Rechte Gewalttaten nehmen in Ostdeutschland immer mehr zu. (Bild: Fotolia/G. Sanders)
Asylbewerberheim

„Ein Anschlag auf unseren Rechtsstaat“

Der Brandanschlag auf ein geplantes Asylbewer­berheim in Tröglitz sorgt für heftige Diskussionen zu Toleranz und Akzeptanz in ganz Deutschland. In der sachsen-anhaltinischen Gemeinde selbst antworten viele Bürger auf den Anschlag mit einem klaren Bekenntnis gegen Rechtsradikalismus - in diesem Umfeld werden die Täter vermutet.

Sachsen-Anhalts Minister­präsident Reiner Haseloff (CDU) sieht in dem Brandanschlag einen Vorfall, wie er in ganz Deutschland passieren könnte. „Tröglitz ist überall“, sagte der Regierungschef in einer Stellungnahme – eine Einschätzung, die heftig umstritten ist. So sieht etwa der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach kein bundesweites Problem. Bosbach sagte, es sei richtig, dass es an vielen Orten Proteste gegen Flüchtlingsunterkünfte gebe. Zwar habe Haseloff recht, wenn er von einer Herausforderung für die gesamte Gesellschaft spreche. Diese müsse sich gegen diejenigen stellen, die gegen Flüchtlinge hetzten. Es gelte ein Klima zu schaffen, in dem die Täter keine Chance hätten. Bosbach betonte, es gebe bundesweit in der Bevölkerung viel Empathie und aktive Hilfsbereitschaft für ­Flüchtlinge.

Solidarität: Tröglitzer bieten private Wohnräume

Auch in Tröglitz selbst wehren sich die Einwohner gegen die rechtsradikale Drohkulisse. Schon kurz nach dem Brandanschlag hatte der kürzlich zurückgetretene Bürgermeister der Gemeinde, Markus Nierth, angeboten, Asylbewerber in seinen privaten Wohnräumen unterzubringen. Jetzt zogen einige Bürger nach und boten ebenfalls an, Privaträume zur Verfügung zu stellen. Die Bedrohung der Verantwortlichen geht indes unvermindert weiter. Nach seiner Ankündigung, notfalls auch bei sich Zuhause Asylbewerber vorübergehend aufzunehmen, wurde Markus Nierth erneut in E-Mails beschimpft. Auch Götz Ulrich, CDU-Landrat des Burgendlandkreises, in dem Tröglitz liegt, teilte mit, er sei von mehreren Seiten beschimpft worden und habe sogar Morddrohungen erhalten.

Auf Bundesebene verurteilten führende Politiker aller Fraktionen den abscheulichen Anschlag. Für die Union ergriff Fraktionschef Volker Kauder das Wort und nannte den Brandanschlag einen „Anschlag auf unseren Rechtsstaat“, den es mit allen Mitteln zu bekämpfen ­gelte.