Bayerns designierter Ministerpräsident Markus Söder plauderte in Bad Tölz über Politik und Persönliches. (Foto: CSU)
Veranstaltung

Landesvater zum Anfassen

Auftakt der Gesprächsreihe „Söder persönlich“ in Bad Tölz: Der designierte Bayerische Ministerpräsident Markus Söder berichtet vor gut 300 Gästen über prägende Ereignisse seiner Jugend und seine Motivation, sich für seine Heimat einzusetzen.

Normalerweise laufen im Multiplex-Center in Bad Tölz die aktuellen Kinohits. Am Montagabend machte ein alternatives Programm den Blockbustern erfolgreich Konkurrenz. Bayerns designierter Ministerpräsident Markus Söder hatte geladen. „Söder persönlich“ heißt die Veranstaltungsreihe, in der Bayerns Bürger in den kommenden Monaten die Gelegenheit bekommen, den künftigen Landesvater aus der Nähe kennenzulernen. Zur Auftaktveranstaltung nutzten gut 300 Besucher im vollbesetzten Kinocenter die Möglichkeit, mehr über den Privatmenschen und Politiker Markus Söder zu erfahren.

Zwei linke Hände aber ein großes Mundwerk, das reicht höchstens für Pfarrer oder Politiker.

Markus Söder

Fast zwei Stunden sprach Bayerns Finanzminister über seine Hobbys („Radfahren und Schwimmen“), seinen Charakter („Ich bin stur und konsequent.“), seine Begeisterung für Star Trek („Die Humanität macht den Menschen in den Tiefen des Alls einzigartig.“) und seine Nürnberger Schulzeit („Auf einer Seite eine Brauerei, auf der anderen Seite das Nürnberger Gefängnis.“). Und er verriet den Besuchern in Bad Tölz, dass ihm sein Vater schon früh eine Karriere als Politiker prophezeit habe: „Zwei linke Hände, aber ein großes Mundwerk, das reicht höchstens für Pfarrer oder Politiker“, hätte Söder Senior über die Fähigkeiten seines Sohnes gesagt.

Der Glaube als Kraftquelle

Söder machte in Bad Tölz deutlich, dass für ihn das „C“ in CSU eine besondere Bedeutung habe: „Der Glaube gibt mir sehr viel Kraft.“ Die Gesellschaft sollte wieder solidarischer miteinander umgehe, wünschte sich der designierte Ministerpräsident. Von den christlichen Kirchen in Deutschland forderte er mehr Selbstbewusstsein. Das Kreuz habe in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Als religiöses Symbol stehe es für die Grundidee der Menschenwürde. Es sei daher nicht akzeptabel, dass in öffentlichen Gebäuden zunehmend Kreuze abgehängt werden. „Ich wünsche mir einfach, dass wir in unserem Land Bayern ein bisschen selbstbewusster sagen, was uns zusammenhält, was uns prägt.“

In Bayern sollen auch normale Bauern Zukunft haben, nicht nur Agrarfabriken.

Markus Söder

Aus der christlichen Lehre könnten wertvolle Lehren für das Leben und auch für die Politik gezogen werden. So habe er beispielsweise die Bedeutung von Palliativstationen wertschätzen gelernt, erzählte Söder: „Mein Vater ist 2002 gestorben, er hat das Bewusstsein verloren. Damals habe ich gemerkt: wenn Sie mit dem sprechen, dann haben Sie den Eindruck, dass der das hört.“ Söder will deshalb die Palliativmedizin ausbauen: „Den letzten Gang des Lebens sollte man in Würde gehen, so wie man das ganze Leben in Würde gelebt hat.“ Außerdem plant er, ein eigenes bayerisches Pflegegeld als Zeichen der Unterstützung einzuführen: „Das finde ich christlich und sozial“, sagte Söder.

Ein Amt auf Zeit

„Ich habe den Willen zu verändern. Es gibt viele Menschen, die gute Ideen haben, aber so wenige, die den Willen haben, die Dinge zu verändern. Das ist mein Ansatz“, betonte der Noch-Minister. Er schlägt unter anderem eine Begrenzung der Amtszeit des Bayerischen Ministerpräsidenten auf zwei Legislaturperioden vor: „Dieser Vorschlag ist revolutionär und sollte auch Vorbild für ganz Deutschland sein. Das wäre ein wichtiges Signal: Ein Amt braucht Ambition – und Macht braucht Begrenzung. In einer Demokratie braucht es immer wieder Wechsel und Erneuerung, Bayern sollte hier Vorreiter sein.“

Konsequenter Schutz der Grenzen

Als wichtige Aufgabe des Staates sieht Söder den Schutz der Landesgrenzen. Das Schengen-Abkommen fand Söder immer faszinierend: „Ich stand damals als junger Europaminister an der Grenze zu Rumänien und habe die Grenzpfähle entfernt. Ich habe Schengen so verstanden, dass zwar die Binnengrenzen entfernt werden, aber an den Außengrenzen die Grenzpfähle verstärkt werden.“ Die Flüchtlingskrise hätte aber gezeigt, dass an den Grenzen kein sicherer Zustand herrsche. In Zukunft soll der Grenzschutz wieder effizienter werden: Horst Seehofer werde als zukünftiger Bundesinnenminister für den Schutz der Bundesgrenzen zuständig sein. „Und Bayern steht mit seiner eigenen Grenzpolizei wenige Zentimeter dahinter“, so Söder.

Unser Staat glaubt an sein Recht und dieses Recht gilt für alle.

Markus Söder

Söder will sich darüber hinaus für eine Stärkung des Rechtsstaats einsetzen: „Unser Staat ist unglaublich konsequent im Inneren, beispielsweise bei der Verfolgung von Strafzetteln oder bei Steuerbescheiden.“ Es gebe allerdings viele Bürger, denen der Glaube an den Rechtsstaat verloren gegangen sei. Söder kritisierte, dass zehntausende Flüchtlinge ausreisepflichtig sind, aber Sammelabschiebungen immer noch schleppend durchgeführt werden. „Man kann den Menschen, die immer gearbeitet haben und etwas geleistet haben, nicht vermitteln, warum der Staat mehr Geld für Flüchtlinge ausgibt als für die Etats von Wirtschaft, Umwelt und Gesundheit zusammen. Wir müssen wieder mehr an die einheimische Bevölkerung denken.“