Auf dem Gelände der ehemaligen McGraw-Kaserne und neben einem Deckel über den sogenannten McGraw-Graben sollen Wohnungen errichtet werden. (Foto: imago/HRSchulz)
Immobilien

Häuser neben dem Deckel

Bayerns designierter Ministerpräsident Markus Söder will in Ballungsräumen günstigen Wohnraum schaffen. Die Münchner CSU-Stadtratsfraktion hat dazu einen Vorschlag: Ein Deckel über einer Ausfallstraße könnte zusätzlichen Platz für Wohnraum bieten.

Nach oben scheint es keine Grenze zu geben. Wer in München oder im Umland der bayerischen Landeshauptstadt leben will, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Und das, obwohl die Stadt schon seit vielen Jahren die höchsten Immobilienpreise der Republik aufweist. Um sage und schreibe 63 Prozent haben sich Eigentumswohnungen in München seit dem Jahr 2012 verteuert. 6200 Euro beträgt inzwischen der durchschnittliche Kaufpreis je Quadratmeter. Diese Zahlen hat soeben der Maklerverband IVD veröffentlicht.

Wohnen ist die soziale Frage in Ballungsräumen.

Markus Söder, designierter Ministerpräsident

An den Erwerb von Wohneigentum können viele Münchner angesichts dieser Preise nicht mehr denken. Und bei Mieten von inzwischen durchschnittlich 16 Euro pro Quadratmeter im Bestand wird die Stadt vor allem für Bezieher niedriger und mittlerer Einkommen nahezu unbezahlbar.

4000 Wohnungen bis 2020

Bayerns designierter Ministerpräsident Markus Söder hat daher das Thema günstiger Wohnraum weit oben auf seiner Agenda platziert. In seiner Grundsatzrede vor den CSU-Landtagsabgeordneten in Koster Banz erklärte Söder, Wohnen sei „die zentrale soziale Frage in Ballungsräumen“ und präsentierte ein Paket von Maßnahmen. Dazu zählt neben der Gründung einer eigenen staatlichen Wohnungsbaugesellschaft, der Einführung einer bayerischen Eigenheimzulage und eines Baukindergelds auch ein großangelegtes Bauprogramm. 4000 Wohnungen sollen bis 2020 errichtet werden – für Staatsbedienstete, aber auch für Pflegekräfte und Menschen in sozialen Berufen.

In München spielt dabei das Gelände der früheren McGraw-Kaserne eine zentrale Rolle in Söders Überlegungen. Das Areal solle „komplett geräumt“ und für den Wohnungsbau genutzt werden, verkündete er in Banz. Bislang waren auf dem ehemaligen US-Kasernengelände bis zu 400 Wohnungen für Staatsbedienstete geplant. Ein Teil des Geländes, das dem Freistaat gehört, wird derzeit von der Polizei genutzt, in einem anderen Bereich sind Flüchtlinge untergebracht. Mit seinen erweiterten Bauplänen für die Ex-Kaserne möchte Söder ein „qualitatives Signal“ in München setzen.

Ein Deckel auf die Ausfallstraße

Unterstützung erhält der designierte Regierungschef jetzt von der Münchner Stadtrats-CSU. Sie hat sich ebenfalls Gedanken über das ehemalige Militärgelände gemacht. In einem Antrag fordern die Abgeordneten den Stadtrat auf, den Teil der Tegernseer Landstraße, der durch das Gelände führt, zu überdachen und dadurch zusätzlichen Platz für Wohngebäude zu gewinnen. Bislang verläuft die Straße in einer Unterführung, dem sogenannten McGraw-Graben, durch das Gelände. Durch die Überdachung, schreibt die CSU-Fraktion, könnten „die beiden Zufahrten, die jetzt auf beiden Seiten des Grabens geführt werden, auf den Deckel verlegt werden, um so die bebaubaren Flächen auf beiden Seiten zu vergrößern“. Von der Überdachung der viel befahrenen Straße verspricht sich die CSU-Stadtratsfraktion zudem eine Reduzierung von Lärm und Dreck für die Anwohner.

Unterstützung durch den Freistaat

Weil der Freistaat von diesen zusätzlichen Flächen profitiere, erwartet CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl im Gegenzug, dass sich die Staatsregierung an den Kosten für den Deckel beteiligt. Vor Jahren waren ähnliche Pläne noch an der Finanzierung gescheitert. Jetzt sieht die CSU gute Chancen, die Überdachung zu realisieren. „Wir fordern die Verwaltung auf, Planungen voranzutreiben und mit dem Freistaat in Gespräche einzutreten“, sagt Pretzl.