Ausnahme-Biathletin Laura Dahlmeier aus Garmisch-Partenkirchen. (Bild: Picture alliance)
Dialekt

Bairisch mit der Weltmeisterin

Mit der Biathletin Laura Dahlmeier hat der "Förderverein Bairische Sprache und Dialekte" eine neue Botschafterin für die bairische Sprache. Die 23-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen verzichtet auch in Interviews nicht auf ihren Dialekt und soll als neues Ehrenmitglied für die bayerische Mundart werben.

Laura Dahlmeier liebt die Alpen, den Ski und den Dialekt. Mit sieben Jahren hatte sie erstmals ein Biathlongewehr in der Hand. Doch viel früher schon hat sie Mundart gelernt und von klein auf mit ihrer Familie Bairisch gesprochen. Ein Grund dafür, dass die Weltmeisterin im Biathlon nun auch Ehrenmitglied im Förderverein Bairische Sprache und Dialekte (FBSD) ist. Es sei „einfach vorbildlich“, dass die Sportlerin aus dem Werdenfelser Land bei Interviews typische Redewendungen aus ihrer Heimat und weniger standarddeutsche Ausdrücke nutze, sagte Horst Münzinger, Vorsitzender des FBSD bei der Übergabe der Ehrenurkunde.

Kein Defizit für Mundartredner

Damit hat der Förderverein mit seinen insgesamt 3.300 Mitgliedern neben dem emeritierten Papst Benedikt XVI. und dem als „Dialektpapst“ bekannten Sprachwissenschaftler Ludwig Zehetner mit Laura Dahlmeier eine weitere Repräsentantin der bairischen Sprache als Ehrenmitglied in seinen Reihen. Mundart reden sei nicht selbstverständlich. Aus Sorge vor schulischen oder beruflichen Nachteilen untergraben Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, oft ihre Muttersprache. Doch mit Blick auf die beruflichen Werdegänge und Perspektiven der Vereinsehrenmitglieder könne von einem sprachlichen Defizit bei Mundartrednern nicht die Rede sein, sagte Münzinger.

Ein Defizit hat, wem Mundart oder Regionalsprache vorenthalten wurde und sich nur mit Einheitsdeutsch verständigen kann.

Horst Münzinger, Förderverein Bairische Sprache

Münzinger hofft, dass die Vorteile der Mehrsprachigkeit, Mundart neben Hochsprache, auch in der bayerischen Landes- und Kulturpolitik wahrgenommen werden. Ansonsten drohe der Verlust der Orts- und Regionalsprachen sowie die Verflachung des reichhaltigen kulturellen Bestands in Bayern. „Nur über die junge Generation, deren Sprachumfeld vor allem in Kindergärten und Schulen gestaltet wird, kann heimische Sprache und Mundart überliefert und erhalten werden“, sagte er. Einen ersten Vorstoß dazu gibt es inzwischen. Mit einem Sprachkurs in einem Münchner Kindergarten will Ex-Erzieherin Erika Marschall bereits die Jüngsten für die Mundart begeistern.

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Bairisch im Kindergarten: damit der Dialekt nicht ausstirbt

Einmal in der Woche gibt sie den Vier- bis Sechsjährigen im Kindergarten St. Franz Xaver im Stadtteil Trudering einen Bairisch-Sprachkurs. Denn Bairisch gehört inzwischen tatsächlich zu den bedrohten Sprachen. Wenn weniger als 30 Prozent der Kinder sie sprechen, ist das laut Unesco der Fall. Eine Studie dazu gibt es aus dem Jahr 1998. Danach sprachen in München nur rund eineinhalb Prozent der Kinder Bairisch. Marschall wundert das nicht. Die Kindergarten-Erzieherin hat in den vergangenen 16 Jahren nur ein Kind in der Gruppe gehabt, das Bairisch sprach. Das soll sich jetzt ändern. Lesen Sie mehr dazu: Bairisch für die Allerkleinsten.

Eine Bayerin an der Weltspitze

Laura Dahlmeier hat bereits sieben Gold-Medaillen seit 2015 bei Biathlon-Weltmeisterschaften errungen, davon jüngst fünf beim Wettbewerb in Hochfilzen. Zu Magdalena Neuners zwölf WM- und zwei Olympia-Goldstücken hat sie zwar noch ein Stückchen des Weges zu absolvieren, aber der 23-Jährigen bleibt noch viel Zeit im Spitzensport. Ihre zeitliche Kalkulation läuft ein bisschen länger als die ihrer Wallgauer Vor-Läuferin. „Wenn ich einmal aufhöre, bin ich vielleicht 30“, schätzt Dahlmeier.

Bis dahin will sie noch viele Erfolge erreichen, gutes Geld verdienen, um dann eine Ausbildung zu beginnen und ein Leben nach dem Sport zu starten. Lesen Sie mehr über die Biathletin aus Garmisch-Partenkirchen im aktuellen BAYERNKURIER-Magazin.