Würzburger Kickers steigen auf
Von der Regional- in die Zweite Bundesliga – und das binnen eines Jahres: Die Würzburger Kickers machen den Traum vom Durchmarsch wahr und spielen kommende Saison in der zweithöchsten deutschen Klasse. Im Relegations-Rückspiel besiegten die Kickers die heimischen „Zebras“ vom MSV Duisburg mit 1:2. Der Jubel bei den mitgereisten wie den zuhause gebliebenen Fans ist grenzenlos.
Sieg in der Relegation

Würzburger Kickers steigen auf

Von der Regional- in die Zweite Bundesliga – und das binnen eines Jahres: Die Würzburger Kickers machen den Traum vom Durchmarsch wahr und spielen kommende Saison in der zweithöchsten deutschen Klasse. Im Relegations-Rückspiel besiegten die Kickers die heimischen „Zebras“ vom MSV Duisburg mit 1:2. Der Jubel bei den mitgereisten wie den zuhause gebliebenen Fans ist grenzenlos.

Die Spieler tanzten im Kreis, die Fans feierten ihre Aufstiegshelden: Die Würzburger Kickers kehren nach 38 Jahren in die 2. Fußball-Bundesliga zurück.

Der Tabellendritte der 3. Liga machte mit dem 2:1 (1:1) im Relegations-Rückspiel beim MSV Duisburg den Aufstieg perfekt und schaffte damit den direkten Durchmarsch von der Regionalliga bis in die 2. Liga. „Wir haben gewusst, dass wir es drauf haben. Aber dass wir es jetzt geschafft haben, ist einfach unbeschreiblich“, sagte Abwehrspieler Royal-Dominique Fennel. „Nach dem 0:1 mussten wir uns sammeln, aber mit dem Ausgleich waren wir wieder im Rennen.“

Großer Jubel und Autokorsos in Würzburg

Die zuhause am Main gebliebenen Fans der Würzburger Kickers haben den Aufstieg ihrer Mannschaft in die 2. Fußball-Bundesliga mit Jubel und mehreren Autocorsos gefeiert. 1200 Menschen verfolgten das Relegations-Rückspiel nach Angaben der Veranstalter beim zentralen Public Viewing nahe des Würzburger Hauptbahnhofs.

Von dort brachen nach dem 2:1-Sieg beim MSV Duisburg zahlreiche Fahrzeuge laut hupend zu Touren durch die Innenstadt auf. Fans, die zu Fuß unterwegs waren, winkten begeistert und stimmten Sprechchöre an. Nach Angaben der Polizei blieb die Stimmung in der Stadt friedlich, zu Ausschreitungen kam es nicht.

Zweite Liga – Würzburg ist dabei

Beim Public Viewing hatte sich die Stimmung erst ganz zum Schluss gelöst. Bei Clemens Schoppenhauers Eigentor in der 33. Spielminute schlugen sich viele der Fans die Hände vors Gesicht. Vier Minuten später tobte der Saal, als Elia Soriano zum 1:1-Ausgleich verwandelte.

Während der zweiten Halbzeit quittierten die Würzburger Fans jeden Angriff der Kickers mit Jubel und jeden Vorstoß der Duisburger mit Buhrufen und Pfiffen. Beim Würzburger Siegtreffer in der Nachspielzeit durch Rico Benatelli gab es kein Halten mehr und die Menge sang „Zweite Liga – Würzburg ist dabei!“ Die Kickers machten damit den Durchmarsch von der Regionalliga perfekt, bereits das Hinspiel hatten sie 2:0 gewonnen.

Mit dem 1:1 war die Partie praktisch gelaufen

Vor 29 500 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Wedau-Stadion (alias „Schauinsland-Arena“) in Duisburg erzielten Elia Soriano (37.) und Rico Benatelli (90.+2) die Treffer für das Team von Trainer Bernd Hollerbach. Ein Eigentor von Clemens Schoppenhauer hatte dem MSV zuvor den Führungstreffer beschert (33.). Das Hinspiel hatten die Duisburger bereits am vergangenen Freitag mit 0:2 verloren. „Der Ausgleich hat uns richtig erwischt, danach haben wir unser Konzept verloren“, sagte MSV-Coach Ilja Gruew. „Dass wir überhaupt die Relegation erreicht haben, hat uns keiner zugetraut.“

Damit fällt Bundesliga-Gründungsmitglied Duisburg zum dritten Mal nach 1986 und 2013 in die Drittklassigkeit zurück. Die Kickers hingegen sind bereits der sechste Drittligist, der sich in bislang acht Relegationsspielen gegen Zweitligaclubs durchsetzen konnte. Von den klassenhöheren Teams behielten lediglich 1860 München (2015) und Dynamo Dresden (2013) die Oberhand.

Auch Dirk Nowitzki und Thomas Bach sind begeistert

Den Aufstieg bejubelte auch Basketball-Superstar Dirk Nowitzki. Der gebürtige Würzburger twitterte nach dem Schlusspfiff: „Nie mehr 3. Liga…. Wahnsinn“. Eine Gratulation kam sogar von allerhöchster sportpolitischer Stelle: Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), erklärte: „Herzlichen Glückwunsch an die Kickers aus meiner Geburtsstadt Würzburg. Das war Franken-Power pur.“ Der Eigentorschütze der Kickers im Rückspiel, Schoppenhauer, zeigte sich ebenfalls überglücklich: „Wir haben uns ausgiebig bei unseren Fans bedankt. Es ist toll, wie viele Anhänger uns unterstützt haben.“

Duisburgs Coach Gruew musste neben Torhüter Michael Ratajczak auch auf seinen gesperrten Kapitän Branimir Bajic verzichten, hatte aber Torjäger Victor Obinna nach überstandenem Muskelfaserriss wieder dabei. Insgesamt wechselte der Duisburger Trainer auf drei Positionen. Bei den Würzburgern stand Marco Haller für Nejmeddin Daghfous neu in der Startformation.

Duisburg benötigte ein Eigentor für ein letztes Fünkchen Hoffnung

Vor großer Kulisse an der Wedau setzten die Gastgeber von Beginn an die Akzente, taten sich aber gegen die gut organisierten Defensivreihen der Franken schwer. Die zuvor in 13 Spielen unbesiegten Würzburger beschränkten sich auf ihre ausgezeichnete Abwehrarbeit, und versuchten mit gelegentlichen Kontern für Entlastung zu sorgen. MSV-Stürmer Kingsley Onuegbu hatte in der 18. Minute die beste Chance zum Führungstreffer, doch der Nigerianer scheiterte aus kurzer Distanz.

So verhalf erst ein Eigentor von Schoppenhauer nach Flanke von Giorgi Tschanturia den Duisburgern zur 1:0-Führung, die jedoch nicht lange hielt. Denn nur vier Minuten später gelang Soriano der wichtige Ausgleich für die Gäste. Nach dem Auswärtstreffer der Würzburger hätten die Gastgeber einen 4:1-Sieg benötigt. Zwar sorgten die MSV-Angreifer Obinna und Onuegbu in einigen Szenen noch für Gefahr, doch die kompakte und souveräne Defensive der Würzburger ließ keinen Treffer mehr zu. In der Schlussphase sah Obinna die Rote Karte wegen Meckerns (89.). Benatelli traf noch zum 2:1-Sieg für Würzburg.

dpa/wog