Der Museumskomplex Porzellanikon, hier am Standort Selb. Bild: Porzellanikon Selb
Porzellanstraße

Im alten Glanz des weißen Goldes

Mit der grenzüberschreitenden "Porzellanstraße international" will der Norden Bayerns gemeinsam mit Tschechien um Touristen werben – und damit die Grenzregionen im Freistaat stärken. In Marktredwitz unterstützt der Freistaat die Revitalisierung der Brachflächen. Die Staatsregierung engagiert sich für alle Teile Bayerns, besonders für die strukturschwachen.

Mit dem Projekt „Porzellanstraße international“ geht Bayerns Norden zusammen mit den Grenzregionen in Tschechien in die Tourismus-Offensive. Innenminister Joachim Herrmann stellte zusammen mit den Projektverantwortlichen in Selb die Details zu dem neuen Projekt vor, das sich an der historischen Porzellanstraße orientiert – einst eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Bayern und Böhmen. Die bayerischen Porzellanstraße führt bereits seit Mitte der 1990er Jahre auf mehr als 500 Kilometern Länge zu Orten, die historisch oder aktuell mit dem Thema Porzellan verbunden sind.

Tourismus bietet im Grenzgebiet eine großartige Möglichkeit, um die Städte und Gemeinden dort wirtschaftlich zu stärken.

Joachim Herrmann

Nach Tschechien gab es allerdings bislang keine Verbindung, obwohl gerade im bayerisch-tschechischen Grenzland die Menschen auf eine lange gemeinsame Geschichte zurückblicken können, bevor der Eiserne Vorhang sie getrennt hatte. Teil der neuen Porzellanstraße ist nun etwa auch der südlich von Karlsbad gelegene Ort Horní Slavkov (Schlaggenwald), wo 1789 erstmals in Böhmen Porzellan hergestellt wurde. Gemeinsam wollen die Verantwortlichen in der Region den Tourismus stärken, teilte Herrmann mit: „Der Tourismus bietet im Grenzgebiet eine großartige Möglichkeit, um die Städte und Gemeinden dort wirtschaftlich zu stärken.“

„Selb erstrahlt wieder ganz im alten Glanz des weißen Goldes, das sein Wirtschafts- und Kulturleben über Generationen hinweg geprägt und es weltbekannt gemacht hat. Mit dem Abschluss des Projekts ‚Porzellanstraße International‘ und dem Startschuss für die dazugehörige Website kann die ganze Region an den Ruhm vergangener Tage anknüpfen“, betonte Herrmann im Selber Porzellanikon beim offiziellen Start der Internetseite. Der Freistaat habe seinerseits beste Voraussetzungen für den Tourismus geschaffen: Ausbau der Straßen, verkehrliche Anbindung nach Böhmen, Eisenbahnlückenschluss und Investitionen in den Städtebau. „Das ist ein klares Signal für die Zukunft und Stärkung der Region“, so Herrmann. Die „Porzellanstraße“  beweise einmal mehr, dass sich die Bayerische Staatsregierung nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch in der Fläche engagiere.

Zäsur in der Stadtentwicklung

Die Unterstützung der Kommunen im ländlichen Raum bei der Bewältigung des Strukturwandels ist Herrmann ein wichtiges Anliegen. Nach Rückschlägen durch Schließungen und Insolvenzen in der Gegend der nordostbayerischen Porzellanproduktion lag nicht nur der Stolz der Bevölkerung in Scherben. Die Absatzkrise führte auch zu einer Zäsur in der Stadtentwicklung und zum Wegzug vieler junger Menschen wegen der fehlenden Arbeitsplätze. „Dem haben wir früh entgegengewirkt. Innerörtliche Leerstände und Brachflächen wurden beseitigt. So hat Selb Finanzhilfen von rund 34 Millionen Euro aus Mitteln der EU, des Bundes und des Freistaats bereitgestellt bekommen. So konnten wir gezielt im Rahmen der Städtebauförderung in den Erneuerungsprozess der Stadt investieren“, sagte der Minister.

Auch die ehemalige Rosenthal Fabrik konnte mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, sowie des Kulturfonds Bayern und der Landes- und Oberfrankenstiftung für insgesamt 23 Millionen Euro als Industriedenkmal restauriert werden. Die Fabrik ermöglicht heute als ‚Porzellanikon‘ auf 8.000 Quadratmetern Einblicke in die Geschichte der Porzellanindustrie. Es ist das größte Spezialmuseum für Porzellan.

Das kulturelle Erbe bewahren

Die rund 550 Kilometer lange Reise entlang der ‚Bayerische Porzellanstraße‘ verbindet die bestehenden und einstigen Porzellanproduktionsstätten und bewahrt das kulturelle Erbe, das durch den Tourismus nun eine Renaissance erfährt. Mit einem Finanzierungsvolumen von 500.000 Euro wurden aus EU-Fördermitteln die Räume Nordostbayern und Böhmen mit der Internetseite ‚Porzellanstraße International‘ touristisch verknüpft. Mit Infotafeln und wiederbelebten Wanderwegen, sowie speziellen Apps für Smartphones und Navigationsgeräten wurde die Gegend touristisch aufgewertet. Auf der Internetseite, die am 13. August offiziell startete, sind die touristischen Attraktionen abrufbar.

Mit dem Ausbau wichtiger Verkehrsadern unterstützt der Freistaat zudem die Region. „So haben wir hier bereits in den letzten Jahren die Staatsstraße 2179 zwischen der A93 und dem Grenzübergang Selb-Asch ausgebaut“, erinnerte Herrmann. Außerdem wird die grenzüberschreitende Bahnlinie von Selb-Plößberg nach Asch reaktiviert. Ab Ende des Jahres werden wieder Züge zwischen den Partnerstädten Hof und Eger rollen. „Das ist ein großer Impuls für den grenzüberschreitenden Tourismus!“ so Herrmann.

Wandel auch in Marktredwitz

Dass sich die Staatsregierung auch auf dem Land engagiert, zeigte Herrmann dann noch bei seinem zweiten Termin in Oberfranken. In Marktredwitz gab er den Startschuss für die Revitalisierung der Brachflächen in der Stadt. Herrmann übergab den Bewilligungsbescheid für weitere Gebäudeabbrüche auf dem Benker-Areal. „Der Erhalt von Stadt- und Ortskernen in Zeiten des Strukturwandels in  Bayern stellt Kommunen oft vor große Herausforderungen. Gerade die Sanierung und Umnutzung von industriellen Brachflächen nach Betriebsschließungen ist eine große Aufgabe“, erklärte der Minister. „Diese Herausforderung auch als große Chance zu begreifen und für sich zu nutzen, zeichnet die oberfränkische Stadt Marktredwitz im Landkreis Wunsiedel aus“, lobte Herrmann. Die Revitalisierung des Benker-Geländes im Herzen der Stadt sei ein Schlüsselprojekt und zeige beispielhaft, dass nicht nur Großstädte schwierige Strukturaufgaben lösen können.