Am Münchner Hauptbahnhof gibt es immer mehr Kriminalität. (Bild: Imago/ZUMAPress)
München

Hilfe am Hauptbahnhof

Die CSU will Menschen mit Alkoholproblemen helfen. Dazu unterstützt sie eine Initiative, die für Hilfsbedürftige eine Begegnungsstätte in der Nähe des Hauptbahnhofs schafft. Denn die Situation dort hat sich in letzter Zeit immer weiter verschärft.

Jeden Tag sind am Münchner Hauptbahnhof rund eine halbe Million Menschen unterwegs. Immer öfter kommt es dort jedoch zu Straftaten. So nahm die Gesamt-Kriminalität am Hauptbahnhof um rund 50 Prozent auf 4058 Fälle im vergangenen Jahr zu, laut Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums. Dabei seien viele Delikte aber reine Kontrollstraftaten. Das heißt, sie werden nur registriert, weil die Polizei präsenter ist.

München war und ist „die sicherste Millionenstadt“ Deutschlands. „Wir sind zum 41. Mal Deutscher Meister“, verkündete im März Polizeipräsident Hubertus Andrä stolz: „Nur“ 6128 Straftaten pro 100.000 Einwohner. In Köln, Hamburg und Frankfurt (nur 730.000 Einwohner) werden rund doppelt so viele Straftaten pro 100.000 Einwohner registriert, in Berlin sind es mit 15.700 sogar noch mehr. Dennoch: Das war für München ein Anstieg um 4,4 Prozent und etwa 20 Prozent davon entfielen auf den Bereich rund um den Hauptbahnhof.

Verwahrlosungstendenzen um den Bahnhof

Eine der Hauptursachen für die hohe Kriminalität ist der Alkoholmissbrauch. Deshalb gilt seit Januar 2017 ein Alkoholverbot ab 22 Uhr. Die Strafen sind saftig. Beim ersten Mal werden 75 Euro fällig. Danach steigt das Bußgeld weiter, ab der sechsten Anzeige sogar auf 1000 Euro.

Das Hauptbahnhof-Viertel braucht solche sozialen Projekte.

Richard Quaas, Innenstadtsprecher der CSU-Fraktion

Doch allein Verbote und Geldbußen reichen nicht. Denn die Szene wandert in die Bereiche rund um den Hauptbahnhof ab. So bestätigte der Leiter der Abteilung Verbrechensbekämpfung, Stefan Kastner: „Auf der Südseite das Bahnhofs gibt es Verwahrlosungstendenzen.“

Bereits im Oktober 2016 machte CSU-Landtagsabgeordneter Andreas Lorenz gemeinsam mit dem Verein „Südliches Bahnhofsviertel“ auf die Entwicklung aufmerksam. Jetzt hat die Fraktion einen Antrag gestellt, um die Gesellschaft „Träger Soziale Dienste Psychiatrie“ zu unterstützen.

Begegnungsstätte in der Lindwurmstraße

Der Träger errichtet derzeit im Rückgebäude der Lindwurmstraße 12 eine Kontakt- und Begegnungsstätte für Menschen mit Alkoholproblemen. Denn auch wenn im Hauptbahnhof Alkoholkonsum verboten ist, verbringen im unmittelbaren Umfeld viele Menschen ihren Tag gemeinsam mit exzessivem Trinken – was Passanten und Anwohner stört. „Diese Menschen jedoch zu vertreiben, würde die Problemzone nur verlagern, womit den teils schwer abhängigen Alkoholikern nicht geholfen wäre. Die Kontakt- und Begegnungsstätte für Menschen mit Alkoholproblemen bietet der Szene in der Nähe ein niederschwelliges Hilfsangebot“, sagt Stadtrat Richard Quaas, Innenstadtsprecher der CSU-Fraktion. Durch Unterstützung der Stadt könnte das Sozialprojekt wachsen und damit mehr Alkoholkranken unter die Arme greifen.

Das Bahnhofsviertel ist ja auch so etwas wie die Visitenkarte einer Stadt.

Andreas Lorenz, CSU-Landtagsabgeordneter

Die Stadt München prüft derzeit, mit welchen Mitteln – sowohl finanziell als auch räumlich – sie das Projekt unterstützt. Der Bezirk Oberbayern finanziert den Start der Initiative mit vorerst zehn Plätzen. Nehmen Hilfsbedürftige das Angebot an, soll es womöglich ausgeweitet werden.

Der CSU-Abgeordnete Lorenz kritisierte, dass es bislang in der Sicherheitsdebatte oft nur bei Ankündigungen geblieben sei. So kündigte Oberbürgermeister Reiter bereits im November 2016 den Abriss des Vordachs am Bahnhof an, unter dem sich häufig Trinker sammeln. Fakt ist jedoch, dass der sogenannte „Schwammerl“ bis heute immer noch steht. Andreas Lorenz ist hingegen aktiv geworden: „Ich habe mich mehrmals an unseren Innenminister und den Ministerpräsidenten gewandt, um eine rasche und deutliche Ausweitung der Videoüberwachung am Münchner Hauptbahnhof, aber auch an anderen Kriminalitätsschwerpunkten, voranzutreiben.“ Mit Erfolg: Die Münchner Polizei hat Ende Juli vier zusätzliche Videokameras am Hauptbahnhof installiert. „Das Bahnhofsviertel ist ja auch so etwas wie die Visitenkarte einer Stadt. Je sicherer und sauberer diese Gegend ist, desto wohler fühlen sich Münchner, Pendler und Touristen“, betonte Lorenz.