Heute eröffnet der weltberühmte Nürnberger Christkindlesmarkt. Vom Balkon der Frauenkirche wird Christkind Rebecca Ammon den Prolog vortragen. (Foto: Stadt Nürnberg/Christine Dierenbach)
Tradition

Nürnberger Christkindlesmarkt öffnet

Mit dem Prolog des Christkinds öffnet der weltberühmte Nürnberger Christkindlesmarkt. Mehr als zwei Millionen Besucher aus aller Welt zieht der Markt jedes Jahr an. 1628 wurde der Markt erstmals erwähnt, doch die Ursprünge dürften noch älter sein.

Der typische Duft aus Lebkuchen, Bratwürsten gebrannten Mandeln und Glühwein – jetzt liegt er wieder über der Nürnberger Altstadt: Der Nürnberger Christkindlesmarkt wird eröffnet. Mehr als zwei Millionen Besucher aus aller Welt zieht er jedes Jahr an. Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist einer der ältesten und sicher der berühmteste Weihnachtsmarkt der Welt. In den Holzbuden des „Städtleins aus Holz und Tuch gemacht“ findet man traditionellen, oft handgearbeiteten Weihnachtsschmuck und süße Leckereien wie Lebkuchen und Spekulatius. Zusätzliche Attraktionen sind Kinderweihnacht und Sternenhaus, der Markt der Partnerstädte und der Lichterzug der Nürnberger Kinder.

Ursprung wohl bereits Mitte des 16. Jahrhunderts

Für Gestaltung und Sortiment der Buden auf dem erstmals 1628 schriftlich erwähnten Weihnachtsmarkt gelten strenge Regeln: Als Schmuck für die mehr als 180 Holzbuden mit ihren rot-weißen Dächern ist nur echtes Tannengrün erlaubt. Verboten sind schrille Weihnachtsdeko, amerikanische Lieder wie „Jingle Bells“ aus großen Lautsprechern und Kriegsspielzeug. Die Ursprünge des Christkindlesmarkts auf dem Nürnberger Hauptmarkt lassen sich sogar bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen.

„Ihr Herrn und Frau´n, die Ihr einst Kinder wart, seid es heut wieder“, spricht das Christkind, wenn es zur Eröffnung des Nürnberger Christkindlesmarktes seine Gäste auf dem Balkon der Frauenkirche hoch über dem Nürnberger Hauptmarkt begrüßt. Das diesjährige Christkind heißt Rebecca Ammon und ist in ihrem zweiten Amtsjahr.

Christbaumschmuck, Rauschgoldengel, hölzerne Nussknacker, „Zwetschgermännla“, Krippen und bunte Sterne gehören zum traditionellen Sortiment des Christkindlesmarktes mit seinen romantisch beleuchteten Gassen. Typische Kulinaria sind in diesen Wochen Nürnberger Lebkuchen, Glühwein und Nürnberger Rostbratwürste.

Eigene Kinderweihnacht und Markt der Partnerstädte

Am benachbarten Hans-Sachs-Platz ist eine eigene Weihnachtsstadt für Kinder aufgebaut. Auf der Kinderweihnacht können die kleinen Besucher Plätzchen backen, Gläser bemalen, einen Weihnachtswunschzettel an das Christkind schreiben oder auf dem nostalgischen Rummelplatz Karussell und Riesenrad fahren. Das Sternenhaus im frisch renovierten Heilig-Geist-Saal bietet rund um den Christkindlesmarkt ein buntes Kultur- und Erzählprogramm. Mit dreizehn Städten verbindet Nürnberg eine Städtepartnerschaft, mit acht weiteren Kommunen bestehen freundschaftliche Verbindungen. Auf dem Rathausplatz nördlich des Hauptmarktes bringen sie alljährlich mit dem Markt der Partnerstädte Flair auf den Nürnberger Christkindlesmarkt. Die Erlöse aus den Verkäufen oft selbstgebastelten Weihnachtsschmucks gehen an karitative Einrichtungen in den Partnerstädten.

Auch in diesem Jahr gibt es wieder Sicherheitsmaßnahmen für die Besucher – wegen der Terrorgefahr. Schließlich ist der Christkindlesmarkt ein weltbekanntes symbolträchtiges Ereignis mit christlichem Hintergrund. Die Sicherheitsmaßnahmen fallen aber etwas dezenter aus als im Vorjahr. So werden an den Zufahrtswegen statt großer und hässlicher Betonpoller mobile Christbäume aufgestellt. Das Bayerische Fernsehen überträgt die Eröffnung live ab 17.30 Uhr in der Abendschau. Außerdem ist sie im BR-Livestream auch online zu sehen. Bis zum 24. Dezember hat der Nürnberger Christkindlesmarkt geöffnet, und zwar täglich von 10 bis 21 Uhr. Nur an Heiligabend schließt der Markt bereits um 14 Uhr.

Prolog des Christkinds

Jedes Jahr lauschen Tausende auf dem Hauptmarkt und Millionen an den Bildschirmen gespannt dem Prolog des Christkinds, mit dem es „seinen“ Markt eröffnet. Die Eröffnungszeremonie ist seit Jahrzehnten nahezu gleichgeblieben, der Text des Prologs hingegen wurde in den 1950er und 1960er Jahren mehrfach verändert. Er nimmt Bezug auf die Situation 1948, als es erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder einen Christkindlesmarkt in Nürnberg gab. Der BAYERNKURIER dokumentiert den vollständigen Text:

„Ihr Herrn und Frau’n, die Ihr einst Kinder wart, Ihr Kleinen, am Beginn der Lebensfahrt, ein jeder, der sich heute freut und morgen wieder plagt: Hört alle zu, was Euch das Christkind sagt!

In jedem Jahr, vier Wochen vor der Zeit, da man den Christbaum schmückt und sich aufs Feiern freut, ersteht auf diesem Platz, der Ahn hat’s schon gekannt, was Ihr hier seht, Christkindlesmarkt genannt.

Dies Städtlein in der Stadt, aus Holz und Tuch gemacht, so flüchtig, wie es scheint, in seiner kurzen Pracht, ist doch von Ewigkeit. Mein Markt bleibt immer jung, solang’ es Nürnberg gibt und die Erinnerung.

Denn alt und jung zugleich ist Nürnbergs Angesicht, das viele Züge trägt. Ihr zählt sie alle nicht! Da ist der edle Platz. Doch ihm sind zugesellt Hochhäuser dieses Tags, Fabriken dieser Welt.

Die neue Stadt im Grün. Und doch bleibt’s alle Zeit, Ihr Herrn und Frau’n: das Nürnberg, das Ihr seid. Am Saum des Jahres steht nun bald der Tag, an dem man selbst sich wünschen und andern schenken mag.

Doch leuchtet der Markt im Licht weit und breit, Schmuck, Kugeln und selige Weihnachtszeit, dann vergesst nicht, Ihr Herrn und Frau’n, und bedenkt, wer alles schon hat, der braucht nichts geschenkt.

Die Kinder der Welt und die armen Leut’, die wissen am besten, was Schenken bedeut’. Ihr Herrn und Frau’n, die Ihr einst Kinder wart, seid es heut’ wieder, freut Euch in ihrer Art. Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein.“