Neue Medizinstudienplätze für Niederbayern (v.l.): Abt Wolfgang M. Hagl, Prof. Rudolf Mallinger, Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich, Stefan Eichmüller und Max Pauli. (Foto: Toni Scholz/fkn)
Hochschule

Medizinstudium in Niederbayern wird möglich

Im Kloster Metten wurden die Pläne für ein Medizinstudium in Niederbayern vorgestellt. Es soll eine bereits bestehende Zusammenarbeit mit einer Privatuniversität ausgebaut und der Ärzte-Landflucht entgegengewirkt werden.

Der Medizinermangel wird nicht nur in der Fläche, sondern auch in den Kliniken auf dem Land immer virulenter. Um die ärztliche Versorgung in Niederbayern mittel- und langfristig sicherzustellen, muss rasch gehandelt werden.

Medizinische Ausbildung in Niederbayern

Der Bezirk Niederbayern als Träger der Bezirkskrankenhäuser Landshut, Mainkofen, Passau und Straubing will nun die Medizinerausbildung unterstützen. Im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit ist der Bezirk verpflichtet, die erforderlichen stationären und teilstationären Einrichtungen für Psychiatrie und Neurologie sowie für Suchtkranke zu errichten, zu unterhalten und zu betreiben. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hat sich der niederbayerische Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich (CSU) in den vergangenen Jahren intensiv darum bemüht, einen Partner zu gewinnen, um eine medizinische Ausbildung in Niederbayern zu etablieren.

Wir können einen Beitrag dazu leisten, unsere Kliniken mittelfristig mit Ärzten aus der Region zu versorgen.

Olaf Heinrich, Bezirkstagspräsident

Dies ist nun gelungen. Der Bezirk Niederbayern kooperiert mit der Karl Landsteiner (KL) Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften im niederösterreichischen Krems. Die österreichische Universität – eine Privatuniversität mit staatlichem Know-how – wird von einer GmbH mit den Gesellschaftern Medizinische Universität Wien, Technische Universität Wien, Donau Universität sowie der Fachhochschule Krems getragen und weitgehend vom Land Niederösterreich finanziert.

Die Partner kennen sich bereits: Der Bezirk Niederbayern finanziert seit 2017 ein Medizinstipendium für maximal 5 Studierende aus Niederbayern mit je 6600 Euro pro Jahr (von insgesamt 15.000 Euro), die in Krems studieren. Jetzt folgt der nächste Schritt: Ein „Memorandum of Understanding“ (MoU; Absichtserklärung) mit der KL liegt unterschriftsreif vor. Gegenstand ist der Aufbau einer Kooperation zur Schaffung von 20 zusätzlichen Studienplätzen im Studium der Humanmedizin für Studierende aus Niederbayern. Das Ziel ist die Errichtung einer Außenstelle der KL-Privatuniversität im Bezirk „zwecks Durchführung des MA-Studiums Humanmedizin in Niederbayern“. Vorgesehen ist dafür ein Gebäude in unmittelbarer Nähe des Klosters Metten – nahe dem Bezirksklinikum Mainkofen. „Damit knüpft das niederbayerische Kloster an eine mehr als 1250-jährige Tradition als Bildungsstandort an“, freute sich Abt Wolfgang M. Hagl von der Benediktinerabtei Metten.

Start ab 2020

Bereits ab dem Jahr 2020 sollen Studierende aus Niederbayern das dreijährige Grundstudium in Krems aufnehmen können – mit der Perspektive, nach dem dritten Studienjahr nach Niederbayern in die bis dahin errichtete Außenstelle (sowie in die Krankenhäuser der Region) zurückzukehren und dort das darauf aufbauende Masterstudium fortzusetzen. In enger Kooperation mit Schwerpunkt-Krankenhäusern im Regierungsbezirk und weiteren Partnern für Wissenschaft und Forschung. Die geförderten Studenten müssen sich im Gegenzug verpflichten, als Arzt in der Region zu wirken.

Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich ist überzeugt: „Durch die Kooperation mit der KL erreichen wir drei wichtige Ziele: Erstens können wir einen Beitrag dazu leisten, unsere Kliniken mittelfristig mit Ärzten aus der Region zu versorgen. Zweitens wird es Stipendien geben, die jedem Interessenten – unabhängig von den eigenen finanziellen Möglichkeiten – ein Studium an der Privatuniversität ermöglichen. Und drittens gibt es keinen Numerus Clausus, sondern ein wissenschaftlich fundiertes Auswahlverfahren, das begeisterten jungen Menschen ein Studium ermöglicht, auch wenn sie kein 1,0-Abitur haben.“

Der Bezirkstag wird in seiner Sitzung am 26. September über das Kooperationspapier entscheiden und die Weichen für ein „Medizinstudium Niederbayern“ stellen. Unberührt davon bleiben die Pläne des Freistaats, an der Universität Passau eine Medizinfakultät zu errichten. Dies dürfte laut Heinrich bis zur Realisierung jedoch deutlich länger dauern.

Gewinn für alle

Auch die österreichische Universität sieht in der Vereinbarung einen Gewinn. „Die Kooperation der Karl Landsteiner Privatuniversität mit dem Bezirk Niederbayern entspricht punktgenau unserer strategischen Ausrichtung der Internationalität und Vernetzung in der Ausbildung und Forschung“, sagte Professor Rudolf Mallinger, Rektor der Uni. Die Hochschule erwarte Forschungskooperationen und -impulse im biopsychosozialen Bereich, von denen man sich wiederum positive Auswirkungen für das neu eingerichtete Psychologiestudium an der KL verspreche.

Die Atmosphäre an der Karl Landsteiner ist entspannt, fast familiär, es wird viel in Kleingruppen unterrichtet.

Max Pauli, Stipendiat

Einer der niederbayerischen Stipendiaten, Max Pauli, berichtet vom Hochschulleben in Krems: „Die Atmosphäre an der Karl Landsteiner ist entspannt, fast familiär, es wird viel in Kleingruppen unterrichtet. Dass auf Englisch unterrichtet wird, sehe ich mittlerweile als Vorteil. Ich hatte da anfangs schon Bedenken, aber es funktioniert, ich verstehe alles und der Unterricht kommt dadurch schnell auf den Punkt.“ Jedes Semester bestehe aus drei Modulen mit je einer Prüfung und einer Gesamtprüfung nach zwei Semestern. „So muss man immer dabei bleiben, lernt quasi alles doppelt und damit ist die große Prüfung nach zwei Semestern gut machbar“, so Pauli weiter.

(PM)