Die CSU-Vizechefin Angelika Niebler lädt ein zur "Langen Nacht der Frauen". (Bild: Imago/Sven Simon)
US-Wahl

„Europa muss selbstbewusster werden“

Führende CSU-Politiker rufen nach dem Sieg von Donald Trump zu Besonnenheit und Geschlossenheit auf. Für die Europäische Union bedeute das Ergebnis der US-Wahl vor allem, sich künftig mehr auf die eigenen Stärken zu besinnen.

Führende CSU-Politiker reagieren zurückhaltend auf die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. Angelika Niebler, Vorsitzende der CSU-Europagruppe, warnt gegenüber dem Bayernkurier davor, jetzt übereilte Schlüsse zu ziehen oder gar nach einem „Krisengipfel“ zu rufen. „Das war kein Putsch, das war eine demokratische Entscheidung, die es zu respektieren gilt“, so Niebler. Jetzt gelte es abzuwarten, was sich unter einem Präsidenten Trump tatsächlich ändern werde. Sie erwarte in jedem Fall, dass es in der amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik zu Veränderungen kommen werde, die auch Europa beträfen. „Für Europa heißt das, wir müssen uns mehr auf unsere eigenen Stärken besinnen. Und wir müssen europäische Lösungen finden.“ In der Handelspolitik erwartet sie, dass die USA auch unter Donald Trump auf Partner in Europa angewiesen sein werden.

Weber spricht von einem „Weckruf“

CSU-Außenpolitiker Florian Hahn sieht in der US-Wahl ebenfalls ein Signal für Europa, künftig geschlossener zu handeln. „Wir brauchen mehr Europa im Großen“, sagte Hahn dem Bayernkurier. Der Bundestagsabgeordnete ist davon überzeugt, dass Europa mehr Verantwortung übernehmen muss. Die Amerikaner könnten angesichts der vielen Krisen und Konflikte nicht überall auf der Welt präsent sein. „Wir müssen uns schon um unsere eigenen Probleme kümmern“, sagte Hahn.

Die Botschaft für uns ist: Auf Europa kommt es in den kommenden Jahren an.

Manfred Weber

Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber wertet den Ausgang der US-Wahlen ebenfalls als Weckruf für Europa. „Die Botschaft für uns ist: Auf Europa kommt es in den kommenden Jahren an“, erklärte der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im Europaparlament. „Wir müssen selbstbewusster und stärker sein und mehr Verantwortung übernehmen. Wir wissen nicht, was wir von den USA weiter erwarten können.“ Die europäische Politik müsse die Sorgen und Ängste der Menschen stärker aufnehmen. „Wir dürfen das Feld nicht den Radikalen in aller Welt überlassen“, forderte Weber.

Wir müssen uns fragen, ob wir die Lebenswirklichkeiten der Menschen abbilden, ob wir nahe genug an den Menschen dran sind und ihre Probleme wahrnehmen.

Angelika Niebler

Auch Angelika Niebler erklärte, es sei wichtig das Wahlergebnis in den USA genau zu analysieren. „Wir müssen uns fragen, ob wir die Lebenswirklichkeiten der Menschen abbilden, ob wir nahe genug an den Menschen dran sind und ihre Probleme wahrnehmen.“ Florian Hahn zieht noch eine weitere Lehre aus der US-Wahl: „In den USA gab es einen Aufschwung, der aber an vielen Menschen vorbei ging. Umso wichtiger und richtiger ist es, dass die CSU neben aller Förderung von moderner Technologie und Digitalisierung auch das Soziale nicht vernachlässigt.“

Seehofer erinnert an Verantwortung für die ganze Welt

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer gratulierte Trump zum Wahlsieg: „Die Menschen in den Vereinigten Staaten von Amerika haben entschieden und Donald Trump gewählt. Sie haben ihm damit ihr Vertrauen ausgesprochen.“ In einer Welt der Herausforderungen, der Unordnung und der Bedrohungen durch Klimawandel, globale Fluchtbewegungen, kriegerische Auseinandersetzungen und islamistischem Terrorismus bedeute dieses Vertrauen nicht nur Verantwortung für die Vereinigten Staaten, sondern für die ganze Weltgemeinschaft. „Für die schwierigen Aufgaben, die jetzt vor Donald Trump liegen, wünsche ich politische Weitsicht, Mut zum Ausgleich, eine glückliche Hand und Gottes Segen“, sagte Seehofer.