Der Bestand von Wildschweinen soll deutlich reduziert werden, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. (Bild: Imago/blickwinkel/A. Hartl)
Tierseuche

Kampf gegen die Schweinepest

Wegen der Afrikanischen Schweinepest, die in Polen und Tschechien kursiert und auf Deutschland überzugreifen droht, soll nun gezielt gegen Wildschweine vorgegangen werden. Damit soll die Ausbreitung der Tierseuche verhindert werden.

Wegen der Afrikanischen Schweinepest, die in Polen und Tschechien kursiert und auf Deutschland überzugreifen droht, fordert der Bauernverband den Abschuss von 70 Prozent der Wildschweine in Deutschland. Der Vizepräsident des Bauernverbandes, Werner Schwarz, sagte der Rheinischen Post, dafür müsse auch die Tötung von Muttertieren und Frischlingen erlaubt werden.

Eine intelligente Reduzierung des Wildschweinbestandes spielt eine zentrale Rolle bei der Prävention.

Christian Schmidt, Bundesagrarminister

Agrarminister Christian Schmidt (CSU) stimmte dem zu. „Eine intelligente Reduzierung des Wildschweinbestandes spielt eine zentrale Rolle bei der Prävention“, sagte er. Um das Ziel der Bestandsreduzierung zu erreichen, müssten auch die Schonzeiten für Wildschweine aufgehoben werden.

Ein Virus breitet sich aus

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hatte in einer Bewertung zur Verringerung des Risikos einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest ebenfalls empfohlen, die Wildschweinbestände drastisch zu reduzieren. Die Gefahr einer Einschleppung nach Deutschland ist angesichts neuer Fälle in Polen und Tschechien weiter hoch. Im Südosten Tschechiens wurden bereits 202 infizierte Wildschweine gemeldet. Auch Menschen könnten die Erreger einschleppen, etwa über den Fernverkehr. An Lastwagen haftende Viren bleiben noch tagelang ansteckend. 2007 wurden erste Fälle in Georgien gemeldet, wo die Erreger aus Afrika eingebracht wurden, vermutlich über infizierte Speiseabfälle.

Der Erreger ist für den Menschen ungefährlich. Bei Haus- und Wildschweinen verläuft die Erkrankung aber in fast allen Fällen tödlich. Es gibt keinen Impfstoff und keine Therapie gegen die Seuche. Ist ein befallenes Tier im Stall, müssen alle anderen gekeult werden.

Mais-Monokulturen fördern Wildschweinnachwuchs

Der Deutsche Jagdverband (DJV) forderte von den Bauern mehr Schneisen vor allem in Maisfeldern: für höhere Abschusszahlen bei Wildschweinen. Solche 15 bis 20 Meter breiten Streifen in den Feldern erleichterten die Jagd erheblich, sagte Torsten Reinwald, Sprecher und stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes, der dpa. Schon bei der bevorstehenden Aussaat im Frühjahr sollten Landwirte gezielt Jagdschneisen anlegen.

Derzeit legten viele Landwirte wegen bürokratischer Hürden keine Jagdschneisen an. Würden auf den Streifen Wildkräuter ausgesät und Ende Juli für Biogasanlagen geerntet, bringe das Landwirt, Jäger, Brutvögeln und Insektenvielfalt etwas. „Die Wildschweine gehen Ende Juli in den Mais, dann helfen die kahlen, hellen Streifen beim Abschuss“, erklärte Reinwald. Die Streifen gälten aber nicht mehr als ökologische Vorrangflächen, wenn sie abgeerntet würden. Zudem müssten Landwirte die Gesamtfläche solcher parallel oder kreuzförmig angelegten Jagdschneisen oftmals exakt angeben, was viel Rechnerei bedeute. „Die Politik muss da Lösungen präsentieren.“ Der Getreideertrag pro Fläche sei heute fast dreimal so hoch wie vor etwa 60 Jahren. „Das bedeutet dreimal mehr kalorienreiches Futter für Wildschweine. Zudem hat sich die Anbaufläche von Raps und Mais um etwa das 26-Fache vergrößert“, so Reinwald.

Seit der Anbau von Mais und Raps in Deutschland stark zugenommen hat, kommen die Jäger bei den Wildschweinen nicht mehr hinterher.

Moritz Klose, WWF

Auch aus Sicht der Umweltschutzorganisation WWF ist die starke Zunahme beim Schwarzwild hausgemacht. „Seit der Anbau von Mais und Raps in Deutschland stark zugenommen hat, kommen die Jäger bei den Wildschweinen nicht mehr hinterher“, erklärte WWF-Wildtierexperte Moritz Klose kürzlich. „In den Mais- und Rapswüsten fühlen sich die Schwarzkittel besonders wohl, dort finden sie jede Menge energiereiches Futter und gute Deckung. Obwohl jährlich mehr als eine halbe Million Wildschweine erlegt werden, wächst ihre Zahl daher kontinuierlich.“

Fast 600.000 Wildschweine erlegt

Der Jagdverband appellierte an die Jäger, vor allem junge Wildschweine zu erlegen. Diese trügen maßgeblich zur Fortpflanzung bei. Im zurückliegenden Jagdjahr erlegten Deutschlands Jäger 589.417 Wildschweine oder fanden sie verendet auf (4 Prozent), wie der DJV mitteilte. „Das ist der vierthöchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1930er Jahren.“

Die Tiere werden bereits seit Jahren verstärkt bejagt, weil sie große Schäden im Wald und auf den Äckern anrichten.

Bayern handelt

Die bayerische Staatsregierung hat auf Vorschlag der CSU-Landtagsfraktion zum Jahresende ein Gesamtpaket zur Prävention gegen die Afrikanische Schweinepest beschlossen. Unter anderem sollen Jäger mit Prämien motiviert werden, mehr Wildschweine zu schießen. Für das Erlegen von bestimmten Wildschweinen sollen Jäger eine zusätzliche Vergütung in Höhe von 20 Euro erhalten. Ziel ist es, die bayerischen Hausschweinbestände zu schützen.

Zur Prävention ist ein bayernweites koordiniertes und zielgerichtetes Vorgehen von Behörden und Verbänden notwendig – besonders in der Nähe der Grenze zu Tschechien. Das Maßnahmenpaket umfasst deshalb auch mehrsprachige Aufklärungskampagnen, gezielte Kontrollen der Veterinärbehörden und weitere Schritte zur Senkung des Einschleppungsrisikos wie Hygienemaßnahmen. Insgesamt stehen bis Ende 2018 für das Anreizprogramm 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Im Sinne eines Frühwarnsystems werden außerdem verendet aufgefundene Wildschweine auf ASP-Viren untersucht. Auch hierfür gibt es eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 20 Euro pro Tier. Zudem hat das Umweltministerium bereits im Sommer einen Koordinierungskreis aus Vertretern von Behörden und Verbänden zum Informationsaustausch eingerichtet.