Die Kamera direkt am Marienplatz bleibt für viele Besucher unentdeckt. (Bild: AS)
Sicherheit

Die Täter im Bild

Mit Hilfe von biometrischer Gesichtserkennung kommt die bayerische Polizei immer mehr Kriminellen auf die Spur. Innenminister Joachim Herrmann will das Programm ausbauen und zudem mehr Videoüberwachung an gefährdeten Orten.

Immer mehr Tatverdächtige werden in Bayern durch biometrische Gesichtserkennung ermittelt – und es sollen noch mehr werden. Innenminister Joachim Herrmann will die Videoauswertung bei der Polizei verstärken. „Zur intensiveren Täterfahndung werden wir vor allem die biometrische Gesichtserkennung weiter ausbauen“, kündigte der Minister jetzt an. „Wir haben damit ausgezeichnete Erfahrungen gemacht.“

Laut Herrmann begann das Bayerische Landeskriminalamt im Jahr 2008 als damals erstes Bundesland ein Gesichtserkennungssystem des Bundeskriminalamts zu nutzen. 2010 konnten damit bayernweit zehn Tatverdächtige ermittelt werden. 2016 waren es schon 82, und in den ersten zehn Monaten 2017 gibt es bereits 83 identifizierte Tatverdächtige.

Straftäter und Terroristen machen vor nationalen Grenzen und Zuständigkeiten keinen Halt.

Innenminister Joachim Herrmann

„Derzeit arbeiten wir daran, Bild- und Videodaten nach Tatverdächtigen automatisiert auszuwerten“, sagt Herrmann. Dazu stehe das Bayerische Landeskriminalamt in engem Kontakt mit Forschungseinrichtungen, Sicherheitsunternehmen und nationalen sowie internationalen Polizeibehörden. Unter anderem wird aktuell im Rahmen eines Pilotversuchs eine Software für automatisierte Recherchen getestet. Bislang sei es noch erforderlich, aus dem sichergestellten Bild- und Videomaterial manuell Einzelbilder herauszunehmen und zum Teil digital zu bearbeiten.

Kameras liefern Hinweise

Weil Überwachungskameras immer häufiger zum Einsatz kämen, steige die Wahrscheinlichkeit, dass Straftäter bei ihrer Tat aufgezeichnet werden, so Herrmann. „Oft liefern uns Zeugen durch selbst gefertigte Aufnahmen des Täters mit ihrem Handy oder Gewerbetreibende mit ihrer fest installierten Überwachungsanlage den entscheidenden Hinweis zur Festnahme eines Straftäters“, erklärt der Minister. „Wir haben deshalb das für entsprechende Rechercheaufträge zuständige Sachgebiet ‚Personenfahndung‘ beim Landeskriminalamt seit 2008 schrittweise personell und technisch weiter verstärkt, unter anderem durch vier zusätzliche Lichtbildexperten mit Spezialausbildung beim Bundeskriminalamt.“

Um einen Tatverdächtigen anhand von Bild- oder Videoaufzeichnungen identifizieren zu können, müssen die Ermittler aber auf Vergleichsbilder in den polizeilichen Datenbanken zugreifen können. „Nur wenn der Täter bereits im Vorfeld von der Polizei erkennungsdienstlich behandelt wurde, können die Aufnahmen bei einer neuen Tat zugeordnet werden“, so Herrmann. Eine enge Vernetzung relevanter Datenbanken aller EU-Mitgliedsstaaten sei daher nötig.

Videoüberwachung wird ausgebaut

„Straftäter und Terroristen machen vor nationalen Grenzen und Zuständigkeiten keinen Halt“, warnt Herrmann. Er fordert, dass künftig auch Fotos von illegal eingereisten Personen oder Asylbewerbern gespeichert werden, damit diese später zur Aufklärung von Straftaten genutzt werden können.

Herrmann will zudem die Videoüberwachung weiter ausbauen. Dies solle aber nur dort geschehen, wo es für mehr Sicherheit zwingend erforderlich sei. Bayerns Innenminister nennt den Öffentlichen Personenverkehr oder Gebäude wie Einkaufszentren und Konzerthallen als Beispiele. „Das hilft unserer Polizei ganz entscheidend bei der Fahndung nach Kriminellen oder auch bei möglichen terroristischen Anschlägen“, sagt Herrmann. „Zusätzlich stärkt die Videoüberwachung das Sicherheitsgefühl und kann abschreckend auf potentielle Straftäter wirken.“