Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Er ist derzeit auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). (Foto: Imago/epd)
Buß- und Bettag

EKD-Chef fordert Ende der Hassbotschaften

Zum Buß- und Bettag hat der bayerische evangelische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm die Verfasser von Hassbotschaften im Internet zur Umkehr aufgerufen. Die Schmähkritik in Sozialen Netzwerken verbreite sich „wie Gift in der Gemeinschaft“. Gleichzeitig forderte der Landesbischof, den Buß- und Bettag wieder als gesetzlichen Feiertag einzuführen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hat die Verfasser von Hasskommentaren im Internet zur Umkehr aufgerufen. Der evangelische Buß- und Bettag sei Anlass, „zur Besinnung zu kommen“ und sich neu auszurichten, sagte der bayerische Landesbischof in seiner Predigt in der Münchner St. Matthäuskirche. Drohungen und Hass-Botschaften verbreiteten sich derzeit im Internet wie ein Virus. „Sie verbreiten sich wie Gift in einer Gemeinschaft, die wir ‚Soziale Medien‘ nennen, weil sie eigentlich dazu gedacht waren, Menschen in Kommunikation miteinander zu bringen.“

Bedford-Strohm berichtete von einem wüsten Kommentar auf seiner Facebook-Seite, für den sich der Autor später bei ihm entschuldigt habe. Dies sei für ihn eine „große Hoffnungserfahrung“ und ein „Bußtagswunder“ gewesen, sagte der Oberhirte: „Ich hatte nicht mit einer solchen Geste gerechnet. Ich hatte einem wüsten Facebook-Kommentator diese Veränderung nicht zugetraut. Weil ich nur die Haltung und nicht den Menschen gesehen habe.“

Wiedereinführung des gesetzlichen Feiertags gefordert

Gleichzeitig betonte Bedford-Strohm, er halte die Wiedereinführung des Buß- und Bettags als gesetzlichen Feiertag für sinnvoll. „Der Buß- und Bettag wäre ein guter Feiertag, an dem die Menschen zur Besinnung kommen könnten“, sagte er im Bayerischen Rundfunk (BR).  Das Land brauche dringend einen solchen Tag. Im Jahr 1995 wurde der Buß- und Bettag in allen Bundesländern außer in Sachsen als arbeitsfreier Tag ersatzlos gestrichen – zu Gunsten der Finanzierung der damals eingeführten Pflegeversicherung. Seither haben in Bayern die Schulen geschlossen, alle anderen Bereiche haben aber normalen Arbeitstag.

Buße und In-sich-Gehen ist für jeden Menschen sehr wichtig. Dass wir Orte und Zeiten haben, wo wir über uns nachdenken.

Heinrich Bedford-Strohm, bayerischer evangelischer Landesbischof

„Es wäre ein starkes Zeichen für unsere Gesellschaft, wenn wir nach Jahrzehnten, in denen die Ökonomisierung immer weiter voran geschritten ist, jetzt mal als Gesellschaft bewusst sagen würden, wir wollen einen zusätzlichen Feiertag, um einander begegnen zu können“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende dem BR. Nach Jahrzehnten des Zuwachses an materiellem Wohlstand hätten viele Menschen das Gefühl, dass jetzt Zeit wäre für mehr „Beziehungswohlstand“.

Der Buß- und Bettag sei ein Tag der Buße – auch wenn dieses Wort für die Menschen in der Gegenwart fremd klinge, sagte Bedford-Strohm. „Buße und In-sich-Gehen ist für jeden Menschen sehr wichtig. Dass wir Orte und Zeiten haben, wo wir über uns nachdenken.“ Alternativ wäre auch der Reformationstag als dauerhafter gesetzlicher Feiertag denkbar, so der Landesbischof. Der Reformationstag ist 2017 einmalig zum 500. Jubiläum des Thesenanschlags von Martin Luther gesetzlicher Feiertag, sonst nicht.

Schulen haben geschlossen: Eltern sind häufig in der Bredouille

Da die Arbeitnehmer an diesem Tag arbeiten müssen, feiern viele evangelische Gemeinden erst abends einen Gottesdienst. Viele Familien stellt der Tag vor Probleme, da an diesem Tag zwar die Kinder schulfrei haben, die Eltern hingegen arbeiten müssen.

In der evangelischen Kirche war nach Abschaffung des Buß- und Bettags als gesetzlichem Feiertag starke interne Kritik an der Lobbyarbeit der Kirche in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn aufgekommen. Die Katholiken hätten für den Pfingstmontag, der ebenfalls in der Diskussion stand, offensichtlich sehr viel aktiver gekämpft als die Protestanten für den Buß- und Bettag.

(dpa/BR/wog)