen, Chöre, Musikanten und Aktionen wie Wildfütterungen sollen Erwachsene wie Kinder weihnachtlich verzaubern.

Wenn ich vor 17 Jahren gewusst hätte, wie sich dieser Weihnachtsmarkt einmal entwickeln würde, hätte ich es wohl kaum gewagt.

Martin Winklbauer, Veranstalter der Waldweihnacht

Mit seiner Idee scheint der Landwirt und Veranstalter des Marktes den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Inzwischen strömen rund 80.000 Besucher zur Vorweihnachtszeit in seinen Wald, um sich dort für ein paar Stunden in eine andere Welt zu versetzen.

Der Wald in der Hauptrolle

Anfangs wollte der Milchbauer einen Weihnachtsmarkt ins Leben rufen, der Familie und Freunde auf das große Fest einstimmt. Mithilfe des Theatervereins stellte Winklbauer, der auch als Regisseur arbeitet, mit seinem Theaterverein einen Markt mit fünf Holzhütten auf die Beine. Inzwischen sind es 120. Viele von ihnen kommen aus der Region, allein 25 der Hütteninhaber stammen aus Halsbach. Wer hier für zwei Wochen in den Wald zieht, muss eine Vorgabe erfüllen: Produkte, die aus dem Ausland hinzugekauft werden, dürfen nicht von Kindern produziert werden.

Absage an Air Berlin

Damit die Waldweihnacht ihren Charme behält, lehnte Winklbauer auch das letzte Angebot der Fluggesellschaft Air Berlin ab. Ein Mitarbeiter fragte, ob er einer kostenlosen Anzeige im Boardmagazin zustimmen wolle. Doch der Landwirt winkte ab. Damit würden über zwei Millionen Menschen von seinem weihnachtlichen Kulturprojekt erfahren. Die Infrastruktur passe „grad gut“ für den jetzigen Besucherandrang, daran solle sich nichts ändern, sagt der Landwirt.