Offizielle Grundsteinlegung des Museums der Bayerischen Geschichte auf dem Gelände des Regensburger Donaumarkts. (Foto: BK/dia)
Bayern-Museum

„Leuchtender Fixstern am Kulturhimmel”

Mit einer Zeitkapsel versehen ist nun offiziell der Grundstein gelegt für den Bau des Museums der Bayerischen Geschichte am Regensburger Donaumarkt. In einer feierlichen Zeremonie gaben ranghohe Vertreter aus Politik, Kirche sowie Kultur den Startschuss für die letzte, entscheidende Phase des Neubaus.

„Es ist ein Großereignis für ganz Bayern“, „ein leuchtender Fixstern am weiß-blauen Kulturhimmel“, sagte Ministerpräsident Horst Seehofer beim Festakt kurz vor dem symbolischen Akt der Grundsteinlegung des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg. „Mit dem Museum legen wir heute den Grundstein von etwas, von dem noch unsere Enkel und Urenkel profitieren werden.“ „Geschichte als Sprungbrett für die Zukunft“, so das Credo Seehofers, der bei seiner Rede betonte, dass ein gefestigter Weg in die Zukunft nur mit einer Anker gebenden Rückbesinnung auf die Vergangenheit einhergehen könne. „Unsere Vorfahren haben Bleibendes geschaffen“, erklärte Seehofer auch unter Verweis auf den Ort des Festakts, die 800 Jahre alte Regensburger Minoritenkirche.

So wie die Minoritenkirche erinnern in Regensburg zahlreiche Gebäude an die jahrhunderte- und jahrtausendealte Geschichte der früheren Freien Reichsstadt wie des Freistaates allgemein. Daher sei Regensburg der ideale Standort des Museums, wie Seehofer im Einklang mit seinen Vorrednern, Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Regensburgs SPD-Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, betonte.

Regensburg als idealer Standort

„Regensburg war und ist ein Gravitationspunkt der Geschichte Bayerns – für das frühe Bayern die zentrale Hauptstadt“, erklärte Spaenle bei seinem Rückblick auf die 1.500 Jahre alte Geschichte Bayerns. Angesichts dieser Historie habe sich Regensburg verdient als Sieger unter 24 Mitbewerber-Städten durchgesetzt, erläuterte auch Seehofer: „Ich kenne niemanden, der die Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung in Frage stellt.“ Mit der Entscheidung sei gleichzeitig die Diskussion um die in historischer Umgebung wie durch eine schicksalhafte Fügung bislang unbebaut gebliebene Fläche am Donauufer zu Ende gewesen, wusste der Regierungschef von der jahrelangen Diskussion der Stadt um ein Nutzungskonzept für den sogenannten Donaumarkt.

Wie stolz die Stadt auf ihre Rolle als Standort-Geber des Museums ist, zeigte sich auch an den Worten von Oberbürgermeister Wolbergs: „Mit dem neuen Museum wird ein regelrechtes Museumsquartier geschaffen“, betonte er im Hinblick auf dessen Nähe zum Regensburger Historischen Museum, aber auch mit Blick auf die in Sichtachse gelegene Steinerne Brücke. „Das alles ist ein Umfeld, in dem sich Querverweise, Synergien automatisch ergeben“, freute sich der Rathauschef der UNESCO-Welterbe-Stadt, ein Titel, den die Regensburger historische Altstadt zu Recht verdient habe, wie auch Seehofer hervorhob.

Vorhaben der Regierungserklärung von 2008

Für Seehofer geht mit dem Museumsbau gleichzeitig eine Zielsetzung seiner Regierungserklärung aus dem Jahr 2008 in Erfüllung. Darin hatte er sich für den Bau eines Dokumentations- und Begegnungsortes zur Geschichte Bayerns ausgesprochen. Herzog Franz von Bayern sei es dann im weiteren Verlauf der Planungen zu verdanken gewesen, dass der Schwerpunkt der neuen Institution auf die jüngere Geschichte, das moderne Bayern, gelegt worden sei. „Für uns sind Kunst und Kultur kein Luxus, sondern ein Lebenselexier“, umriss Seehofer das Kunst- und Kulturverständnis der Bayerischen Landesregierung, die das 67,3 Millionen Euro teure Projekt mit Genehmigung des Landtags finanziell trägt.

