Bayern zahlt viel und bekommt wenig: Ministerin Melanie Huml (CSU) tritt für ein faireres Krankenkassen-System ein. (Bild: Imago/R. Peters)
Beitragserhöhungen

Beitragsschock bei privaten Krankenkassen

Privat Krankenversicherte in Deutschland müssen mit deutlich steigenden Beiträgen rechnen. Um bis zu zwölf Prozent könnten die Beiträge ab dem kommenden Jahr steigen - das berichten mehrere Medien. Dabei könnten die Beiträge um bis zu 50 Euro pro Monat steigen. Schuld sind wohl die niedrigen Zinsen. Neun Millionen Versicherte sind betroffen.

Die knapp sechs Millionen privat Krankenversicherten in Deutschland müssen sich wohl auf massiv steigende Beiträge einstellen. Die Versicherung werde für sie im kommenden Jahr im Durchschnitt elf bis zwölf Prozent teurer. Das jedenfalls berichten die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Stuttgarter Zeitung und weitere Medien unter Berufung auf den Dachverband, den Verband der Privaten Krankenversicherungen. In einer offiziellen Stellungnahme von dort heißt es, die Versicherten müssten sich im kommenden Jahr voraussichtlich auf „außergewöhnliche Beitragsveränderungen“ einstellen.

Niedrigzinsen als Hauptgrund

Als Grund scheinen die dauerhaft niedrigen Zinsen die Erhöhungen für die Versicherungen notwendig zu machen. Das Niedrigzinsumfeld macht es auch den Versicherern schwer, Einnahmen am Kapitalmarkt zu erwirtschaften. Für die Versicherten könnte das jetzt richtig teuer werden: Zusatzkosten in Höhe von 50 Euro im Monat und mehr seien möglich, meldet die FAZ. Die Versicherungsnehmer sollen Anfang November darüber informiert werden, wie weit ihr persönlicher Beitrag steigt. In Deutschland sind derzeit etwa neun Millionen Menschen privat versichert.

„Was am Kapitalmarkt nicht zu erwirtschaften ist, muss durch eine Erhöhung der Vorsorge ausgeglichen werden“, heißt es in der Stellungnahme des Verbandes der Privaten Krankenversicherung. Dies sei gesetzlich vorgeschrieben – und davon seien Privatversicherte ebenso betroffen wie andere Sparer. Das heißt im Umkehrschluss: Ohne die Auswirkungen der Niedrigzinsen wäre die PKV-Beitragsentwicklung wohl bei weitem nicht so extrem ausgefallen. In den letzten Jahren war der Ausgabenanstieg der privaten Versicherungen in etwa gleich mit dem der Gesetzlichen gewesen.

Allerdings steigen auch die Kosten: Die Gesundheitsausgaben sind in Deutschland, verglichen mit 2013, durchschnittlich um 4,2 gestiegen, wie Berechnungen der Arbeitsgruppe „Gesundheitsökonomische Gesamtrechnungen der Länder“ ergaben.

CSU-Gesundheitspolitiker Nüßlein fordert Gegenmaßnahmen

Aus der Politik gibt es bislang nur vorsichtige Reaktionen. Die FAZ berichtet von Stimmen aus CDU und CSU, die sich jetzt durchaus Gesetzesänderungen vorstellen können, um die Beitragsentwicklung abzuschwächen. Der CSU-Gesundheitsexperte Georg Nüßlein etwa teilte mit, man müsse sich jetzt „insgesamt Gedanken machen, was wir für die neun Millionen Privatversicherten tun, die eben nicht alle gutverdienende Selbständige sind.“

Etwa die Hälfte der PKV-Kunden sind Beamte. Nüßlein mahnte an, dass Beitragsanpassungen leichter möglich gemacht werden müssten. Außerdem setzt er auf mehr Wettbewerb: So sollen die privaten Krankenversicherungen den Vorstellungen des CSU-Politikers zufolge künftig eigene Verträge mit Ärzten und Krankenhäusern abschließen können. Der sogenannte Standardtarif, in dem die Privaten dieselben Leistungen wie gesetzliche Versicherungen anbieten, soll außerdem für mehr Interessenten geöffnet werden.