Ruhstorf soll sich zum Impulsgeber für den Agrarsektor entwickeln. (Bild: Imago/Westend61)
Landwirtschaft

Zukunftswerkstatt für Bauern

Insgesamt 200 hochqualifizierte Experten sollen in den kommenden zehn Jahren in einer neuen Zweigstelle der Landesanstalt für Landwirtschaft in Ruhstorf arbeiten. Die Einrichtung soll auch die niederbayerische Region wirtschaftlich stärken.

Südlich von Passau sollen schon bald Experten die Zukunft der bayerischen Landwirtschaft erforschen. Im niederbayerischen Ruhstorf an der Rott will die Staatsregierung eine Zweigstelle der Landesanstalt für Landwirtschaft mit 200 hoch qualifizierten Mitarbeitern gründen. Dies hat das Kabinett jetzt beschlossen. „Wir werden in Ruhstorf ein bundesweit einzigartiges Forschungs- und Innovationszentrum für die Landwirtschaft aufbauen, das Strahlkraft weit über die bayerischen Grenzen hinaus entwickelt“, sagte Agrarminister Helmut Brunner.

Ruhstorf soll Impulsgeber für den Agrarsektor in Bayern werden.

Helmut Brunner, bayerischer Landwirtschaftsminister

Ziel sei unter anderem, durch enge Verknüpfung von Forschung, Wirtschaft und Praxis Lösungen für eine auf Dauer konkurrenzfähige bäuerliche Landwirtschaft zu entwickeln. „Ruhstorf soll zu einer Zukunftswerkstatt und zu einem Impulsgeber für den gesamten Agrarsektor in Bayern und darüber hinaus werden“, so der Minister.

Was passiert in Ruhstorf?

In Kürze werden die ersten fünf Beschäftigten im Technologiezentrum Energie in Ruhstorf ihre Arbeit aufnehmen. Im kommenden Jahr sollen dort für eine Übergangsphase bis zu 30 Mitarbeiter tätig sein. Um genügend Personal für die neue Zweigstelle zu gewinnen werden, zum 1. Januar 2019 die landesweit sieben landwirtschaftlichen Lehr-, Versuchs- und Fachzentren sowie sieben Versuchsstationen in einen Staatsbetrieb umgewandelt. Die Einrichtung der Zweigstelle mit 200 Beschäftigten soll bis circa 2025 abgeschlossen sein. Folgende Arbeitsschwerpunkte sind geplant:

  • Ökosystemforschung: Geplant sind Projekte zu Ressourcenschutz und Biodiversität. Dazu sollen Landschaftsstrukturen angelegt und Demonstrationsflächen betrieben werden, alles unterstützt durch Online-Monitoring.
  • Digitalisierung und neue Technologien: Um die zunehmenden Datenmengen in der Landwirtschaft erfassen und auswerten zu können, soll ein Analyse- und Entwicklungszentrum aufgebaut und mit den Versuchsstationen vernetzt werden. Gemeinsam mit Unternehmern sollen so neue Anwendungsmöglichkeiten in der Agrarwirtschaft geprüft werden.
  • Neue Einkommensstandbeine: Ein „Kompetenzzentrum für die Einkommensdiversifizierung“ soll Landwirten konkrete Hilfestellungen für den Aufbau neuer Geschäftsbereiche zur Verfügung zu stellen.
  • Wissenstransfer: Ruhstorf soll zu einem „Zentrum für digitales Lernen“ werden. Dazu sollen Daten für die landesweite Bildung und Beratung im Agrarbereich dort aufbereitet werden. Geplant ist zudem ein Seminarzentrum.

Standortkonzept für die Region

Die Staatsregierung entwickelt bereits seit längerer Zeit Konzepte, um die Region zu stärken. Im Juli 2016 hatte der Elektrokonzern Siemens angekündigt, im Werk in Ruhstorf Hunderte Mitarbeiter abzubauen. Die Zahl konkretisierte sich später auf 560 – mehr als die Hälfte aller Beschäftigten am Standort. Um neue Perspektiven für die Mitarbeiter zu finden, erarbeiteten das Wirtschaftsministerium und der Landkreis Pläne, wie neue Firmen angesiedelt werden könnten.