Unterwegs in der U-Bahn, in den Straßen, Parkanlagen oder auf dem Rathausplatz – viele Frauen fühlen sich an diesen Orten nicht mehr sicher. Eine repräsentative Umfrage von Infratest Dimap zum Sicherheitsgefühl in Deutschland hat ergeben, dass sich immerhin noch 75 Prozent der Deutschen auf öffentlichen Plätzen, Straßen oder Verkehrsmitteln sicher oder sogar sehr sicher fühlen. Anders ist es allerdings bei den Frauen. Knapp 30 Prozent von ihnen geben an, sich eher unsicher oder sehr unsicher zu fühlen. Unter den Männern sind es hingegen 20 Prozent. Fast die Hälfte der Frauen fühlt sich dabei von bestimmten Personengruppen bedroht. Männer vereinen mit einer leichten Mehrheit von 55 Prozent diese Annahme. 32 Prozent aller Befragten geben an, dass von Ausländern und Flüchtlingen die stärkste Bedrohung ausgehe, 13 Prozent zählen dazu Neonazis, 12 Prozent Jugendliche in Gruppen, 11 Prozent fühlen sich von Betrunkenen und vier Prozent von Fußballfans bedroht.
Frauen haben Angst vor Verletzungen
Das persönliche Sicherheitsgefühl beurteilen die Befragten anders, wenn sie nur nach den letzten zwei Jahren und nicht nach ihrem allgemeinen Sicherheitsgefühl gefragt werden. Jede dritte Frau (34 Prozent) gibt an, sich in den letzten zwei Jahren wegen der Zuwanderung zunehmend unsicher zu fühlen. Dieser Meinung sind auch 29 Prozent der Männer. Die größte Befürchtung haben die Befragten davor, dass etwas gestohlen wird (37 Prozent) oder dass sie ausgeraubt werden (23 Prozent). Immer mehr Frauen (17 Prozent) haben Angst vor Schlägen, Verletzungen oder sexuellen Belästigungen.
Immer mehr Menschen tragen Verteidigungswaffen
Seitdem immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind hat sich aber nicht nur das Sicherheitsgefühl, sondern auch das Verhalten der Deutschen geändert. So vermeiden 62 Prozent aller Frauen abends bestimmte Straßen, Parks oder Plätze – ein gutes Drittel davon (36 Prozent) gibt an, dies seit zwei Jahren häufiger zu tun.
Öffentliche Verkehrsmittel am Abend vermeidet jede dritte befragte Frau (31 Prozent). Annähernd die Hälfte von ihnen (45 Prozent) tut dies häufiger als vor zwei Jahren. Durch bestimmte Straßen, auf Plätze oder in Parks gehen sogar 62 Prozent der befragten Frauen nicht mehr am Abend. Ein gesteigertes Bedrohungsgefühl zeigt sich vor allem daran, dass 13 Prozent aller befragten Frauen Reizgas bei sich tragen – mehr als jeder Zweite aller Befragten (63 Prozent) hat häufiger als noch vor zwei Jahren Reizgas oder eine Waffe zur Verteidigung bei sich. Die repräsentative Umfrage von Infratest Dimap zum Sicherheitsgefühl in Deutschland wurde im Auftrag des NDR Politikmagazins „Panorama“ durchgeführt.
Gefühle basieren zwar nicht immer auf Fakten, aber erste Kriminalitätsstatistiken, beispielsweise des BKA, weisen auf eine tatsächlich erhöhte Kriminalität der Zuwanderer hin. Hinzu kamen Ereignisse wie der Jahreswechsel 2015/2016 in Köln und vielen anderen Städten sowie weitere Belästigungen beispielsweise in Bädern und bei Festivals – sowie nach Köln die vermehrte Berichterstattung darüber. Man kann also nicht sagen, diese gefühlte Unsicherheit der Bevölkerung beruhe nicht auch auf Tatsachen.
Vor- oder Nachteile durch die Zuwanderung?
Der ARD-Deutschlandtrend, ebenfalls durchgeführt von Infratest Dimap, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Drei Viertel der Bürger fühlen sich eher sicher, ein Viertel eher unsicher. Die größten Unsicherheitsgefühle haben mit 66 Prozent AfD-Anhänger, am sichersten fühlen sich 96 Prozent der Linke-Anhänger. Von den befragten Unionsanhängern fühlen sich 77 Prozent sicher in Deutschland.
Sorgen und Vorbehalte gegenüber der Zuwanderungspolitik werden auch in dieser Studie deutlich. 40 Prozent der Befragten nennen die Asylpolitik als wichtigstes politisches Thema, um das sich die Bundesregierung 2017 kümmern sollte. Als zweites nennen nur elf Prozent die Innenpolitik. Die Hälfte aller Befragten ist zudem der Meinung, Deutschland habe durch die Zuwanderung eher Nachteile. Ein Drittel ist vom Gegenteil überzeugt. Zwei Drittel sorgen sich darum, dass die Kriminalität in Deutschland ansteigen wird, über die Hälfte (55 Prozent) glaubt, der Einfluss des Islams werde zu stark.
Sicherheitskonzept für Bayern
Die bayerische Staatsregierung hat auf das zunehmende Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung reagiert und ein Sicherheitskonzept auf den Weg gebracht. Im Fokus stehen insbesondere Vorschläge zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus, der Wohnungseinbrüche und der Internetkriminalität. Hinzu kommen eine bessere Kontrolle und die Begrenzung des Asylbewerberzustroms nach Deutschland. Der Einfluss von Islamisten soll durch das Verbot der Finanzierung von Moscheen durch extremistische Organisationen bekämpft und Vereinsverbote konsequenter genutzt werden. Mehr dazu lesen Sie in dem Beitrag „Sicherheit stärken“.