Im Wahlkampf besuchte Stefan Ebner unter anderem 80 heimische Betriebe. (Bild: Ebner)
Regen

Herzblut für die Region

Eine verlorene Wahl ist eine herbe Enttäuschung. CSU-Landratskandidat Stefan Ebner steckt trotz der Wahlniederlage im Landkreis Regen voller Tatendrang. Was hätte er im Wahlkampf anders machen können und wie geht die Reise weiter?

Rita Röhrl (SPD) wird Landrätin des Landkreises Regen und Nachfolgerin ihres Parteikollegen Michael Adam. In der Stichwahl am 8. Oktober setzte sie sich mit 54,10 Prozent der Stimmen gegen den CSU-Kontrahenten Stefan Ebner durch. Ebner erhielt 45,90 Prozent der Stimmen. Der BAYERNKURIER hat mit ihm über den Ausgang der Wahl und seine Zukunftspläne gesprochen.

Warum konnten Sie sich in der Stichwahl nicht gegen Ihre Kontrahentin durchsetzen?

Ich bin gegen die wahrscheinlich profilierteste Kommunalpolitikerin der SPD in ganz Niederbayern angetreten. Frau Röhrl ist seit 27 Jahren angesehene Bürgermeisterin, sitzt seit 30 Jahren im Bezirkstag, macht seit 40 Jahren Kommunalpolitik, jeder im Landkreis kennt sie. Sie ist auch sehr beliebt und diesen Vorsprung, den sie an Bekanntheit hatte, konnte ich nicht innerhalb von sechs Monaten aufholen.

Hätten Sie im Wahlkampf etwas anders machen müssen?

Wir haben alles getan, wir waren sehr fleißig und es wäre nicht mehr Einsatz möglich gewesen. Das war – unabhängig davon, wie das Ergebnis ausgeht – meine persönliche Maßgabe: Dass ich mit mir selber im Reinen bin. Deswegen mache ich mir keine Vorwürfe. Vielleicht hätte man von Anfang an die Unterschiede stärker betonen müssen. Beispielsweise die Tatsache, dass Frau Röhrl aufgrund ihres Alters nur für eine Periode Landrätin bleiben kann. Das heißt, sie kann dem Landkreis keine langfristige personelle Perspektive bieten. Aber insgesamt können wir mit dem Wahlkampf sehr zufrieden sein, auch mein Team kann sehr stolz auf sich sein. Die haben alles gegeben und ich glaube nicht, dass wir Fehler gemacht haben. Das Ergebnis hängt mit der enormen Popularität meiner Gegenkandidatin zusammen.

Wie verarbeiten Sie die Niederlage?

Natürlich ist es eine Enttäuschung, wenn man so lange auf ein Ziel hinarbeitet und viel Leidenschaft, Zeit, Geld und Herzblut investiert hat. Aber ich sage auch: Ich habe 46 Prozent geholt, das ist ein Ergebnis mit dem ich leben kann und ich kann mit erhobenem Haupt vom Spielfeld gehen. Ich sehe das positiv. Ich habe sehr viele Eindrücke, Erfahrungen und Wissen gewonnen in diesen Monaten. Ich habe neue Netzwerke geknüpft, was ganz fantastisch ist. Das einzige, was ich verloren habe, ist eine Abstimmung. Mit der Geisteshaltung schließe ich das jetzt ab.

Wie geht es ab sofort für Sie weiter?

Ich werde jetzt erst einmal zwei Wochen Urlaub in Südafrika machen und dann wieder zurück ins Berufsleben, in die Wirtschaft, gehen. Dort arbeite ich für ein Unternehmen, das junge Gründer bei der Verwirklichung ihrer Idee unterstützt. Nebenher werde ich mit voller Leidenschaft ehrenamtlich als CSU-Kreisvorsitzender und Kreisrat Politik machen. Aber jetzt mit einer viel größeren politischen Reife, als noch vor einem halben Jahr. Denn ich habe in diesem Wahlkampf meine Heimat und die Menschen in einer ganz anderen Intensität erlebt. Wenn Sie in wenigen Wochen unter anderem 80 heimische Betriebe besuchen, vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum multinationalen Unternehmen, kriegen Sie einen viel tieferen Einblick, als wenn man als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker nebenher unterwegs ist. Da habe ich viel gelernt und gleichzeitig hat mich das tolle Potential beeindruckt, das in vielen Bereichen in unserer Region schlummert.

Eines Ihrer langfristigen Ziele im Wahlkampf lautete, das Image der Region zu verbessern – wie wollen Sie das jetzt erreichen?

Mit Ideen! Da bin ich auch offen dafür, Frau Röhrl bei dem Thema zu unterstützen. Sie hat das für sich noch nicht so erkannt, dass das Image der Region ein großes Problem ist, und da bin ich gerne bereit, meinen Input zu liefern.

Werden Sie noch einmal kandidieren?

Das ist jetzt Zukunftsmusik, ich werde auf jeden Fall ein politischer Mensch bleiben. Ob ich noch einmal für irgendein Amt kandidiere, möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

Die Wahl

Die Wahlbeteiligung lag in der Stichwahl bei 56,17 Prozent und war damit deutlich geringer als noch im ersten Wahlgang vor zwei Wochen. Da hatten 44.967 Landkreisbürger gewählt, also knapp 70 Prozent der Stimmberechtigten. In der Stichwahl haben nur 35.446 Wahlberechtigte ihre Stimme abgegeben.

Im ersten Wahlgang am 24. September bekam Röhrl 46,89 Prozent der Stimmen, Ebner schaffte es auf 38,82 Prozent. Johann Müller (AfD) erhielt 8,28 Prozent, Jens Schlüter (Grüne) sechs Prozent.