Seehofers Regierungserklärung, ein Münzsackerl, ein USB-Stick mit dem Museumskonzept und den Bauplänen, die Urkunde zum Bauvorhaben sowie eine tagesaktuelle Ausgabe der regionalen „Mittelbayerischen Zeitung“ waren dann auch die Bestandteile, mit denen die Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik eine silberne Zeitkapsel befüllten. Diese wurde anschließend mit geistlichem Segen von Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer und dem Regionalbischof im Kirchenkreis Nürnberg, Stefan Ark Nitsche, von einem Angestellten der mit den Rohbauarbeiten beauftragten Schweinfurter Firma Riedel Bau eingemauert.

„Historia docet – Geschichte lehrt“

„Ein solches Projekt zu errichten, ist auch für die Staatsbauverwaltung eine große Aufgabe“, hatte zuvor Innenminister Herrmann betont, der das Museum unter dem Aspekt der Baukunst ebenfalls als etwas Besonderes, „Herausragendes” einstuft. Bereits im Frühsommer nächsten Jahres wolle er Richtfest feiern. Eröffnet werden soll das Museum im Mai 2018 – pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum des Freistaats. „Ein Ort, an dem das moderne Bayern sich selbst definiert“ soll auf diese Weise laut Spaenle das Gründungsjubiläum langfristig und mit dem Prinzip „Historia docet – Geschichte lehrt“ krönen und dabei zeigen, „was Bayern im Innersten zusammenhält“.

In einem reizüberfluteten Zeitalter, in dem Menschen mehr Aufwand für Orientierung betreiben müssten, könne, so Spaenle, Geschichte eine solche Orientierungshilfe bieten. Dies umzusetzen sei wiederum der Auftrag der Politik, den Spaenle momentan als gut machbar betrachtet. Denn: „Geschichte hat derzeit Konjunktur.” Allein am ersten Wochenende nach ihrer Eröffnung hätten schon 5.000 Menschen die diesjährige Bayerische Landesausstellung „Napoleon und Bayern“ (BK berichtete) besucht, verdeutlichte der Kultusminister in der Minoritenkirche, dem Ort, an dem ein Jahr zuvor die Landesausstellung „Ludwig der Bayer. Wir sind Kaiser!“ in Form von stufenförmig eingezogenen Ebenen den Aufstieg des römisch-deutschen Wittelsbacher-Königs nachzeichnete.

Bereits rund 1.000 Exponate

Bühnenhafte Aufbauten und Arrangements werden es auch im neuen Museum möglich machen, „große und kleine Geschichten mit Objekten, Texten, Bildern, Tönen und Filmen sprechen zu lassen“, so das Konzept des Augsburger Hauses der Bayerischen Geschichte. „Sie kennen es von den Landesausstellungen: Wir erzählen gerne Geschichten“, skizzierte der stellvertretende Direktor des Hauses, Peter Wolf. Im Museum soll dies die Geschichte im Allgemeinen anhand von Geschichten im Speziellen sein. „Wir wollen erzählen, wie der Freistaat wurde, was er heute ist und was ihn so besonders macht“, führte Wolf in Vertretung des erkrankten Direktors Richard Loibl weiter aus.

Rund 1.000 Exponate von Privatpersonen aus dem gesamten Freistaat seien bereits zusammengekommen und bestückten damit das selbsterklärte „Mitmach-Museum“ mit ihren Geschichten, wie das Geschichtshaus verlautbaren lässt. „Wie haben Sie die Nachkriegszeit erlebt?“, „Welche Erinnerungen haben Sie an die Olympischen Spiele von 1972 oder die Fußballweltmeisterschaft 2006?“, „Wie vollzog sich der Aufstand um die WAA in Wackersdorf?“. Dies sind alles Fragen, die im neuen Museum aufgeworfen und vorrangig mit Hilfe persönlich-individueller Beiträge beantwortet werden.

Vorschau-Ausstellung (22. Mai bis 21. Juni 2015):

Einen kleinen Vorgeschmack auf die künftige Dauerausstellung gibt es im Zuge der Grundsteinlegung derzeit im Besucherzentrum „Welterbe“ im Regensburger Salzstadel. Bis 21. Juni wird dort das Haus der Bayerischen Geschichte mit seinen Mitarbeitern auch weiter um Ausstellungsstücke aus der Bevölkerung werben. Das Museumsteam wird dort zudem gleich mitgebrachte Sammlungsstücke auf ihre Tauglichkeit als Museumsexponate prüfen.

Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 19 Uhr
Sammlungsaktion: 29.5., 6.6., 7.6., 12.6.
Weitere Infos unter: www.museum.hdbg.de