Während die Armutsgefährdungsquote in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt stabil geblieben ist, hat sich die Lage der Menschen mit geringer Bildung verschlechtert: 2014 waren 30,8 Prozent der schlecht qualifizierten Einwohner Deutschlands über 25 Jahre armutsgefährdet. 2005 traf das nur auf 23,1 Prozent zu, so das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Als armutsgefährdet gelten Menschen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen müssen. Nach dem Mikrozensus für 2014 sind das beispielsweise Einpersonenhaushalte, die weniger als 917 Euro pro Monat zur Verfügung haben. Gering qualifiziert sind laut EU-Definition Menschen, die maximal einen Realschulabschluss, aber keine Berufsausbildung haben. Als mittelqualifiziert können laut Destatis auch Abiturienten gelten, wenn sie nicht studiert oder keine Ausbildung haben.
Schere zwischen Ost und West
Im Bundesschnitt lag die Armutsgefährdungsquote 2014 bei 15,4 Prozent. „Damit war die Quote sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland in den letzten zehn Jahren relativ stabil“, sagte Destatis-Mitarbeiter Bernd Becker. Auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung sind die Unterschiede zwischen Ost und West enorm. Das Risiko, arm zu sein, betrug 2014 in den neuen Bundesländern plus Berlin 19,2 Prozent. In den alten Bundesländern lag die Quote bei 14,5 Prozent. Bei den Geringqualifizierten ist der Unterschied noch deutlicher: Im Osten lag die Quote bei 37,5 Prozent (2005 bei 28,6 Prozent). Im Westen betrug sie 29,8 Prozent (2005 bei 22,3 Prozent).
Bayern ist weniger armutsgefährdet
„Wir setzen auf Wachstum und Beschäftigung. Das ist das beste Mittel gegen Armut und für Generationengerechtigkeit“, sagte Bayerns Sozialministerin Emilia Müller zu den guten Werten des Freistaats. „In Bayern herrschen mit der höchsten Erwerbstätigkeit und der aktuell niedrigsten Arbeitslosigkeit aller Bundesländer ideale Rahmenbedingungen. Unsere Jugendlichen haben die besten Startchancen in das Berufsleben: Zum Stichtag 30. September 2014 standen für 100 unversorgte Bewerber 899 freie Ausbildungsplätze zur Verfügung. Wir kümmern uns aber auch verstärkt um diejenigen, die noch nicht von dieser guten Ausgangslage profitieren. So investieren wir bis 2020 knapp 300 Millionen Euro an ESF-Geldern zur beruflichen Qualifizierung von leistungsschwächeren Jugendlichen, benachteiligten Personen und Langzeitarbeitslosen. Gleichzeitig wollen wir mit unserer Allianz für starke Berufsbildung in Bayern allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Startschwierigkeiten eine Ausbildungs- und Berufsperspektive aufzeigen.“
Daneben bekämpfe Bayern die Altersarmut, die verstärkt Frauen und vor allem Mütter treffe. „Deshalb haben wir im Bund die Mütterrente durchgesetzt. Seit 1. Juli 2014 erhalten alle Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, ein zusätzliches Kindererziehungsjahr in der Alterssicherung. Das bedeutet 350 Euro mehr Rente im Jahr pro Kind. Mit der Mütterrente wird einer langjährigen Forderung Bayerns Rechnung getragen. Allein in Bayern kommt sie 1,1 Millionen Müttern zugute“, so die Ministerin abschließend.
(dpa)