Auf den Münchner Hausbergen tummeln sich am Wochenende Wanderer mit ehrgeizigen Zielen: dem Gipfel, meist gekennzeichnet durch ein Gipfelkreuz. Dort packen sie ihre Brotzeit aus, genießen den weiten Blick und raten, wie die benachbarten Gipfel heißen. Manch einer wählt, welche Bergeshöhe er als nächstes erklimmen will.
Überraschung am Prinzenkopf
Wer sich für das Gipfelkreuz am Prinzenkopf entscheidet, wird derzeit enttäuscht werden. Denn das Holzkreuz im Almgebiet zwischen Sylvensteinsee und Tirol ragt nicht majestätisch Richtung Himmel, sondern liegt neben der Eisenhalterung in der Wiese. Grund dafür ist nicht der letzte Sturm. Die Holzsplitter vom Stumpf ragen noch hervor. Das Kreuz krachte auf den Boden, als ein Unbekannter am letzten Juliwochenende das christliche Symbol mit einer Axt fällte.
Durchtrainiert, etwa 1,90 Meter groß, Mitte 30, dunkelhaarig – so beschreiben Resi und Anton Beilhack aus Gaißach den Täter. Die beiden hüteten an diesem Abend das Vieh auf der Ludernalm. Dann hörten sie Schläge, wie Eisen auf Holz krachte. Sie nahmen den Feldstecher und beobachteten den Fremden. Ein paar Minuten brauchte er, um das Gipfelkreuz zu fällen. Dabei machte der Mann komische Laute und brüstete sich, wie das Paar dem Münchner Merkur sagte. Anschließend ging der Unbekannte zur Alm und fragte mit ausländischem Akzent, wie er nach Fall komme. Einkehren wollte er nicht, dafür bellte der Hund des Hirten zu sehr.
Polizei steht vor Rätsel
Es sind bisher die einzigen Hinweise auf den Unbekannten. Josef Mayr, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Tölz, rätselt, was die Motive des Täters sein könnten. Vielleicht habe er etwas gegen das Christentum, schließlich sei das Gipfelkreuz ein Symbol der Christen, sagte er dem Bayernkurier. Aber das sind nur Spekulationen. Die Polizei setzt auf aufmerksame Wanderer.
Wir hoffen auf die Aufmerksamkeit der Wanderer. Hier gibt es so viele Gipfelkreuze, die können wir unmöglich alle bewachen.
Josef Mayr, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Tölz
Im Landkreis Bad-Tölz ist es der erste Vorfall dieser Art. Im Längental hingegen hackte ein Unbekannter das Kreuz an der Dudl-Alm bereits an Pfingsten um. Die beiden Fälle bringt die Polizei aber bisher nicht in Verbindung.
Ein Kreuz für den Prinzenkopf
Das Gipfelkreuz auf dem Prinzenkopf stellte der damalige Hirte vom Lärchkogel im Jahr 1982 auf. 2012 wurde das Kreuz erneuert. Georg Heiß, gebürtiger Lenggrieser, schaffte bei beiden Malen das Material zusammen mit Freunden den Berg hinauf. Das Kreuz am Prinzkopf will er auf jeden Fall erneuern, wie er dem Münchner Merkur sagte. Der Zimmerer meine, sie könnten das Abgehackte reparieren, berichtet Heiß.
Warum gibt es Gipfelkreuze?
Bereits die Römer haben Passübergänge und hohe Punkte auf Bergen markiert. Einige opferten den Göttern dort Münzen und Gold. Sie glaubten, dort würden sie ihnen am nächsten kommen. Aber wie kam es dazu, dass seit Jahrhunderten Gipfelkreuze errichtet werden? Einmal erinnern sie an Jesus Christus. Manche markieren auch einfach nur Alm- oder Gemeindegrenzen. Nach 1945 errichteten ehemalige Soldaten Kreuze als Dank für ihre Heimkehr oder als Erinnerung an gefallene Kameraden. Für die meisten Menschen sind Gipfelkreuze keine religiösen Symbole, sondern ein Hinweis darauf, dass an dieser Stelle der höchste Punkt – der Gipfel – ist.
Das Gipfelkreuz auf der Kampenwand, ein 1669 Meter hoher Berggipfel in den Chiemgauer Alpen, ist mit seinen zwölf Metern Höhe das höchste Bergkreuz in den Bayerischen Alpen. Das vergoldete Metallkreuz auf Bayerns höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, ist nur knapp fünf Meter hoch.