Die UN-Organisation kommt weltweit hungernden Menschen zur Hilfe. Ideen, wie das noch effektiver und nachhaltiger gestaltet werden kann, entwickeln nun kluge Köpfe in einer neu eröffneten Denkfabrik in München. (Bild: Imago/ITAR-TASS)
Welternährungsprogramm

Münchner Denkfabrik gegen den Hunger

Das Welternährungsprogramm (WFP) hat sich den Kampf gegen den globalen Hunger auf die Fahnen geschrieben. Weltweit haben rund 795 Millionen Menschen nicht genug zu essen. In München wurde nun eine Denkfabrik eröffnet, in der kluge Köpfe Ideen entwickeln, wie den Hungernden noch besser geholfen werden kann. Beteiligt sind neben Startups und Forschungseinrichtungen auch Bund und Freistaat.

„Bayern ist stolz, den Aufbau eines WFP-Büros in München zu unterstützen“, erklärte Helmut Brunner (CSU) bei der Eröffnung des sogenannten Innovation Accelerator an der Buttermelcherstraße. „Durch enge Zusammenarbeit mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Bayern können wir kluge und nachhaltige Lösungen für eine Welt ohne Hunger finden“, so der Bayerische Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Die derzeitigen Anstrengungen müssten beschleunigt werden, meinte auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Der Innovation Accelerator werde „das immense Potential freisetzen, das deutsche Universitäten, Forschungsinstitute, die Privatwirtschaft und die Entwicklungsgemeinschaft zu bieten haben.“

Bayern ist stolz, den Aufbau eines WFP-Büros in München zu unterstützen. Durch enge Zusammenarbeit mit Unternehmen und Forschungsinstituten in Bayern können wir kluge und nachhaltige Lösungen für eine Welt ohne Hunger finden.

Helmut Brunner, Bayrischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Deutschland ist laut Müller der zweitgrößte Geber in dem Programm gegen den Hunger. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ergänzte, dass Deutschland allein in diesem Jahr das WFP in Syrien und der Region mit der Rekordsumme von 570 Millionen Euro unterstütze. „Aber Nothilfe allein reicht nicht aus“, betonte der Außenminister. Mehr Schub soll jetzt die Denkfabrik in München bringen, die von den zwei Bundes- und dem Landesministerium unterstützt wird.

Hilfe mit Satellitendaten in Hungergebieten

Unter dem Einsatz modernster Technik werden nach Angaben der Verantwortlichen in den Räumen in München „Ideen für eine nachhaltige Hilfe konkretisiert“. Die Bedürfnisse der Hungernden würden dabei im Vordergrund stehen und alle Projekte zu einem frühen Zeitpunkt erprobt. Ein Partner in dem Programm ist zum Beispiel das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen, das vor allem im Bereich der Fernerkundung seine Erfahrungen einbringt. In der Vergangenheit haben die Forscher schon oft in Katastrophengebieten der Welt geholfen, indem sie aus aktuellen Satellitendaten Karten für die Helfer vor Ort erstellten. Für die Planung von Versorgungsflügen könnten Satellitendaten auch Aufschluss darüber geben, ob Nahrungsmittelrationen an den richtigen Stellen abgeworfen werden, nannten die Forscher nun eine mögliche Anwendung im WFP. Für die Zukunft stellten sie den Hilfsorganisationen zudem Unterstützung bei der dezentralen Energie- oder Wasserversorgung sowie noch bessere Satellitenkommunikationslösungen in Aussicht.

Essen und Geld für gemeinnützige Arbeit

Neben High-Tech-Anwendungen braucht das Welternährungsprogramm freilich auch in Zukunft sehr viel Geld: Hohe Nahrungsmittelpreise, immer längere Dürren und Überschwemmungen, Kriege und Konflikte führten dazu, dass heute so viel Nothilfe geleistet werden müsse wie nie zuvor heißt es. Zugleich wolle man aber auch Ernährungshilfe leisten, die der Schlüssel sei, um den Hunger weltweit zu besiegen. So erhalten etwa in sogenannten Food & Cash for Work-Projekten Bedürftige Geld oder Nahrungsmittel, wenn sie gemeinnützige Arbeit leisten: zum Beispiel für den Bau von Bewässerungskanälen, die in Zukunft die Ernährung ihres Dorfes sichern.

Mit Smartphone-App einen Tag ein Kind ernähren

Und das Spenden für Projekte gegen den weltweiten Hunger wird immer einfacher. Zum Beispiel mit der App „ShareTheMeal“ für das Smartphone. Mit nur einem Klick könne dabei für 40 Cent ein hungerndes Kind einen kompletten Tag ernährt werden, erklären die Verantwortlichen. Die App zeige dabei ganz genau, wo die Spenden eingesetzt werden. „ShareTheMeal“ startete im Juni 2015 als Pilotprojekt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mittlerweile ist die App weltweit verfügbar, mit den geteilten Mahlzeiten werden von nun an syrische Flüchtlingskinder in Jordanien unterstützt. Schon die Pilotphase im Sommer und Herbst war demnach sehr erfolgreich: Mehr als 120.000 Menschen spendeten via Smartphone 1,8 Millionen Mahlzeiten für Schulkinder im südafrikanischen Lesotho.

Das World Food Programme (WFP)

WFP ist Teil der Vereinten Nationen und finanziert sich ausschließlich aus freiwilligen Beiträgen von Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen. Seit 1961 verfolgt WFP die Vision einer Welt, in der jeder Mensch stets Zugang zu den Nahrungsmitteln hat, die für ein aktives und gesundes Leben notwendig sind. 2014 unterstützte die UN-Organisation mehr als 80 Millionen Hungernde in 82 Ländern mit Ernährungshilfe. Für WFP sind 11.300 Mitarbeiter im Einsatz, die meisten von ihnen leisten in entlegenen Gebieten direkte Hilfe an hungernden Menschen. Erklärtes Ziel ist es, bis 2030 eine Welt ohne Hunger zu erreichen.