Besserer Artenschutz: Forscher der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) haben in der Alpenregion Bayerns eine bisher übersehene Schlangenart entdeckt, eine besondere Form der Barrenringelnatter. (Foto: Frank Glaw/ZSM)
Runder Tisch

Artenschutz nur im Miteinander

Beim zweiten Treffen des Runden Tisches zum Thema Artenvielfalt am Montag in der Staatskanzlei gab es noch keine inhaltlichen Lösungen. In den kommenden Wochen soll es nun aber vier Fachgruppen geben, die mögliche Kompromisslinien ausloten sollen.

Die Kompromisssuche im Ringen um mehr Bienen-, Insekten- und Artenschutz im Freistaat wird sich noch einige Wochen hinziehen. Bei einem zweiten Treffen des Runden Tisches zum Thema Artenvielfalt am Montag in der Staatskanzlei gab es noch keine inhaltlichen Lösungen. In den kommenden Wochen soll es nun aber vier Fachgruppen geben, die mögliche Kompromisslinien ausloten sollen. Das kündigte der Leiter und Moderator, der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück (CSU), nach den Beratungen am Abend in München an.

Schwierige Lösung

Diese Gruppen sollen in den kommenden drei Wochen tagen. Spätestens Ende April wolle er dann seinen Bericht vorlegen, sagte Glück. Entscheidungen müsse aber letztlich die Politik treffen und nicht der Runde Tisch. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte den Runden Tisch nach dem Rekord-Volksbegehren „Rettet die Bienen“ einberufen. Ziel der Initiative es, Kompromissmöglichkeiten zwischen allen Beteiligten zu finden. Ob das gelingen wird, blieb auch am Montag offen. „Artenschutz funktioniert nur im Miteinander. Die Ziele des Volksbegehrens, beispielsweise Ausweitung der Ökolandwirtschaft von 10 auf 30 Prozent, können nicht einseitig zulasten der Landwirtschaft und zum Nulltarif erreicht werden“, kritisierte kürzlich auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW).

Auf der einen Seite stehen vor allem die Initiatoren des Volksbegehrens, auf der anderen Seite unter anderem der Bauernverband, der sich über die einseitigen Vorwürfe und Forderungen an die Landwirte beschwert. Artenschutz sei eine Aufgabe für die Gesamte Gesellschaft, so der Bauernverband. Ein Streitpunkt sind die geforderten einheitlichen Termine beim Mähen und Walzen von Wiesen. Auch der Umgang mit Streuobstwiesen ist strittig.

Nach dem erfolgreichen Volksbegehren, an dem sich nach dem offiziellen Endergebnis 1,7 Millionen Menschen oder 18,3 Prozent der Stimmberechtigten beteiligten, muss der Landtag entscheiden, ob er das Volksbegehren annimmt. Wenn nicht, kommt es zu einem Volksentscheid, bei dem alle bayerischen Bürger über die Initiative abstimmen dürften. Der Landtag könnte aber auch einen alternativen Gesetzentwurf zur Abstimmung stellen.

Lichtverschmutzung eindämmen und Arten schützen

Artenschutz und ganz besonders den Insektenschutz geht auch die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag an. Dazu hat sie nun einen Antrag eingereicht, in dem das Problem der so genannten Lichtverschmutzung angegangen wird. Die CSU will Wissenslücken im Umgang mit Licht schließen und den derzeitigen Kenntnisstand zusammenfassen. Die Staatsregierung wird aufgefordert, einen Leitfaden für die Außenbeleuchtung zu erstellen, der der Eindämmung der sogenannten Lichtverschmutzung dient. Neben dem Arten- und insbesondere Insektenschutz hat die CSU-Fraktion auch die Energieeinsparung im Blick.

Es ist nicht alles toll, was strahlt.

Eric Beißwenger, MdL

Kunstlicht überstrahlt in vielen Bereichen den natürlichen dunklen Nachthimmel. Nicht nur in urbanen Ballungsräumen, sondern auch in der Fläche nimmt die Erhellung der Nacht zu. Nächtliche Satellitenaufnahmen zeigen die weltweite Entwicklung sehr deutlich auf. „Für viele Tiere, Insekten und Pflanzen, die seit Jahrmillionen auf den natürlichen Tag-Nacht-Wechsel eingestellt waren, bringt die künstliche Erhellung des Nachthimmels messbare negative Auswirkungen. Es ist nicht alles toll, was strahlt“, so Eric Beißwenger, der Vorsitzende des Arbeitskreises Umwelt und Verbraucherschutz der CSU-Fraktion. Tanja Schorer-Dremel, stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende ergänzte: „Der tägliche Wechsel von Tag und Nacht bestimmt als grundlegender ökologischer Faktor zahlreiche Lebensfunktionen der heimischen Fauna und Flora. Er regelt Ruhe- und Aktivitätsphasen. Die im Jahresgang wechselnde Länge des Tageslichts spielt zum Beispiel eine Schlüsselrolle bei der Überwinterung vieler Arten und bei der Fortpflanzung. Wir alle können aktiv durch unser Verhalten die Lebensbedingungen in der Natur verbessern.“

Kunstlicht gefährdet Tiere

Die künstlichen Lichtquellen haben vielfältige Auswirkungen auf die Umwelt. Gut dokumentiert sind direkte Folgen etwa beim Anflug von Insekten auf Scheinwerfer oder bei der Kollision von Zugvögeln mit beleuchteten Gebäuden. Weit weniger bekannt und wesentlich schwieriger zu erheben sind indirekte Folgen, etwa wenn Fledermäuse die unter den Straßenlaternen umherfliegenden Insekten fressen. Die CSU-Fraktion nennt in ihrem Antrag als Beispiele dafür Auswirkungen auf das Populationsniveau oder Verschiebungen im Nahrungsnetz.

Der Leitfaden soll die Auswahl geeigneter Außenbeleuchtungssysteme im öffentlichen Raum erleichtern. Dazu soll er Hinweise für eine gezielte Lichtlenkung geben, Möglichkeiten zur Reduzierung von Beleuchtung aufzeigen und die Wirkung unterschiedlicher Farbanteile des Lichts auf Menschen und Insekten darstellen. Einige Länder wie Slowenien und Frankreich haben Gesetze erlassen, die dieser Lichtverschmutzung entgegenwirken sollen. Österreich hat im letzten Jahr den „Österreichischen Leitfaden Außenbeleuchtung“ als Hilfestellung für die Planung umweltfreundlicher Außenbeleuchtung herausgegeben. Eine ähnliche Handreichung soll es für Bürger, Kommunen, Wirtschaft und die staatlichen Stellen nach dem Willen der CSU-Fraktion auch bald in Bayern geben.