Der VdK Bayern feiert sein 70-jähriges Jubiläum. (Bild: Toni Sahm/VdK Bayern)
70 Jahre VdK Bayern

„Schutzmacht der kleinen Leute“

Seit 70 Jahren setzt sich der Sozialverband VdK Bayern für die sozialpolitischen Interessen der Menschen ein. Ministerpräsident Horst Seehofer lobte die Organisation deshalb als "Schutzmacht der kleinen Leute" anlässlich der Jubiläumsfeier.

70 Jahre Sozialverband VdK Bayern – bei dem Festakt zum Jubiläum in München hat sich der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer für einen weiteren Ausbau der Mütterrente stark gemacht. Er forderte allen Müttern künftig drei Jahre für die Kindererziehung anzurechnen, unabhängig vom Geburtsdatum des Kindes. Damit verbessere sich die Rente von knapp zehn Millionen Frauen und erkenne ihre wichtige Lebensleistung an, sagte er. Seehofer bezeichnete den Verband, dem er 2005 selbst vorstand, als das „Gesicht des Sozialstaats Bayern“. Es gehe dem Verband darum, den Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen. Der Sozialverband VdK sei eine „Schutzmacht der kleinen Leute“.

Der VdK Bayern hat das menschliche Gesicht Bayerns entscheidend mitgeprägt. Ob es ums Renten- und Behindertenrecht geht, um Alten- und Sozialhilfe, um Pflegeversicherung oder Patientenschutz – der VdK klärt die Menschen über ihre Rechte und Pflichten auf und gibt den Schwachen und Alten eine starke Stimme. Das ist ein großartiger Dienst am Mitmenschen.

Horst Seehofer, bayerischer Ministerpräsident

Horst Seehofer forderte den VdK Bayern e.V. auf, sich auch künftig als soziale Stimme in politische Debatten einzubringen. Ursprünglich 1946 als eine Organisation ehemaliger Kriegsopfer gegründet, setzt sich der Verband heute als Dienstleister in der Sozialrechtsberatung und als sozialpolitischer Interessenvertreter ein.

Sozialpolitik als Gradmesser der Gesellschaft

Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung und VdK-Landesvorstandmitglied, Verena Bentele, Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Sozialministerin Emilia Müller waren unter den Ehrengästen. VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher wies in ihrer Rede auf die zentrale Bedeutung der sozialpolitischen Interessenvertretung hin. Denn Entscheidungen in der Renten-, Gesundheits-, Pflege- oder Behindertenpolitik beträfen die Menschen unmittelbar.

An unseren Mitgliedern sehen wir, welche Auswirkungen aktuell beispielsweise das sinkende Rentenniveau, die steigenden Zusatzbeiträge in der Krankenversicherung oder ein zu knapp bemessener Grundsicherungssatz haben. Soziale Gerechtigkeit ist deshalb für uns kein theoretisches Konstrukt, sondern ein ganz konkretes Ziel, für das wir uns politisch einsetzen.

Ulrike Mascher, VdK-Landesvorsitzende

Durch den Einfluss des VdK ist die Mütterrenten angehoben, die Erwerbsminderungsrentner verbessert sowie die Pflegeversicherung neu organisiert worden. Seitdem erhalten Demenzpatienten und pflegende Angehörige höhere Leistungen. Das Engagement des Sozialverbands VdK sei aber kein Selbstzweck, betont Mascher: „Die Weiterentwicklung der Sozialpolitik ist ein Gradmesser für die Entwicklung einer humanen und demokratischen Gesellschaft.“

Sozialverband ist ein „Münchner Kindl“

VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder kündigte für die nächsten Jahre an, den Einfluss des VdK durch weiteres Mitgliederwachstum und mehr Präsenz in der Öffentlichkeit zu steigern. Ziel sei es, die größte soziale Bürgerbewegung für die kleinen Leute zu werden. Das Vertrauen in der Bevölkerung verdanke der VdK dabei seiner parteipolitischen, konfessionellen und finanziellen Unabhängigkeit, sagte Pausder. Im Vorfeld der Bundestagswahl werden sieben VdK-Großveranstaltungen in ganz Bayern mit Politikern stattfinden, die sich zu den VdK-Forderungen positionieren werden.

Soziale Gerechtigkeit schafft soziale Sicherheit und inneren Frieden. Und soziale Sicherheit beugt Kriminalität und Politikverdrossenheit vor.

Michael Pausder, VdK-Landesgeschäftsführer

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter erinnerte in seinem Grußwort an die Gründung des VdK in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Sozialverband ist „quasi ein Münchner Kindl“, sagte Reiter. Die Stadt München und der VdK treten nach seinen Worten gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft und den sozialen Ausgleich ein. Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Verena Bentele, lobte den Einsatz des VdK für Menschen mit  Behinderung im Rahmen seiner Kampagne „Weg mit den Barrieren!“.

Von der Selbsthilfeorganisation zum Sozialverband

Eine Bretterkiste mit einer einfachen Schreibmaschine: So sah die erste Büroausstattung des VdK Bayern vor 70 Jahren vielerorts aus.

Noch ohne Genehmigung der Militärregierung begann im Juni 1945 in Rosenheim der spätere VdK-Präsident und Landesvorsitzende Karl Weishäupl mit der Beratung und Betreuung der Kriegsopfer. Im Juli 1945 wurde die erste „Beratungsstelle für Kriegsopfer in Bayern“ genehmigt. Am 29. November 1946 erteilte das zuständige Staatsministerium des Inneren dem „Verband der Körperbehinderten, Arbeitsinvaliden und deren Hinterbliebenen in Bayern e.V.“ die Zulassung. Bis Jahresende 1946 fanden die ersten tausend Mitglieder den Weg zu dem Verband. Die Zulassung des VdK Bayern war auch Initialzündung für die Gründung des VdK in den anderen Bundesländern. Dem Sozialverband gehören in Bayern etwa 660.000 Mitglieder an