Es ist angerichtet: Ab diesem Samstag werden wieder Millionen Gäste aus aller Welt auf die Theresienwiese strömen, die Atmosphäre und das süffige Wiesn-Bier genießen. Bild: Imago
Wiesnauftakt

Tradition und Trubel

Trubel und Kommerz regieren ab diesem Samstag wieder auf der Theresienwiese in München. Dass die Geschichte des Oktoberfestes nicht in Vergessenheit gerät, dafür sorgen auch in diesem Jahr unter anderem der große Trachten- und Schützenumzug am Sonntag sowie die „Oide Wiesn“. Auf dem südlichen Teil des Festgeländes wird auch heuer gefeiert wie zu Urgroßvaters Zeiten.

Begonnen hatte alles vor 205 Jahren mit einer pompösen Hochzeit: Kronprinz Ludwig (der spätere König Ludwig I.) ehelichte am 12. Oktober 1810 Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, und ganz München war auf den Beinen. Fünf Tage lang wurde in der Stadt gefeiert: mit Paraden der Schützengesellschaften und der Nationalgarde. Es wurde gegessen und getrunken, Klänge von Pauken und Trompeten tönten durch die Stadt, Illuminationen erhellten die Häuser: Heute würde man sagen, München war „eine einzige Partymeile“.

Königlicher Hochzeit folgt Pferderennen

Die Wittelsbacher ließen sich nicht lumpen und krönten das Volksfest am 17. Oktober mit einem Pferderennen auf einer Wiese vor den Toren der Stadt. Zu Ehren der Braut erhielt sie den Namen „Theresens-Wiese“. So heißt sie bekanntlich noch heute, wenn auch in leicht abgeänderter Form. Das Rennen gewann der Nationalgarde-Kavallerist und Lohnkutscher Franz Baumgartner. Es wird erzählt, dass auch er die Idee zu der Veranstaltung hatte, das berühmte „Scharlachrennen“, das zuletzt 1786 auf der Münchner Jakobidult abgehalten worden war, sollte wieder aufleben.

Die „Wiesn“ war geboren: Das Pferderennen wurde 1811 wiederholt, eine Landwirtschaftsausstellung kam dazu. So ging es über ein Jahrhundert weiter, bis 1938 die Pferdrennen verschwanden. Das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest gibt es bis heute. Es wird alle vier Jahre gefeiert, dann entfällt die „Oide Wies“.

Ausgeschenkt wird nur Münchner Bier

Zu einem wesentlichen Bestandteil der Festivitäten wurde schon sehr früh das Bier. Zunächst waren es kleine Buden, an denen sich die Feiernden mit Hopfen und Malz in Laune brachten, Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten „Bierburgen“. Bis heute darf in den Festzelten der „Wiesn“ nur Münchner Bier ausgeschenkt werden: Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Spaten Paulaner und das des staatliche Hofbräu.

Vorläufer von Geisterbahn, „Mega-Schaukel“ oder Fünferlooping waren 1818 ein Karussell und zwei Schaukeln. Ab 1880 ging so richtig die Post ab: Jahr für Jahr wurden die Fahrgeschäfte höher, schneller und spektakulärer.

Das Münchner Oktoberfest gilt als das größte Volksfest der Welt. Gefeiert wird auf 38 Hektar. 34,5 entfallen auf die „Große Wiesn“, 3,5 auf die „Oide Wiesn“. 1332 Bewerber gab es heuer für den Betrieb, zugelassen wurden 606: 271 Warenverkäufer, 175 Schausteller sowie 144 Gastrobetriebe (darunter 16 Großzelte und 21 Mittelbetriebe) und 16 Serviceeinrichtungen. Im vergangenen Jahr besuchten 6,3 Millionen Gäste das Oktoberfest. Sie tranken 6,5 Millionen Liter (Maß) Bier und verspeisten unter anderem 112 Ochsen. Die meisten Gäste wurden 1985 gezählt. Damals strömten in zwei Wochen 7,1 Millionen Menschen auf die Theresienwiese.