Noch ein bissl Luft nach oben: In der Augustiner-Festhalle kostete die Mass Helles im vergangenen Jahr 10,40 Euro. (Foto: Rainer Viertlböck, Bildband "Oktoberfest", Schirmer/Mosel)
Inland

Ein Bier-Deckel für das Oktoberfest

Mit einem neuen Konzept will Münchens Wiesn-Chef Josef Schmid die gestiegenen Sicherheitskosten auf die Festzelt-Wirte umlegen. Damit die Gastronomen dafür nicht ihre Gäste anzapfen, schlägt der Vizebürgermeister einen auf 10,70 Euro gedeckelten Preis für die Mass Bier vor.

Münchens Vizebürgermeister Josef Schmid geht mit einem neuen Konzept in die nächste Oktoberfest-Saison. Als Wirtschaftsreferent ist der CSU-Mann auch zuständig für die Wiesn – nun will er die finanziellen Abgaben für die Bierzeltwirte anders gestalten. Statt der bisherigen fixen Standmiete sollen sie künftig vier bis fünf Prozent ihres Umsatzes an die Stadt abführen. Damit sollen die erhöhten Kosten von fünf Millionen Euro für Schmids bereits 2016 erprobtes Sicherheitskonzept auf der Theresienwiese aufgefangen werden. „Auf einem Fest, auf dem 300 bis 400 Millionen Euro umgesetzt werden, soll nicht der Münchner Steuerzahler für die Sicherheit aufkommen“, argumentiert der Wiesn-Chef.

Die Wirte hatten der Stadt unter anderem eine Reservierungsgebühr von einem Euro vorgeschlagen, um die Mehrkosten für die Sicherheit so auf die Besucher zu verteilen.

Mass voll

Damit die Wirte ihre Mehrkosten aber nicht ungebremst an ihre Gäste weitergeben, möchte Schmid den Mass-Preis begrenzen. Für die Oktoberfeste 2017, 2018 und 2019 soll der Maximalpreis 10,70 Euro betragen – dem höchsten Preis, der vergangenes Jahr in den Zelten verlangt wurde. Bislang hatte die Stadtspitze stets behauptet, eine solche Bierpreis-Deckelung sei rechtlich nicht machbar. Schmid hat seine Beamten prüfen lassen und versichert nun, die Preisbremse sei „problemlos möglich“. Um den Ärger der Wirte zu bremsen, der nach der Veröffentlichung des neuen Konzepts unweigerlich aufkam, schlägt Schmid einen zusätzlichen Wiesn-Tag vor, 17 statt bisher 16 Festtage.

Ich will nicht, dass die gestiegenen Preise weiter jedes Jahr auf den Bierpreis aufgeschlagen werden.

Josef Schmid, Vizebürgermeister

Die veränderten Bedingungen auf der Festwiese hält der Urheber des Vorschlags für nötig, weil die Preisspirale sich immer weiter emporschraubt. „Der Charakter als Volksfest ist gefährdet“, glaubt Schmid. Er wolle, dass das Oktoberfest „zumindest halbwegs bezahlbar für die Münchner“ bleibe.

Wenn es stimmt, was die Zeitungen im Jahr 2014 über die Verdienstveröffentlichungen des damaligen Hippodrom-Wirtes Sepp Krätz in seinem Steuer-Prozess berichteten, dann verlässt ohnehin kein Wiesnwirt das Fest als armer Mann: angeblich 3,1 Millionen Euro Gewinn vor Steuern im Jahr 2013, sogar 3,3 Millionen im Jahr davor. Abzüglich der 968.000 Euro Steuern und 830.000 Euro für zum Beispiel Aufbau, Platzmiete und Versicherungen blieben rund 1,5 Millionen Euro. Und das Hippodrom war eines der kleineren Großzelte. Man muss allerdings berücksichtigen, dass dieser Gewinn auch für Investitionen und Instandsetzungen herhalten musste.

Der „Wiesn Visitor Price Index“ steigt und steigt

Wie stark die Preise auf der größten Kirmes der Welt steigen, zeigt der „Wiesn Visitor Price Index“, den die Unicredit-Bank jedes Jahr berechnet. Dieser setzt sich aus den Kosten für ein U- oder S-Bahn-Ticket, zwei Mass Bier und einem halben Hendl zusammen. In den vergangenen Jahren war dieser Index jeweils um 3,6 Prozent gestiegen – allerdings weniger Mass- als Hendl-getrieben, wie das Geldinstitut ausrechnet. So seien die Preise für’s Gickerl in den großen und kleinen Zelten im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent gestiegen. Die Bierpreis-Erhöhungen überstiegen dagegen die 3,9 Prozent in keinem der Zelte. Allerdings sei der Bier-Preis seit 1985 um 230 Prozent gewachsen. Überdurchschnittlich im Vergleich zur Inflation von 70 Prozent im selben Zeitraum.

Prompt regt sich Widerstand bei den Wirten. Weinzelt-Betreiber Stephan Kuffler fragt: „Trifft das wirklich nur die Wiesnwirte, oder werden den Fahrgeschäften ebenfalls die Preise gedeckelt?“ Zumindest eine Hendl-Preis-Obergrenze könnte beim Kostensenken auch weiterhelfen.