Plastikmüll als globales Problem
Meeresverschmutzung

Plastikmüll als globales Problem

Am Plastikmüll, besonders der Plastiktüte, scheiden sich erneut die Geister. Millionen Tonnen Plastikmüll sammeln sich in winzigen Partikeln, die einst als Plastikflaschen oder -tüten von Flüssen angeschwemmt wurden, in den Meeren der Welt und vergiften Kleintiere und Fische. Diese sterben oft qualvoll. Plastik braucht bis zu 100 Jahre, um zu verrotten. Der Makromüll zerbröselt zu […]

Am Plastikmüll, besonders der Plastiktüte, scheiden sich erneut die Geister. Millionen Tonnen Plastikmüll sammeln sich in winzigen Partikeln, die einst als Plastikflaschen oder -tüten von Flüssen angeschwemmt wurden, in den Meeren der Welt und vergiften Kleintiere und Fische. Diese sterben oft qualvoll. Plastik braucht bis zu 100 Jahre, um zu verrotten. Der Makromüll zerbröselt zu Mikromüll, der meist dicht unter der Meeresoberfläche treibt und über die Fische in die Nahrungskette kommt – letztlich in den Menschen. Auch in Vögeln, Robben und Krabben, sogar in Eisbohrkernen in der Arktis wurde es gefunden. Mikroplastik bindet zudem Schadstoffe wie Arsen, Cadmium, Blei und Schweröle, was zu Krebs oder gar Impotenz führen könnte.

Andererseits bereiten auch die geplanten politischen Gegenmaßnahmen aus Brüssel und Berlin den Bürgern und der Wirtschaft Bauchschmerzen, weil sie stark an Gängelung und grünen Verbotswahn erinnern. Lösungen – wenn auch nur sehr langfristig – könnten aus der Forschung kommen. Hier gibt es interessante Ansätze.

Sind Verbote und Steuern wirklich der beste Weg?

Fest steht: Die EU will es den Mitgliedstaaten erlauben, Plastiktüten künftig zu besteuern oder sogar zu verbieten. Unter dem Strich soll der Verbrauch drastisch sinken. Zudem sollen sich die Staaten konkrete Ziele setzen, damit die Menschen ihre Einkäufe nicht mehr so häufig in Plastiktaschen nach Hause tragen. Nicht betroffen von den EU-Vorgaben sind robuste Mehrfachtüten oder extrem dünne Tüten, die für Obst, Gemüse oder Frischfleisch gebraucht werden. Bisher landen angeblich acht Milliarden Plastiktüten aus der EU im Meer.

Bis Ende 2025 soll jeder Europäer im Schnitt nur noch 40 Beutel pro Jahr verbrauchen – 2010 waren es noch 176 Einwegtüten. Deutschland war schon bisher wesentlich sparsamer, der Verbrauch lag 2010 bei 64 Einwegtüten pro Kopf und Jahr. Spitzenreiter waren die Portugiesen mit über 500 Tüten, die sparsamsten waren die Iren mit nur 18.

Die Bundesregierung hat noch nicht entschieden, wie sie die Vorgabe umsetzen will. Derzeit spreche nichts dafür, in Deutschland Abgaben oder gar Verbote zur Reduzierung des Verbrauchs an Plastiktüten einzuführen, hieß es. Man werde mit Umweltverbänden, Verbraucherschützern, Ländern und der Wirtschaft über das Thema diskutieren. Vom Handel gebe es positive Signale zur Kooperation. Das Umweltbundesamt hatte vorgeschlagen, Plastiktüten etwa in Kaufhäusern und Bekleidungsgeschäften nicht mehr umsonst abzugeben. In Irland sei nach Einführung einer Abgabe die Anzahl der Plastiktüten von 328 auf 18 pro Kopf und Jahr gesunken.

Drogeriemarktketten wie „dm“ und „Müller“ verlangen neuerdings Geld für ihre Plastiktüten. Laut „dm“-Konzernleitung ist die Reaktion der Kunden angeblich positiv. Bisher gab es die kleinen, leichten Tüten an der Kasse kostenlos zum Abreißen. Konkurrent „Müller“ verlangt bereits seit Anfang Februar zwischen fünf und 15 Cent für Plastiktüten. Auch sie waren zuvor jahrzehntelang kostenlos gewesen.

Seitdem verzichten die meisten Kunden auf die Tüten: In Deutschland haufen nun nur noch etwa 14 Prozent der „Müller“-Kunden eine Plastiktüte, so die Konzernführung. Es ist aber nichts bekannt, dass durch die Zusatzeinnahmen Umweltprojekte oder ähnliches finanziert würden – die Drogeriekonzerne verbuchen die zusätzlichen Einnahmen für sich. Idealistische Verbrämung eines kommerziellen Inhalts also.

Alternativen sind wohl erst in weiter Zukunft marktreif

Auf der Forschungsseite gibt es interessante Ansätze, die aber wohl erst in Jahrzehnten greifen. Einmal wird eifrig an Ersatzstoffen geforscht: Zellstoff und andere Rohstoffe , etwa aus Zuckerrohr oder Bananenschalen, sollen als Ersatz dienen. Aber eine derartige Reißfestigkeit und Wasserdichtigkeit, wie sie Plastik hat, mit schnellerem natürlichem Abbau und geringem Preis zu paaren, das hat noch kein Forscher geschafft.

Linderung der bisherigen Schäden hat das Projekt zum Ziel, für das der 19 Jahre alte Niederländer Boyan Slat im Internet Geld sammelt. Er will den mikrofeinen Plastikmüll mit großen schwimmenden Filtern einsammeln, die am Meeresboden verankert sind und an Fangarmen bis zu drei Meter tief ins Wasser ragen. Sie sollen den durch die Meeresströmung angeschwemmten Plastikmüll passiv herausfiltern.

Wolfram Göll