Constantin Schreiber ruft zur Debatte darüber auf, was in deutschen Moscheen gepredigt wird. (Foto: Imago/Team2)
Moscheen

Verstörender Einblick

Der Journalist Constantin Schreiber hat monatelang Freitagspredigten in deutschen Moscheen besucht. Seine Erfahrungen fasst der Journalist im Buch "Inside Islam - Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird" zusammen, das jetzt erschienen ist. Schreibers Fazit ist ernüchternd.

Als Journalist hat Constantin Schreiber (37) für die Deutsche Welle aus dem Nahen Osten berichtet, mittlerweile moderiert er für die ARD unter anderem Ausgaben der „Tagesschau“. Monatelang hat Schreiber nun für sein Buch „Inside Islam“ und eine dreiteilige TV-Sendung „der moscheereport“ mehrere Moscheen in Deutschland besucht, jedoch bewusst keine als besonders radikal oder besonders liberal geltende. Einmal besuchte er selbst angemeldet mit Kamera die Moschee, dann sei nochmal jemand inkognito zur Kontrolle geschickt worden.

Viele junge Besucher

Nicht nur die vielen jungen Besucher seien Schreiber dabei aufgefallen, sondern vor allem die große Zahl der Gläubigen. „In keiner Moschee, die ich besucht habe, hat der Platz ausgereicht“, sagt Schreiber im Interview mit dem Münchner Merkur. Teilweise sei sogar in Schichten gepredigt worden. Damit widersprach er auch dem Bertelsmann Religionsmonitor, nach dem kaum noch oder nur noch meist ältere Muslime in die Moschee gingen.

Dieses ‚Bleibt unter euch‘ war fast immer dabei.

Constantin Schreiber, über die Predigten

Die Übersetzung der Predigten sei nicht einfach gewesen, so Schreiber in der Rheinischen Post: „Insbesondere die Übersetzung der arabischen Predigten war ausgesprochen schwierig, da sie sprachlich komplizierte textliche Gebilde darstellten. Da musste der Übersetzer schon ein gründliches religiöses Vorwissen mitbringen.“

Beunruhigende Inhalte

Weiter macht der Journalist auch die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Debatte deutlich. Denn: Oft waren die Inhalte der zufällig ausgewählten Predigten beunruhigend. Warum? „Weil die Themen und Bilder reduziert waren auf die Ansage, Muslime sollten unter sich bleiben. Teilweise stand das in Verbindung mit einer Sorge um die eigene Identität – teilweise war es aber auch gegen das Leben in Deutschland gerichtet“, sagt Schreiber im Merkur. Auch fielen Sätze wie: „Ihr könnt nicht Demokraten und Muslime sein“ oder „Deutschland will dich auslöschen“. Zwar sei keine Aggressivität zu spüren gewesen, aber besorgt zeigte sich Schreiber über die konservativen Predigten: „Dieses ‚Bleibt unter euch‘ war dagegen fast immer dabei. Man solle sich die Gottesfurcht bewahren und die eigenen Kinder streng religiös erziehen.“ In einer Predigt nach dem Berliner Weihnachtsmarktanschlag sei sogar die „Weihnachtsgefahr“ als größte aller Gefahren beschrieben worden. Viele Imame hätten kein oder kaum Deutsch gekonnt.

Die türkischen Predigten waren durchweg sehr politisch. Die arabischen Predigten waren weniger politisch, dafür sehr theologisch-spirituell und konservativ.

Constantin Schreiber

Im Interview mit dem Tagesspiegel wies Schreiber auf ein weiteres Problem hin: „In einer anderen Moschee wurde sehr offen gegen Jesiden, Armenier und Juden gehetzt, und als ich mit dem Imam geredet habe, hat er ganz offen gesagt, dass für ihn Jesiden Symbol der Barbarei seien und es in keinem Land der Welt Jesiden geben dürfe.“

Schreiber erkennt zudem einen Unterschied zwischen türkischen und arabischen Predigten, den er im Merkur so beschreibt: „Die türkischen Predigten waren durchweg sehr politisch. Die arabischen Predigten waren weniger politisch, dafür sehr theologisch-spirituell und konservativ.“

Schreiber im TV

Die beiden weiteren Ausgaben von Schreibers Sendung „der moscheereport“ laufen am Montag, 24. April, und Montag, am 22. Mai, jeweils 21.15 Uhr im Sender „tagesschau24“.