Götz George ist tot
Der Schauspieler Götz George ist tot. Wie seine Agentin am späten Sonntagabend in Berlin mitteilte, starb George bereits am 19. Juni nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren. George ist einem Millionenpublikum neben zahlreichen weiteren Rollen besonders als Duisburger "Tatort"-Kommissar Horst Schimanski in Erinnerung.
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Götz George ist tot

Der Schauspieler Götz George ist tot. Wie seine Agentin am späten Sonntagabend in Berlin mitteilte, starb George bereits am 19. Juni nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren. George ist einem Millionenpublikum neben zahlreichen weiteren Rollen besonders als Duisburger "Tatort"-Kommissar Horst Schimanski in Erinnerung.

„Götz George hat sich eine Verabschiedung im engsten Kreis gewünscht“, hieß es in der Mitteilung. Von weiteren Nachfragen solle aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Familie abgesehen werden. Die „Bild“ berichtete, George sei in Hamburg im engsten Kreis der Familie beigesetzt worden. Dazu wollte die Agentin keine Angaben machen.

Er war nicht so gelackt und so geschliffen.

Horst Seehofer, über Götz George

Die Todesnachricht löste Betroffenheit und Trauer aus. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat den verstorbenen Schauspieler als „starke Persönlichkeit“ gewürdigt. „Er war ein Großer, ein ganz Großer für Deutschland“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Montag in München. „Es ist schon ein faszinierender Mensch gewesen, irgendwie auch provozierend – aber sehr stark.“ Er habe George gerne angeschaut, sagte Seehofer. „Er war nicht so gelackt und so geschliffen.“

Der frühere Fußballnationalspieler Christoph Metzelder schrieb schlicht: „Tschüss, Schimanski.“ Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte George als einen der vielseitigsten Charakterdarsteller Deutschlands. Mit Blick auf seine Rolle als Tatort-Kommissar Schimanski fügte Grütters wörtlich hinzu: „Er hat mit seiner direkten, kantigen Art und seinem trockenem Humor in unzähligen Rollen Maßstäbe gesetzt.“ Bayerns Finanzminister Söder erinnerte auch an die Karl May-Filme wie „Der Schatz im Silbersee“, mit denen George in den 60er Jahren bekannt wurde. Bundesjustizminister Heiko Maas twitterte: „Adieu, Schimmi. Mit Götz #George verliert unser Land einen unserer großen Charakterdarsteller.“ Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bezeichnete George als einen „der größten deutschen Schauspieler“.

Der Mann aus Duisburg

Den schnodderigen, raubeinigen und unkonventionellen Polizisten Horst Schimanski aus dem Ruhrgebiet verkörperte George, gebürtig in Berlin, binnen 32 Jahren insgesamt 48 Mal – es war der mit Abstand beliebteste und bekannteste unter all den Tatort-Kommissaren. Sogar im Kino durfte er zwei Mal antreten, 1985 in „Zahn um Zahn“ und 1987 in „Zabou“. 1997 widmete das Erste seinem erfolgreichen Helden nach 29 Tatorten eine eigene „Schimanski“-Reihe mit insgesamt 17 Folgen. Allein die erste Folge „Die Schwadron“ sahen fast 13 Millionen Menschen. Bekannt wurden dabei auch manchmal die Titelsongs wie „Faust auf Faust“ von der Klaus Lage Band aus „Zahn um Zahn“ oder der Song „Midnight Lady“ von Chris Norman aus der Folge „Der Tausch“, der später von Roland Kaiser noch einmal auf deutsch für die Folge „Hart am Limit“ aus der „Schimanski“-Reihe gesungen wurde. Nach mehreren Anläufen beschloss die zuständige Bezirksvertretung der Stadt Duisburg im März 2014 eine kleine Straße im Stadtteil Ruhrort, die als Drehort für einen der Krimis diente, als Horst-Schimanski-Gasse zu benennen. Eigentlich werden öffentliche Straßen oder Plätze grundsätzlich nicht nach fiktiven Figuren oder noch lebenden Personen benannt – hier wurde eine Ausnahme gemacht, für die Rolle, die Duisburg in ganz Deutschland bekannt machte.

Weit mehr als Schimanski

Doch George war weit mehr als TV-Kommissar Schimanski, er stand sowohl auf verschiedenen Theaterbühnen etwa in Göttingen, Köln oder Salzburg, als auch in unzähligen Filmen vor der Kamera. 1953 bekam er neben Romy Schneider seine erste kleine Filmrolle in „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“. Einem breiten Publikum wurde er bekannt durch einige Filme der Karl-May-Reihe, die er 1962 mit „Der Schatz im Silbersee“ begann. Eine seiner berühmtesten, eindrucksvollsten und sicher besten Kinorollen hatte der gebürtige Berliner 1995 als homosexueller Massenmörder Fritz Haarmann in „Der Totmacher“, wofür er den Darstellerpreis bei den Filmfestspielen von Venedig erhielt.

Du hast mich halt immer überholt. Du warst halt immer besser, besessener.

Götz George, über seinen Vater Heinrich George

In Satiren wie „Schtonk!“ über die Hitler-Tagebücher oder „Rossini“ zeigte George sein komödiantisches Talent. Er verkörperte außerdem den KZ-Arzt Josef Mengele („Nichts als die Wahrheit“) und einen an Alzheimer erkrankten Busfahrer („Mein Vater“), einen Taschendieb („Das Trio“) und einen blinden Klavierlehrer („Der Novembermann“), einen Öko-Aktivisten („Lüg weiter, Liebling“), einen todgeweihten Staatsanwalt („Nacht ohne Morgen“) und einen gewieften Bankräuber („Die Katze“). Später spielte er im TV-Drama „George“ seinen eigenen Vater Heinrich, der wegen seiner Schauspieler-Karriere in der Nazi-Zeit umstritten war. Dieser Film machte deutlich, wie sehr sich der Sohn von seinem Vater getrieben fühlte. „Du hast mich halt immer überholt. Du warst halt immer besser, besessener“, sagte Götz George in einer ARD-Dokumentation 2013 an seinen Vater adressiert.

Rückzug aus dem Schauspielgeschäft

Vor zwei Jahren hatte er erklärt, er wolle sich nach 65 Arbeitsjahren aus dem Schauspielgeschäft weitestgehend zurückziehen. 2015 stand er dann zum letzten Mal vor der Kamera: Im ARD-Krimi-Drama „Böse Wetter“ spielte er einen Bergbau-Baron – nicht im Ruhrgebiet, sondern im Harz. Ein Ausstrahlungstermin für den Film steht noch nicht fest.

Seit 1986 war er Mitglied des TSV 1860 München, er engagierte sich für die Deutsche Krebshilfe und den Weißen Ring. 2007 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt. Für seine Rolle im Film „Der Sandmann“ erhielt er 1995 den Bayerischen Filmpreis. Den Bayerischen Fernsehpreis erhielt er 1992 für den Tatort „Der Fall Schimanski“ und 2003 für „Mein Vater“. Bei den International Emmy Awards in New York 2003 wurde „Mein Vater“ auch als bester Fernsehfilm ausgezeichnet. Der „Emmy“ ist der bedeutendste Fernsehpreis der Vereinigten Staaten. 2014 wurde der Schauspieler mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Juli wäre Götz George 78 Jahre alt geworden.

(dpa/avd)