Was für Turnschuhe tragen Sie heute?
Nike, halbhohe.
Um Distanz zu den beiden Marken in Ihrem Fernsehfilm über die Industriellenfamilie Dassler zu demonstrieren?
Für die Neutralität. Bei unseren Recherche-Besuchen in Herzogenaurach vor den Dreharbeiten habe ich darauf geachtet, in der jeweiligen Firmenzentrale die richtigen Schuhe am Fuß zu haben.
Was haben Sie dort herausgefunden?
Das Gespräch mit den beiden Firmen, an denen die Gründerfamilien ja nicht mehr beteiligt sind, war uns wichtig. Wir wollten diesen Film möglichst nah an der Wahrheit erzählen. Die Brüder Adi und Rudi Dassler, das ist eine der größten deutschen Unternehmergeschichten. Sie waren Pioniere, später auch Rivalen. Dass sich die Fehde über Generationen fortsetzt, ist tragisch. Da wollten wir möglichst wenig fiktionalisieren.
Eine Reaktion auf die Kritik von Firmenseite auf die RTL-Produktion über die beiden Dasslers, die vor einem Jahr zu Ostern lief?
Die bezog sich vor allem auf die Historie im Dritten Reich. Nein, die Dreharbeiten liefen parallel. Da hätten wir nicht reagieren können, auch wenn sie dann ein Jahr vor uns liefen. Wir hatten einen anderen Ansatz – mit einer längeren Erzählspanne. Aber das Thema ist groß, es bietet genug Raum für zehn Filme.
Was ist so spannend an solchen Unternehmergeschichten? In den vergangenen Jahren gab es ähnliche TV-Mehrteiler über die Krupps, den Bayreuther Wagner-Clan, selbst die Puppenproduzentin Käthe Kruse.
Die Zuschauer lieben Erfolgsgeschichten – über Menschen, die gegen viele Widerstände Großes leisten. Themen aus unserer Heimat sind emotional besonders aufgeladen. Unser Land besitzt viele solcher Gründermythen, aber nur wenige haben eine so spannende Dramaturgie wie jene der Dasslers. Die beiden haben vor fast hundert Jahren mit ihren Sportschuhen angefangen – und heute trägt die ganze Welt Adidas und Puma.
Wie kam Ihnen Herzogenaurach vor?
Ein toller Kontrast. Ein relativ kleines Städtchen mit zwei Weltkonzernen. Beide Firmen haben Flagshipstores in New York oder Berlin, aber im Heimatort lebt im besten Sinne der Charme der bayerischen Provinz. Das hat viel zu tun mit dem Erfolg des deutschen Mittelstands, der genau aus solchen Regionen kommt. Die Kraft aus der Region. Unternehmertum, das sich nicht nur auf ein paar industrialisierte Metropolen konzentriert – das ist schon sehr typisch für Bayern, für die Bundesrepublik.
Haben sich Adidas und Puma an den Produktionskosten beteiligt?
Nein. Das würde nicht den Regularien des öffentlich-rechtlichen Fernsehens entsprechen. Und auch nicht unserem Bemühen um Objektivität. So richtig passt der Zweiteiler auch nicht in deren Image-Politik.
Nun sind Sie und Ihr Geschäftspartner Max Wiedemann zwar keine Brüder, aber was lässt sich aus dem Adi-Rudi-Konflikt für den Umgang mit Mitgesellschaftern lernen?
Das hat mich auch fasziniert, wie sich zwei Brüder so auseinanderdividieren können. Die Dasslers haben sehr gut zusammen funktioniert, solange Adi der Konstrukteur und Entwickler und Rudi der Verkäufer war. Max und ich sind jetzt seit fast dreißig Jahren gemeinsam unterwegs, kennen uns seit der 5. Klasse. Unsere Partnerschaft lebt von unseren unterschiedlichen Stärken und unserer Freundschaft. Wir erleben gerade eine große neue Ära des Fernsehens, in der auch wir uns als Pioniere versuchen. Vor fünf Jahren haben wir die erste deutsche Serie für einen Pay-TV-Sender gedreht, „Add a Friend“. Momentan produzieren wir die erste deutsche Serie für den Streamingdienst Netflix, „Dark“, die Ende des Jahres laufen wird.
Sendetermine
Die beiden Teile des Films „Die Dasslers“ laufen am Karfreitag (14. April) und am Karsamstag (15. April) jeweils um 20.15 Uhr in Das Erste.